Doping Talk: DAS musst Du über WINSTROL wissen!

Stanozolol (Winstrol)

Chemischer Name: 17α-Methyl-5α-androstano[3,2-c]pyrazol-17β-ol
Summenformel: C21 H32 N2 O
Molekulargewicht: 328,5
Verhältnis anaboler : androgener Wirkung: 320:30 (relativ zu Methyltestosteron)
Dosierungsbereich oral: 25 bis 100 mg pro Tag
Dosierungsbereich Injektion: 50 bis 100 mg pro Tag oder jeden zweiten Tag
Art der Zufuhr: oral und Injektion
Halbwertszeit orale Zufuhr:  8 Stunden
Wirkungsdauer Injektion:  2 – 3 Tage
Nachweisbarkeit: ca. 5 Monate
Geschichte und Allgemeines

Der Wirkstoff Stanozolol wurde Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts entwickelt und im Jahr 1962 von der Sterling Drug Inc. zum Patent angemeldet. Kurz darauf brachte Sterling diesen Wirkstoff unter dem Markennamen Winstrol auf den Markt. Stanozolol ist sowohl in Form von Tabletten als auch in Form einer wässrigen injizierbaren Suspension erhältlich. Neben Präparaten aus dem Bereich der Humanmedizin gibt es zahlreiche injizierbare Produkte aus dem Bereich der Tiermedizin.
Schlank_728x90Stanozolol ist bei Sportlern vieler Disziplinen sehr beliebt und stellt statistisch gesehen das am dritthäufigsten bei Dopingtests nachgewiesene anabole Steroid dar. Die Liste der positiv auf Stanozolol getesteten Sportler ist lang und umfasst so prominente Namen wie Ben Johnson und Shawn Ray.

Medizinischer Einsatzbereich

Im humanmedizinischen Bereich kommt Stanozolol im Rahmen der Behandlung von Anämie und Quincke Ödemen zum Einsatz. Im Bereich der Tiermedizin wird Stanozolol zur Förderung des Muskelwachstums und der Produktion roter Blutkörperchen, zur Anregung des Appetits bei kranken und geschwächten Tieren sowie zur Erhöhung der Knochendichte eingesetzt.
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Struktur und Eigenschaften

Aus struktureller Sicht stellt Stanozolol ein Derivat von Dihydrotestosteron dar, das sich durch eine zusätzliche Methylgruppe an Position 17 (alpha-17-Alkylierung) und den Austausch der 3-keto Gruppe durch eine 2,3-Pyrazol-Gruppe von Dihydrotestosteron unterscheidet. Die alpha-17-Alkylierung dient dazu, den Wirkstoff gegenüber einem Abbau beim First Pass durch die Leber resistenter zu machen, da Dihydrotestosteron beim First Pass durch die Leber vollständig verstoffwechselt wird. Aufgrund der fehlenden 3-keto Gruppe, die bei der Anbindung an den Androgenrezeptor eine wichtige Rolle spielt, weist Stanozolol nur eine schwach ausgeprägte Affinität für den Androgenrezeptor auf und besitzt somit damit auch nur eine schwach ausgeprägte Androgenwirkung.

Andererseits steigt durch die Pyrazol-Gruppe die anabole Wirkung von Stanozolol im Vergleich zu Dihydrotestosteron stark an, da diese strukturelle Veränderung eine Verstoffwechslung von Stanozolol durch das 3-beta-Hydroxysteroid Dehydrogenase Enzym im Muskelgewebe verhindert. Dihydrotestosteron besitzt praktisch keine anabole Wirkung, da es im Muskelgewebe nahezu vollständig durch das 3-beta-Hydroxysteroid Dehydrogenase Enzym abgebaut wird, bevor es an die Androgenrezeptoren des Muskelgewebes andocken kann, um dort eine anabole Wirkung hervorzurufen.

Trotz seiner starken anabolen Wirkung resultiert die Anwendung von Stanozolol nicht in dramatischen Muskelzuwächsen, wie sie bei typischen „Massesteroiden“ wie Testosteron, Dianabol (Methandrostenolon) oder Anapolon (Oxymetholon) beobachtet werden können.  Anwender berichten in der Regel von moderaten, qualitativ hochwertigen Zuwächsen an Muskelmasse, die nicht von deutlichen Wassereinlagerungen oder verstärktem Fettaufbau begleitet werden und nach dem Absetzen des Wirkstoffes in der Regel gut aufrechterhalten werden können. Neben diesen Zuwächsen kann während der Anwendung von Stanozolol in der Regel auch ein deutlicher Kraftanstieg beobachtet werden.

