Das Adrenalin-System besser verstehen lernen – Teil 3: Dopamin

Wir haben in den letzten beiden Teilen dieser Artikelserie die Grundlagen über das dynamische Duo Norepinephrin und Epinephrin gelernt. Uns ist bewusst, dass diese beiden Hormone bei der „Kampf oder Flucht“-Reaktion eine wichtige Rolle spielen. Außerdem wissen wir auch, dass es „unangenehm“ werden kann, wenn sie nicht in den richtigen Mengen zu den richtigen Zeiten produziert werden. Macht Sinn oder? Wenn Batman und Robin ihre Signale durcheinander bringen und unschuldige Unbeteiligte zusammenschlagen oder nicht auf der Bildfläche erscheinen, wenn die bösen Jungs Amok laufen, dann geraten die Dinge außer Kontrolle. Dasselbe trifft auf unsere adrenale Gesundheit und die am Adrenalin-System beteiligten Hormone zu.

Dopamin

Heute werden wir näher auf Dopamin eingehen. Dopamin und seine korrekte Synthese, sowie Funktion im Körper sind für die mentale und körperliche Gesundheit auf zahlreichen Ebenen von entscheidender Bedeutung. Dopamin ist der Vorläuferstoff von Norepinephrin und Epinephrin und besitzt Rezeptoren in der Nebennierenrinde. Hierdurch ist Dopamin daran beteiligt, wie die Nebennieren arbeiten und wie unser Körper auf Stress reagiert. Es sollte niemals vergessen, dass fordernde Trainingseinheiten vom Körper und all seinen Systemen mit absoluter Sicherheit als Stress angesehen werden.

Welche Rolle spielt Dopamin?

Dopamin bildet einen weiteren wichtigen Teil des komplexen Adrenalin-Systems. Dies zu verstehen ist der Schlüssel, um die körperlichen und emotionalen Veränderungen verstehen zu können. Diese können besonders dann auftreten, wenn das Adrenalin-System in seiner Funktion beeinträchtigt wird. Dopamin ist vor allem für Gefühle von Freude und Euphorie verantwortlich. Es spielt auch bei der Fortbewegung, dem Lernen, bei der Gedächtnisleistung und bei anderen Emotionen eine wichtige Rolle. Wenn man bedenkt, an wie vielen vitalen Funktionen Dopamin beteiligt ist, dann überrascht es nicht, dass eine Fehlregulierung von Dopamin mit Krankheiten wie Schizophrenie, ADHS, Zwangsstörungen, Parkinson, dem Tourett-Syndrom, dem Restless-Leg-Syndrom und möglicherweise Autismus in Verbindung steht. Natürlich werden wir aus verständlichen Gründen in diesem Artikel nicht alle diese Probleme behandeln, aber zumindest die Grundlagen abdecken und die wichtige Rolle von Dopamin umreißen.

Wo wird Dopamin produziert?

Sprechen wir zuerst über die Grundlagen zum Thema Dopamin. Dopamin ist ein Katecholamin und es wird sowohl als Hormon, als auch als Neurotransmitter angesehen. Im Grunde genommen handelt es sich um einen chemischen Botenstoff für die Übertragung von Nachrichten zwischen Nervenzellen. Es wird im Gehirn an zwei Stellen produziert: in der Substantia Nigra und dem ventralen tegmentalen Areal. Eine geringe Menge wird auch im Nebennierenmark produziert und bei Stress ausgeschüttet. Die Substantia Nigra steht mit den Bewegungen des Körpers in Verbindung und das Zittern, die Akinesie (Verlust der Kontrolle über die Bewegungen) und die Steifheit, die bei der Parkinsonschen Krankheit beobachtet werden können, stehen mit einer Degradierung dieses Teils des Gehirns in Verbindung.

Die Rolle von Dopamin beim Belohnungssystem des Körpers

Das ventrale tegmentale Areal sendet Dopamin zu anderen Bereichen des Gehirns wie Nucleus accumbens und präfrontalen Cortex. Wenn wir angenehmen Dingen wie Brownies, neuer Kleidung, einem glänzenden neuen Auto, Sex oder Drogen ausgesetzt sind, dann kommt Dpoamin zum Nucleus accumbens. Dieser Bereich des Gehirns steht mit Freude, Motivation und dem Belohnungssystem in Verbindung.

