Die ketogene Diät ist oftmals absolut angepriesen, um Fett zu verlieren. Natürlich wollen das auch die Ladies ausprobieren. Schließlich besteht das Leben einer Frau oftmals daraus, so ziemlich jede Diät zu testen.
Bei einigen Frauen stehen Kohlenhydrate mit ihrem Moralgefühl in Verbindung. Sie fühlen sich stolz, wenn sie ihre Kohlenhydrate beschränken und schuldig, wenn sie ihrem Verlangen nach Kohlenhydraten nachgeben. Andere wiederum können es sich nicht vorstellen, ihr tägliches Brot, ihre Haferflocken am Morgen, frisches Obst oder Kartoffeln aufzugeben.
Das Kohlenhydraträtsel
Seitdem die Atkins Diät im Jahr 1972 erstmals auf der Bildfläche erschien und im Jahr 1992 wieder in Mode kam, ist der “low Carb”-Trend ein fester Bestandteil der Schlagzeilen und stellt die fettarme Vollkornernährung in Frage. In den letzten Jahren ist die ketogene Diät aus den zwanziger Jahren der 20. Jahrhunderts wieder beliebt geworden und die Befürworter dieser Ernährungsform behaupten, dass der Mensch dafür geschaffen wurde, Fett als primäre Energiequelle zu verwenden. Viele schrecken bereits vor dem bloßen Gedanken an eine Sushi Rolle mit Reis oder eine Banane vor dem Training zurück. Eine typische ketogene Ernährung besteht aus 60-70% Fett, 20-30% Protein und 10-20% Kohlenhydrate oder weniger.
Auch wenn eine kohlenhydratarme Ernährung oder Diät ihre Kritiker hat, zeigen Wissenschaftliche Untersuchungen, dass ketogene Ernährungsformen nicht nur für einen Gewichtsabbau Vorzüge besitzen können, sondern auch bei:
- Krebsbehandlung
- Vorbeugung vor Alzheimer und anderen Erkrankungen des Gehirns
- Diabetes-Management
- Gesteigerte sportliche Leistungsfähigkeit
- Gesteigerte Stoffwechselrate
- Gesundheit des Herzens
Mit all diesen Vorzügen scheint eine ketogene Ernährung die Antwort auf die Ernährungsform zu sein, nach der unsere Gesellschaft sucht, um folgendes zu verbessern: Gesundheit, Gehirnleistung und fettfreie Körpermasse.
Doch was sind die Nachteile?
Das Ziel dieses Artikels besteht nicht darin, darüber zu urteilen, ob ketogene Diäten und Ernährungsformen gut oder schlecht sind, sondern stattdessen einen umfassenderen Blick auf deren Vorzüge und Nachteile für Frauen zu werfen. Wenn Du also eine Frau bist, dann solltest Du weiterlesen.
Kohlenhydratarm für den Rest des Lebens?
Ein kohlenhydratarmer, ketogener Ansatz kann für den Fettabbau funktionieren. Wenn Du übermäßige Mengen an Zucker weglässt, welche Wassereinlagerungen fördern und in Form von Fett gespeichert werden, wenn Du zu viel davon isst, wird Dein Körper natürlich positive Anpassungen im Bereich der Körperkomposition vornehmen und als zusätzlichen Bonus wirst Du Deinen Heißhunger loswerden. Ein Schlüsselfaktor für den Erfolg mit diesem System besteht in konsistenten Änderungen von Gewohnheiten.
Wie bei den meisten Dingen im Leben, auf die Du Dich wirklich konzentrierst, kannst Du das auch schaffen. Aber wenn Du eine gesamte Nahrungsmittelgruppe (Kohlenhydrate) eliminierst, die zurzeit etwa 60% der westlichen Ernährung ausmacht, dann wirst Du dazu gezwungen konsistent darin zu werden, auf eine andere und neue Art und Weise zu essen.
Es ist kein Geheimnis, dass der Verzehr von gesunden Fetten Dich nicht notwendigerweise fett machen wird. In der Tat kann Dich der Konsum gesunder Fette zwischen den Mahlzeiten satter und befriedigter machen, wodurch die Achterbahn des Blutzuckers und Insulinspeigels (welches auch als das Fettspeicherhormon bekannt ist) reduziert wird. Darüber hinaus dauert die Verdauung von Fett länger, was den Stoffwechsel für die Verdauung im Rahmen dieses Prozesses anregt.
Doch was ist mit einer langfristigen ketogenen Ernährung? Oder in Phasen, in denen das angestrebte Fettabbauziel erreicht wurde? Und was, wenn Du bei Deinen Anstrengungen Deine Körperkomposition zu verbessern, mit dem ketogenen Ansatz ein Plateau erreichst? Und wie verhält es sich mit der langfristigen Gesundheit bei Frauen?
