Es gibt eine Reihe von Dingen, die Frauen mit Männern gemeinsam haben. Heute werden wir über eine dieser Gemeinsamkeiten sprechen: Testosteron. Viele von euch werden sich vielleicht fragen, wie Testosteron Frauen beeinflusst – insbesondere im Hinblick auf das Training. Deshalb wollen wir klären, wie Testosteron bei Frauen wirkt, welche Unterschiede es zwischen Männern und Frauen gibt und wie Testosteron Frauen körperlich und psychologisch beeinflusst.
Endokrinologie
Testosteron ist ein Androgen, das zur Lipidfamilie gehört. Für Männer ist es das primäre Sexualhormon. Dagegen ist Östrogen bei Frauen das primäre Sexualhormon. So haben Frauen für gewöhnlich um den Faktor 15 bis 20 niedrigere Testosteronspiegel als Männer. Dennoch ist das männliche Sexualhormon auch für den weiblichen Stoffwechsel äußerst wichtig.
Die Funktion von Testosteron im weiblichen Körper
Um die Funktion von Testosteron bei Frauen besser verstehen zu können, haben Wissenschaftler Frauen mit einer limitierten Hormonproduktion untersucht. Eine von der North American Menopause Society durchgeführte Studie untersuchte Frauen, die eine Totaloperation hinter sich hatten. Diese Studie testete die Auswirkungen von Testosteron auf die Sexualfunktion, die Körperkomposition, die Muskelleistung und die körperliche Leistungsfähigkeit.
An dieser Studie nahmen 71 postmenopausale Frauen teil, die sich zuvor einer Totaloperation unterzogen hatten und Testosteronspiegel aufwiesen, die unterhalb von 31 ng/dL oder 3,5 pg/ml lagen. Diese Frauen erhielten während der zwölfwöchigen Studie eine standardisierte transdermale Östrogenbehandlung und wöchentliche Injektionen mit Testosteron oder einem Placebo.
Diese Tests zeigten, dass Frauen, die Testosteron erhielten, Zuwächse an fettfreier Körpermasse, Kraft beim Bankdrücken und Power auf dem Stairclimber verzeichnen konnten. Neben diesen Zuwächsen wiesen die Frauen im Vergleich zu den Mitgliedern der Placebo Gruppe eine gesteigerte Sexualfunktion auf. Das auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen war gering. Dies zeigt die Auswirkungen von Testosteron auf das Stoffwechselsystem von Frauen in Hinblick auf die Fitness und auch dessen Rolle als Androgen oder Sexualhormon im Hinblick auf den Sexualtrieb.
Männliche Sexualhormone und die weibliche Fitness
Die Frage, die sich viele Frauen stellen ist, wie Testosteron sie bezüglich ihrer Stoffwechselfunktion und ihrer Fitness beeinflusst. Wir sehen viele Studien über Testosteron und Männer, weil Testosteron das primäre männliche Sexualhormon ist, aber wir sehen weniger mit Frauen durchgeführte Untersuchungen. Dies liegt höchstwahrscheinlich daran, dass Frauen nicht die Art von Schwankungen der Testosteronspiegel aufweisen, die bei Männern zustande kommen können. Glücklicherweise sind einige Studien verfügbar, die untersucht haben, wie freies Testosteron Frauen beeinflusst. Die relevantesten Erkenntnisse davon haben wir für euch zusammengefasst.
Wettkämpfe und Testosteron
Es mag seltsam erscheinen über Psychologie nachzudenken, wenn es um eine Androgenreaktion geht, aber die Psychologie beeinflusst die Androgene – insbesondere bei Wettkampfsportlerinnen. So weis man, dass die Aktivierung der Androgenreaktion durch psychologische Faktoren vermittelt und reguliert wird. In einer Studie, die im Journal Frontier Psychology veröffentlicht wurde, zielten Wissenschaftler darauf ab die Hypothese zu testen, dass Veränderungen der Testosteronspiegel nach einem Wettkampf nicht einfach nur mit dessen Ausgang zusammenhängen, sondern mehr damit, wie Frauen Ereignisse bewerten. Im Rahmen dieser Studie wurden zwei Bewertungsdimensionen sozialer Interaktionen getestet: Vertrautheit mit dem Gegner und die subjektive Bewertung des Ergebnisses als Bedrohung oder Herausforderung.
Wenn etwas als Herausforderung angesehen wird, dann liegt dies daran, dass die Ressourcen der Person die Anforderungen der anstehenden Aufgabe überschreiten. Im Rahmen dieser Studie traten die Frauen paarweise gegen Gegner desselben Geschlechts an, wobei der Number Tracking Test als Aufgabe des Wettstreits gewählt wurde. Bei diesem Test müssen Teilnehmer eine Folge von aufeinanderfolgenden absteigenden Nummern in einer Matrix verbinden, die von ablenkenden Zahlen umgeben ist. Verlierer bewerteten den Ausgang des Wettstreits als bedrohlicher als Gewinner und zeigten nach dem Wettstreit höhere Testosteronspiegel als Gewinner.