Als Derivat von Dihydrotestosteron kann Stanozolol im Körper nicht durch das Aromataseenzym in Östrogen umgewandelt werden. Es wird sogar vermutet, dass Stanozolol eine gewisse Antiöstrogenwirkung besitzt, wie sie bei Dihydrotestosteron nachgewiesen werden konnte (1). Hierfür sprechen die Beobachtungen von Anwendern, die häufig von einer Verbesserung der Muskelhärte berichten.
Wochenangebot - 728 x 90Neben dieser vermuteten Antiöstrogenwirkung gibt es Hinweise darauf, dass Stanozolol eine Anti-Progesteron Wirkung besitzen könnte, die dadurch zustande kommt, dass der Wirkstoff an die Progesteronrezeptoren andockt und diese für Progesteron und verwandte Substanzen blockiert (2, 3). Ob diese Affinität jedoch stark genug ist, um die Progesteronwirkung von 19-Nor Steroiden wie Nandrolon (Deca Durabolin) oder Trenbolon und die hiermit in Verbindung stehenden Nebenwirkungen zu reduzieren, bedarf weiterer Untersuchungen.

Dareichungsform

Anders als bei den meisten Steroiden, die sowohl in Form von Tabletten als auch in injizierbarer Form erhältlich sind, enthalten sowohl die injizierbare als auch die orale Darreichungsform von Stanozolol den Wirkstoff in seiner alpha-17-alkylierten Form. Bei der injizierbaren Version von Stanozolol handelt es sich um eine wässrige Suspension, die kleine Stanozolol Kristalle enthält. Hierdurch wird eine Depotwirkung erreicht, da sich diese Kristalle nach der Injektion erst nach und nach im Muskelgewebe auflösen. Die Länge der Depotwirkung hängt hierbei von der Partikelgröße ab, wobei die Dauer der Freisetzung mit der Größe der Stanozolol Kristalle steigt.

Stanozolol Präparate aus dem humanmedizinischen Bereich weisen in der Regel eine kleinere Partikelgröße und somit eine kürzere Wirkzeit als Präparate aus dem tiermedizinischen Bereich auf. Dies hängt primär damit zusammen, dass die durch die Injektion hervorgerufene Reizung des Gewebes an der Injektionsstelle mit der Größe der injizierten Stanozolol Kristalle zunimmt. Da sich die Stanozolol Kristalle am Boden der Ampulle absetzen, wenn diese längere Zeit nicht bewegt wird, können gefälschte Stanozolol Präparate häufig daran erkannt werden, dass diese Bildung eines Bodensatzes ausbleibt.

Da die injizierbare Darreichungsform in alpha-17-alkylierter Form vorliegt, kann gelegentlich beobachtet werden, dass Anwender diese Suspension oral einnehmen, um sich die häufigen und teilweise schmerzhaften Injektionen zu ersparen. Da bei einer Injektion jedoch der First Pass durch die Leber wegfällt, bei dem ein Teil des Wirkstoffes abgebaut wird, fällt die Wirkung von injiziertem Stanozolol im Vergleich zur oralen Zufuhr bei gleicher Wirkstoffmenge etwas stärker aus (6).

Studien zufolge reduziert Oral zugeführtes Stanozolol die SHBG Spiegel im Körper bereits im Dosierungsbereich von 20 mg Stanozolol pro Tag um etwa 50 % (9). Da ein Großteil des im Körper zirkulierenden Testosterons in biologisch inaktiver, an bindende Proteine wie SHBG gebundener Form vorliegt, ist es im Bereich des Möglichen, dass Stanozolol die Wirkung von begleitend angewandtem Testosteron verstärken könnte, da weniger SHBG einen höheren Spiegel an freiem, biologisch aktivem Testosteron zu Folge hat. Wie stark eine solche Wirkungsverstärkung in der Praxis wirklich ausfällt, bedarf jedoch noch weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen.

Beim häufig beschriebenen, von injizierbarem Stanozolol bewirkten lokalen Muskelwachstum an der Injektionsstelle handelt es sich um einen Mythos, der mit der Realität nicht viel gemeinsam hat. Eine temporäre wahrnehmbare Zunahme des Muskelumfangs an der Injektionsstelle kann vielmehr auf eine lokale Entzündungsreaktion auf die mikrokristallinen injizierten Stanozolol Partikel zurückgeführt werden, welche innerhalb weniger Tage wieder verschwindet.