Verzerrte Wissenschaft
Wo finden wir im Bereich von Wissenschaft, Medizin und Ernährung Antworten auf unsere brennendsten Fragen? Natürlich in wissenschaftlichen Studien. Wenn es um Untersuchungen zu einer ketogenen Ernährung geht, besteht das Problem jedoch darin, dass mindestens 90% der Forschungsstudien mit Männern durchgeführt wurden.
Es ist keine Raketenwissenschaft, dass die Anatomie und der biologische Aufbau der XX- (Frauen) und XY (Männer)-Chromosome wie Tag und Nacht sind – völlig unterschiedlich. Deshalb können wir uns nicht die Vorteile zu Gemüte führen, die die meisten Studien bei Männern zeigen und diese erst recht nicht auf Frauen übertragen. Warum nicht? Ein Wort: Hormone.
Und das ist der Punkt, an dem wir Frauen Probleme mit einer langfristigen ketogenen Ernährung bekommen könnten.
Das 1 x 1 der Hormone
Meine Damen, eure Kohlenhydratzufuhr könnte ein fehlender Teil der Gleichung sein, wenn es darum geht ein hormonelles Gleichgewicht aufrecht zu erhalten, eure Schilddrüsenfunktion zu unterstützen, euch energiegeladen zu fühlen, eure Stimmungslage zu verbessern, Gewicht zu verlieren, Fett zu verbrennen und noch vieles mehr. Die zahlreichen Gründe hierfür umfassen unter anderem Folgendes:
Erhöhte Kortisolspiegel
Es konnte gezeigt werden, dass kohlenhydratarme Diäten und Ernährungsformen die Kortisolspiegel (d.h. die Spiegel Deines Stresshormons) erhöhen. Wenn die Kortisolspiegel erhöht sind, dann bringt dies Deine anderen Hormone völlig durcheinander. Anders als Männer weisen Frauen ein empfindlicheres hormonelles Gleichgewicht auf. Wenn die Kortisolspiegel hohe Werte erreichen und unser Östrogen und Testosteron bei diesem Reigen mitmacht (steigende und/oder fallende Spiegel), dann können ausfallende Menstrualzyklen, Unfruchtbarkeit, „Amok laufendes“ PMS, reduzierte Libido, vorzeitige Menopause, schlechte Stimmungslage, reduzierte Energie, reduzierter Appetit und eine unerklärliche Gewichtszunahme ins Spiel kommen.
Unbeabsichtigtes Diäten
Ohne es zu bemerken, halten Menschen, die davon überzeugt sind, sich ketogen zu ernähren, in Wirklichkeit eine kohlenhydratarme Ernährung mit moderaten Mengen an Protein und Fett ein. Fett freizügig und in Fülle zu essen, ist Teil der ketogenen Gleichung und wenn Du ganz einfach nicht genug Energie zu Dir nimmst, dann geht Dein Körper in einen Hungerzustand über. Auch wenn der Konsum von Fett mit den meisten Mahlzeiten im Vergleich zu Deinen fettarmen Ernährungsansätzen aus früheren Tagen wie eine starke Verschiebung erscheinen mag, isst Du unter Umständen immer noch nicht genug Fett, um Deine ketogene Ernährung wirklich als „ketogen“ zu qualifizieren – und wenn Du nicht genug isst, dann wird Dein Kortisol irre Dinge tun, was zu einem hormonellen Ungleichgewicht in vielen Bereichen führen kann.
Emotionaler Entzug
Ein essentielles Vitamin, das jeder braucht, wenn es um eine gesunde, glückliche Beziehung zu Nahrung geht, ist Vitamin V – Vitamin „Vergnügen“. Wenn es Dir bei dem Essen, das Du isst, an Genuss und Freude mangelt, oder Du von Deiner Nahrung völlig abgekoppelt bist, dann sinken die Vitamin V-Spiegel. Wenn Du einen weiteren Teller Hähnchenbrust, Brokkoli und Kokosöl oder Lachs, Avocado und Kohl als „lästige Pflicht“ (anstatt als köstliches und nahrhaftes Essen) ansiehst, dann beeinträchtigen die reduzierten Vitamin V-Spiegel Folgendes:
Verdauung: Anstatt das Essen gründlich zu kauen und Dein Essen zu schmecken, würgst Du es einfach herunter, was zu einem schlechten Abbau der Nahrung führt.
Innerer Frieden: Du bist ständig dadurch gestresst, Deine Ernährungsweise einhalten zu müssen oder Deine Ziele zu erreichen.