Diese Studie kam zu dem Ergebnis, dass Bedrohung, Vertrautheit mit dem Gegner und Testosteronreaktion nur mit der Verlierersituation in Verbindung gebracht werden können. Eine Moderationsanalyse legt nahe, dass für Frauen, die den Wettstreit verloren hatten, die Auswirkung einer Bedrohung auf die Testosteronspiegel durch eine Vertrautheit mit den Gegnern abgemildert wird. Wir können schlussfolgern, dass diese Vertrautheit die Testosteronspiegel erhöht, aber die Bedrohung lag im Ergebnis. Bei einem nicht vertrauten Gegner lag die Bedrohung in der Aufgabe. Dies kann den Konkurrenzkampf bei Frauen erklären, der insbesondere nach dem Verlieren bei einem Wettstreit auftritt. Bei vielen Frauen führt Verlieren zu einem Drang härter zu arbeiten, um nicht erneut zu verlieren.
Testosteronreaktion auf aerobes Training während der Menstruation
Die meisten Frauen trainieren auch während ihrer Menstruation weiter. Dabei ist das Besondere bei weiblichen Athletinnen, dass ihr Hormonhaushalt während des gesamten Monats stark variieren kann.
Der Anfang der Menstruation ist Tag 1. Für gewöhnlich dauert eine Periode etwa sieben Tage. Das bedeutet, dass gegen Tag acht bis elf die Östrogenspiegel zu steigen beginnen. Damit befindet sich die Frau in der proliferativen Phase. Tag zwölf und dreizehn sind die Tage, an denen die Östrogenspiegel am höchsten sind. Wenn keine Eizelle befruchtet wurde, werden die Östrogenspiegel während der sekretorischen Phase sinken. Gegen Tag zwanzig hört der Körper dann auf Östrogen zu produzieren. Beachte, dass jeder Körper etwas anders tickt. Dementsprechend sind das alles nur grobe Schätzungen.
Basierend auf der Tatsache, dass die Hormonspiegel von Frauen schwanken, untersuchte eine Studie, die vom Applied Physiology Laboratory am Department of Exercise and Sports Science an der University of North Carolina durchgeführt wurde, die Androgenreaktion auf Training bei Frauen während Phasen hoher und niedriger Östrogenspiegel.
Spielt der Östrogenspiegel eine Rolle?
Zehn trainierte Frauen mit normaler Menstruation liefen sowohl während ihrer mittleren follicularen Phase (wenn die Eierstöcke die Freisetzung einer Eizelle vorbereiten), als auch ihrer mittleren Lutealphase (beginnender Eisprung und Freisetzung der Eizelle aus dem Eierstock) 60 Minuten auf dem Laufband bei 70 Prozent ihres VO2 max. Vor dem Training, direkt nach dem Training und 30 Minuten nach dem Training wurden Blutproben genommen. Diese Blutproben wurden auf die Gesamttestosteronspiegel untersucht.
Die Resultate zeigten, dass es keine signifikante Interaktion zwischen hohen und niedrigen Östrogenspiegeln bei den Blutproben gab. Dies bedeutet, dass es bezüglich des Grades der Interaktion mit Testosteron keine Rolle spielte, wo sich Frauen in ihrem Menstrualzyklus befanden. Man konnte jedoch beobachten, dass die Testosteronkonzentrationen nach dem Training höher als vor dem Training waren, während sich die Testosteronkonzentrationen vor dem Training und 30 Minuten nach dem Training nicht unterschieden. Die Testosteronkonzentrationen waren direkt nach dem Training deutlich erhöht.
Wir können aus dieser Studie schlussfolgern, dass länger andauerndes aerobes Training bei trainierten Frauen mit normaler Menstruation eine kurzzeitige Erhöhung der Testosteronspiegel hervorruft, die nicht mit den Östrogenspiegeln und der Phase des Menstrualzyklus in Verbindung steht. Diese Erhöhungen könnten auf einer gesteigerten Androgenproduktion und/oder einem reduzierten Abbau des Hormons beruhen. Wenn Du trainierst, dann produziert Dein Körper also entweder mehr Testosteron oder baut weniger Testosteron ab. Unabhängig davon, was hiervon stattfindet, hast Du direkt nach dem Training höhere Gesamttestosteronspiegel.
Muskelaufbautrick: SO steigerst Du EFFEKTIV Deine TESTOSTERONLEVEL!!
Schlussfolgerung
Je mehr wir darüber lernen, wie Testosteron Frauen beeinflusst, desto mehr werden wir darüber erfahren, wie es Frauen beim Erreichen ihrer Fitnessziele helfen oder behindern kann. Testosteron ist für die weibliche Stoffwechsel-, Sexual- und Muskelfunktion wichtig. Und genau wie für Männer ist es auch für Frauen wichtig, ein gesundes Hormongleichgewicht zu haben. Du willst weder zu viel noch zu wenig von irgendeinem Hormon haben, um Deine Fitnessziele zu erreichen. Da Testosteron für Frauen nicht das primäre Hormon ist, weisen sie niedrigere Testosteronkonzentrationen als Männer auf, aber es gibt einen Spiegel, der für Frauen als normal angesehen wird. So lange wir über diesen Spiegel verfügen, werden wir gesund und fit bleiben.