Nebenwirkungen

Aufgrund der nur schwach ausgeprägten Androgenwirkung weist Stanozolol nur ein geringes Potential für androgenbedingte Nebenwirkungen wie Akne, fettige Haut, gesteigerte Aggression, Verschlimmerung eines bereits vorhandenen androgenbedingten Haarausfalls oder Vermännlichungserscheinungen bei Frauen auf. Sollte trotzdem androgenbedingte Nebenwirkungen auftreten, kann diesen nicht mit Hilfe eines 5-alpha Reduktase Hemmers wie Finasterid entgegen gewirkt werden, da Stanozolol bereits in 5-alpha reduzierter Form vorliegt. Weil Stanozolol im Körper nicht in Östrogen umgewandelt werden kann, ist nicht mit östrogenbedingten Nebenwirkungen wie Wassereinlagerungen, verstärktem Fettaufbau, Erhöhung des Blutdrucks oder Entwicklung einer Gynäkomastie zu rechnen.

Die wahrscheinlich gravierendste Nebenwirkung von Stanozolol ist die durch diesen Wirkstoff hervorgerufene Verschiebung des Verhältnisses von „gutem“ HDL Cholesterin zu „schlechtem“ LDL Cholesterin in Richtung des gesundheitsschädlichen LDL Cholesterins, da eine solche Verschiebung das Risiko für Herz-Kreislauf Erkrankungen deutlich erhöht. Hierbei reichen bereits Dosierungen unterhalb von 10 mg Stanozolol pro Tag aus, um den HDL Spiegel um ein Drittel zu senken und den LDL Spiegel um ein Drittel zu erhöhen (4). Bei einer länger andauernden Anwendung höherer Stanozolol Dosierungen können gelegentlich HDL Werte im einstelligen Bereich beobachtet werden.

Aufgrund seiner alpha-17-Alkylierung belastet Stanozolol die Leber in deutlichem Umfang. Dies gilt sowohl für die orale als auch die injizierbare Darreichungsform, da beide in alpha-17-alkylierter Form vorliegen. Des Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass bereits niedrige Stanozolol Dosierungen eine Hypertrophie des Herzmuskels bewirken können (5).

Auch wenn Stanozolol wie praktisch alle anabolen Steroide die körpereigene Testosteronproduktion unterdrückt, fällt diese Unterdrückung im Vergleich zu Testosteron und vielen anderen Steroiden bei Stanozolol geringer aus, was mit der schwachen Androgenwirkung sowie der nicht vorhandenen Östrogen- und Progesteronwirkung zusammenhängen dürfte. Dies hat zur Folge, dass nach dem Absetzen von Stanozolol in der Regel ein großer Teil der Zuwächse auch ohne aufwendige Absetzphase aufrechterhalten werden kann.

Während der Anwendung von Stanozolol kann ein gehäuftes Auftreten von Gelenkproblemen beobachtet werden, was häufig auf ein „Austrocknen der Gelenke“ durch diesen Wirkstoff zurückgeführt wird. Tatsächlich hängen solche Gelenkprobleme jedoch wahrscheinlich eher mit einem reduzierten Östrogenspiegel und der Anti-Progesteronwirkung von Stanozolol zusammen, da eine reduzierte Östrogen- und Progesteronwirkung die Ausschüttung entzündungsfördernder Zytokine fördert. Ähnliche Nebenwirkungen können interessanterweise bei der Anwendung von Letrozol, einem Aromatasehemmer, der die Östrogen- und Progesteronspiegel senkt, beobachtet werden (8). Im Gegenzug besitzen höhere Östrogen- und Progesteronspiegel eine positive Auswirkung auf den Gelenkknorpel (7) und fördern die Ausschüttung entzündungshemmender Zytokine.

Anwendungsbereiche

Im Bereich des Bodybuildings kann beobachtet werden, dass Stanozolol primär im Rahmen der Diät und Wettkampfvorbereitung eingesetzt wird, um ein härteres, trockeneres Aussehen zu erreichen und durch die kraftsteigernde Wirkung von Stanozolol auch bei einem starken Kaloriendefizit weiter mit schweren Gewichten trainieren zu können. Gelegentlich kann jedoch auch der Einsatz während der Masseaufbauphase beobachtet werden, wobei hier primär die kraftsteigernde Wirkung und die starke anabole Wirkung von Stanozolol von Interesse sind. Weiterhin ist Stanozolol Beobachtungen aus der Praxis zufolge aufgrund seiner nur schwach ausgeprägten Androgenwirkung in Verbindung mit einer starken anabolen Wirkung bei Frauen sehr beliebt.