Frieden mit der Nahrung: Es können sprunghafte Ernährungsgewohnheiten oder Verhaltensmuster auftreten, die gelegentliche Fressorgien oder ein exzessives Nachdenken über Nahrung umfassen können.
Es ist kein Geheimnis, unser Gehirn beeinflusst unseren Körper – durch Stress – und wenn wir gestresst sind, dann nehmen unsere Hormone Schaden.
Dein einzigartiger Ansatz
Die große Frage ist also Folgende: Ist der ketogene Ansatz der Richtige für Dich? Nur Dein Körper kann Dir die Antwort auf diese Frage geben. Jedoch gibt es einige Schlüsselkomponenten, die Du in Betracht ziehen solltest, bevor Du einen ketogenen Ansatz langfristig befolgst:
Verstehe die kurzfristigen Vorzüge
Wie bereits erwähnt wurde, kann ein gezielter ketogener Ansatz für einige zum Vorteil sein, wenn es um eine Konsistenz beim Fettabbau oder den Körperfettzielen geht. Zusätzlich hierzu kann ein solcher Ansatz vielleicht sogar dabei helfen, ein Gleichgewicht zu finden, da zuvor gefürchtete gesunde Fette in die Ernährung integriert werden.
Mache den ketogenen Ansatz nicht zu einer Sache der Moral (gut vs. schlecht)
Diese Ernährungsmentalität wird Dich auf lange Sicht scheitern lassen, da sie Dich davon abkoppelt, wie sich Dein Körper wirklich fühlt und was er braucht und Du Deine Ernährungsentscheidungen stattdessen mehr darauf basieren lässt, was Dein Geist Dir sagt.
Stelle sicher, dass Du wirklich eine ketogene Ernährung einhältst
Dies bedeutet, dass etwa 60 bis 70 % Deiner Ernährung aus gesunden Fetten besteht und dass Du genug isst (bitte kein unbeabsichtigtes Diäten).
Genieße Dein Essen
Die Welt liegt Dir immer noch mit Optionen für gesunde und köstliche Nahrungsmittel, die zu Deinem ketogenen Ansatz passen, zu Füßen. Kaue Dein Essen gründlich und beginne bereits während des Essens mit der Verdauung.
Finde Dein individuelles Gleichgewicht
Genau wie Du ein ausgeglichenes Gleichgewicht der Hormone brauchst, braucht Dein Körper eine ausgewogene Ernährung. Und jeder Körper ist anders, wenn es darum geht, wie dieses Gleichgewicht aussieht. Es kann gut sein, dass einige Frauen für sich herausfinden, dass sie mehr Kohlenhydrate brauchen. Während andere feststellen werden, dass sie nicht so viele benötigen.
Hier sind ein paar “Barometer”, mit denen Du feststellen kannst, ob die ketogene Ernährung für Dich das Richtige ist…
Du brauchst wahrscheinlich mehr Kohlenhydrate, wenn:
- Deine Periode ausbleibt
- Du damit zu kämpfen hast, schwanger zu werden
- Du eine niedrige Schilddrüsenfunktion aufweist
- Du unter adrenaler Erschöpfung leidest
- Du schwanger bist oder stillst
- Du versuchst gesund fettfreie Muskeln aufzubauen
- Du Dich nicht energiegeladen fühlst
- Du häufig sehnsüchtig an Nahrungsmittel denkst, die Dir fehlen
- Du es schwer findest, so viel Fett zu essen
Du brauchst wahrscheinlich weniger Kohlenhydrate und mehr Fett, wenn:
- Du eine hyperaktive Schilddrüse hast
- Du seit einiger Zeit erfolglos oder mit nur geringen Erfolgen versuchst Gewicht oder Körperfett zu verlieren
- Du regelrecht ein benebeltes Gefühl hast
- Du unter einem Pilzbefall oder einer bakteriellen Infektion leidest
- Du Dich nicht davor fürchtest Fett zu essen
- Du nach dem „Kohlenhydratladen“ bei Deinen Trainingseinheiten gegen eine Wand läufst
- Du ständig Gelüste auf Süßigkeiten und Koffein hast
Fazit
Es gibt keinen „universellen“ Ernährungsansatz, der zu jedem passt! Aber wenn Du eine Frau bist, dann könnte es gut sein, dass eine langfristige ketogene Diät nicht optimal ist. Somit werden Dir ein paar Süßkartoffeln, etwas Reis oder etwas Obst nicht schaden. Letzten Endes dreht sich im Leben alles um das richtige Gleichgewicht – Nahrung, Hormone, Vernunft und alles, was dazwischen liegt.