Ihr habt sicher auch schon oft gesehen, dass behauptet wird, man müsse für den Fettabbau vor allem Fett essen. Verfechter von kohlenhydratarmen Diäten propagieren das zumindest als Vorteil ihrer Ernährungsform. Doch mittlerweile gibt es so viele Mythen in der Diätwelt, dass man sich fragt, inwiefern das denn tatsächlich stimmt. Ist die Aussage wahr?
Die kurze Antwort lautet, wie so oft, “Nein”. Und wie immer folgt hierauf eine etwa längere Antwort.
Vermutlich ist die Idee, dass man Fett essen muss, um Fett zu verbrennen, von einem Missverständnis früher Literatur zu kohlenhydratarmen, fettreichen und ketogenen Diäten entstanden. Denn im Rahmen von Studien wurde eine klare Erhöhung der Verwendung von Körperfett zum Zweck der Energieversorgung des Körpers beobachtet, wenn die Nahrung wenig Kohlenhydrate beinhaltet. Viele Menschen dachten aber wohl, dass diese Stoffwechselentwicklung aufgrund von mehr Nahrungsfetten zustande kam.
Fettabbau abhängig von Kohlenhydratzufuhr?
Die Verbrennung (Oxidation) von Fett steht aber eigentlich nicht per se mit der Fettzufuhr in Verbindung. Stattdessen hängt sie von der Kohlenhydratzufuhr ab. Folglich hat der Verzehr von Nahrungsfett für gewöhnlich keinen großen Einfluss darauf, wie viel Fett verbrannt wird. An dieser Stelle sagen wir bewusst „für gewöhnlich“, da einige Studien zu dem Ergebnis kommen, dass eine sehr hohe Fettzufuhr eine geringfügige Auswirkung auf die Fettoxidation im Körper besitzt. Das wäre beispielsweise bei 80 Gramm Fett auf einmal der Fall. Doch in der Regel hängt die Menge an Fett, die der Körper während des Tages verbrennt, primär von der Kohlenhydratzufuhr ab. Dementsprechend hängt sie sekundär von der Proteinzufuhr und nahezu überhaupt nicht von der Fettzufuhr selbst ab.
Zur besseren Erklärung wollen wir mal folgende drei Szenarien betrachten:
- Vollständiges Fasten (überhaupt keine Nahrungszufuhr)
- Eine fettreiche, kohlenhydratarme, ketogene Diät (z.B. 30% Protein, 65% Fett und 5% Kohlenhydrate)
- Ein Protein sparendes modifiziertes Fasten
All diese Szenarien haben im Grunde dieselbe Verschiebung der Brennstoffverwendung im Körpers zur Folge. Dementsprechend wird Fett zum Zweck der Energieversorgung bevorzugt. Auch hier sagen wir bewusst „im Grunde“, da sich sowohl die ketogene Diät, als auch das modifizierte Protein sparende Fasten wegen der Proteinzufuhr etwas von einem vollständigen Fasten unterscheiden. Doch im Großen und Ganzen ist die Verschiebung der Brennstoffverwendung im Körper bei allen drei Szenarien identisch. So kann man eine massive Erhöhung der Verwendung von Fett zum Zweck der Energieversorgung beobachten.
Der Einfluss von Nahrungsfett
Dennoch ist die Gemeinsamkeit bei all diesen Szenarien nicht die Gegenwart oder Abwesenheit von Nahrungsfett. Schließlich beinhalten Diät 1 und 3 wenig bis überhaupt kein Nahrungsfett, während Diät 2 einiges an Fett enthält. Stattdessen besteht die Gemeinsamkeit im Mangel an Kohlenhydraten. Das macht, basierend auf dem, was wir über die Brennstoffverwendung des Körpers wissen, auf jeden Fall Sinn. Man wird also mehr Kohlenhydrate (und weniger Fett) verbrennen, wenn man mehr Kohlenhydrate isst. Im Umkehrschluss bedeutet das, man verbrennt weniger Kohlenhydrate (und mehr Fett), wenn man weniger Kohlenhydrate isst. Folglich ist bei allen drei Szenarien die Abwesenheit von Kohlenhydraten die treibende Kraft hinter der erhöhten Fettverbrennung – und nicht die Gegenwart von Nahrungsfett!
Diese Feststellung soll aber trotzdem nicht bedeuten, dass eine Erhöhung der Nahrungsfettzufuhr unter bestimmten Umständen, keine Vorzüge besitzen kann. So könnte ein erhöhter Fettkonsum beispielsweise eine bessere Sättigung, eine höhere Flexibilität der Nahrungszufuhr oder mehr Genuss bedeuten. Eine Erhöhung der Fettverbrennung ist dabei aber eben keiner dieser Vorzüge. Dies erreicht man durch eine Reduzierung der Kohlenhydratzufuhr und der Gesamtkalorienzufuhr.