Der Einsatz von Stanozolol ist jedoch nicht nur auf Bodybuilder beschränkt, sondern kann häufig auch bei Leichtathleten und anderen Sportlern, denen es auf eine deutliche Kraftsteigerung bei nur geringer Zunahme des Körpergewichts ankommt, beobachtet werden.red banner 300x250px

Wichtiger Hinweis

Alle Informationen zu verschreibungspflichtigen Medikamenten oder anderen leistungssteigernden Substanzen dienen rein zu Informationszwecken und sind in kleinster Weise als Anleitung für eine Verwendung dieser Substanzen gedacht.
Wir distanzieren uns von jeglicher Verwendung verbotener leistungssteigernder Substanzen und raten dringend von deren Verwendung ab. Die Verwendung dieser Substanzen kann auch bei kurzzeitiger Anwendung zu ernsten Gesundheitsschäden führen und einige Substanzen wie Insulin oder DNP können bereits bei einmaliger falscher Anwendung tödlich wirken.
Des Weiteren möchten wir darauf hinweisen, dass bereits der Besitz relativ geringer Mengen dieser Substanzen in Deutschland strafbar ist und mit Geldstrafen oder Gefängnisstrafen geahndet werden kann. Für Sportler, die an Wettkämpfen teilnehmen, stellt bereits die Verwendung dieser Substanzen eine Straftat dar.

Zitierte Quellen
P. C. MacDonald, J. D. Madden, P. F. Brenner, J. B. Wilson, P. K. Siiteri, “Origin of estrogen in normal men and in women with testicular feminization.”, Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism, 1979, Ausgabe 49, Seite 905-16
A. J. Ellis, T. E. Cawston, E. J. Mackie, “The differential effects of stanozolol on human skin and synovial fibroblasts in vitro: DNA synthesis and receptor binding.”, Agents Actions, März 1994, Ausgabe 41, Nummer 1-2, Seite 37-43
E. P. Brestel, L. B. Thrush, “The treatment of glucocorticosteroid-dependent chronic urticaria with stanozolol.”, Journal of Allergy and Clinical Immunology, August 1988, Ausgabe 82, Nummer 2, Seite 265 ff
P. D. Thompson, E. M. Cullinane, S. P. Sady, C. Chenevert, A. L. Saritelli, M. A. Sady, P. N. Herbert, “Contrasting effects of testosterone and stanozolol on serum lipoprotein levels.”, Journal of the American Medical Association, 24. Februar 1989, Ausgabe 261, Nummer 8, Seite 1165-8
A. Beutel, C. T. Bergamaschi, R. R. Campos, “Effects of chronic anabolic steroid treatment on tonic and reflex cardiovascular control in male rats.”, Journal of Steroid Biochemistry Molecular Biology, Januar 2005, Ausgabe 93, Nummer 1, Seite 43-8.
M. E. Olson, D. W. Morck, K. B. Quinn, “The effect of stanozolol on nitrogen retention in the dog.”, Canadian Journal Veterinary Research, Oktober 2000, Ausgabe 64, Nummer 4, Seite 246-8
Robert Lindsay, J. Christopher Gallagher, Michael Kleerekoper, James H. Pickar, “Bone response to treatment with lower doses of conjugated estrogens with and without medroxyprogesterone acetate in early postmenopausal women.” Osteoporosis International, April 2005, Ausgabe 16, Nummer 4, Seite 372-9
Lev Berstein, Sergei Maximov, Eduard Gershfeld, Irina Meshkova, Vera Gamajunova, Evgenia Tsyrlina, Alexei Larionov, Anatolii Kovalevskij, Dmitry Vasilyev, “Neoadjuvant therapy of endometrial cancer with the aromatase inhibitor letrozole: endocrine and clinical effects.”, European Journal of Obstetrics & Gynecology and Reproductive Biology, 15. November 2002, Ausgabe 105, Nummer 2, Seite 161-5
G. Sinnecker, S. Kohler, “Sex Hormone Binding Globulin response to the Anabolic steroid: Stanozolol: Evidence for its suitability as a Biological Androgen Sensitivity test.”, Journal of Clinical Metabolism & Endocrinology, 1989, Ausgabe 68, Nummer 6: 1195-1200

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