Drogen wie Kokain und andere Stimulanzien aktivieren diese Belohnungszentren stark und eine Abhängigkeit ist dadurch wahrscheinlich. Es gibt Untersuchungen, die Menschen, die am empfindlichsten auf das Dopamin-Belohnungssystem reagieren, mit einem nach Belohnungen strebenden Verhalten und extrovertierten Persönlichkeiten in Verbindung bringen. Behaltet dies im Hinterkopf, wenn ihr jemals ein überwältigendes Bedürfnis zu trainieren verspürt – auch wenn ihr wisst, dass ihr es nicht tun solltet. Die Regeneration nach einer Verletzung, eine ernsthafte Krankheit oder ein Übertraining sind Szenarien, die uns hierzu einfallen.

Doch zurück zu den Grundlagen von Dopamin: Dopamin agiert spezifisch im Hypothalamus als Hormon. Wenn Dopamin freigesetzt wird, hemmt es die Freisetzung von Prolaktin durch den Hypothalamus. Prolaktin regt die Milchproduktion an und ist an der sexuellen Befriedigung beteiligt. Dopamin steht mit sexueller Befriedigung in Verbindung. Die Dopaminspiegel sind vor dem Sex hoch und fallen nach einem Orgasmus wieder ab.

Dopamin im Bereich der Medizin

Das „Wunderhormon“ ist als Medikament erhältlich und wird zur Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks eingesetzt. Bevor ihr jetzt zu viel über eine Behandlung von Krankheiten nachdenkt, solltest ihr euch der Tatsache bewusst sein, dass Dopamin die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann und dadurch nutzlos wird. Besonders zur Behandlung von Parkinson oder anderen Krankheiten, die mit einem Dopamin-Mangel in Verbindung stehen. L-DOPA, an das ihr euch vielleicht noch aus vorhergehenden Artikeln erinnert, ist hingegen ein Vorläuferstoff bei der Produktion von Dopamin, Norepinephrin und Epinephrin, der die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann und es wird zur Behandlung einiger Krankheiten und Symptome eingesetzt.

Wie wird Dopamin produziert?

Nachdem wir jetzt wissen, was Dopamin ist und welche super wichtige Rolle es im Körper spielt, möchten wir jetzt darüber sprechen, wie wir es produzieren. Genau wie bei Norepinephrin und Epinephrin sind die Aminosäuren L-Phenylalanin, L-Tyrosin und L-DOPA für die Synthese von Dopamin im Körper von entscheidender Bedeutung. Der gesamte Syntheseprozess sieht folgendermaßen aus:

L-Phenylalanin wird in L-Tyrosin umgewandelt.

L-Tyrosin wird dann in L-DOPA umgewandelt.

L-DOPA wird in Dopamin umgewandelt.

Dopamin wird im Lauf der Umwandlungskette in Norepinephrin und Epinephrin umgewandelt.

Denkt immer dran, dass wenn ihr von irgendeiner Aminosäure, die für diese Biosynthese essenziell ist, zu geringe Mengen zu euch nehmt, auch zu geringe Mengen der hieraus synthetisierten Hormone und Neurotransmitter hervorgehen. Um zurück zu Batman und Robin zu kommen, braucht ihr Energie, einen Scheinwerfer und eine Glühlampe, um das „Bat“-Signal in den Himmel zu projizieren und Batman und Robin zu rufen. Wenn Dopamin bereits für sich alleine so wichtig ist und darüber hinaus ein Vorläuferstoff von Norepinephrin/Epinephrin ist, dann könnt ihr sicher sein, dass diese Hormone und das Gleichgewicht dieser Hormone wichtig für die adrenale Gesundheit und die allgemeine Gesundheit sind.

Die Interaktion von Dopamin mit den Dopaminrezeptoren

Sprechen wir nun etwas über den Dopamintransport und die Rezeptoren. Oder einfacher ausgedrückt darüber, wie Dopamin von Punkt A zu Punkt B gelangt, um dort seine Wirkung zu entfalten. Dopamin wird unter Vorraussetzung des richtigen Stimulus von den präsynaptischen Vesikeln freigesetzt und bindet dann an die postsynaptischen Rezeptoren an. Es gibt mehrere unterschiedliche Typen von Dopaminrezeptoren, inklusive D1, D2, D3, D4 und D5. Diese Rezeptoren sind, wenn stimuliert, entweder hemmend oder erregend, auch wenn das Endresultat nicht immer so gradlinig ist.

Dopamin wird von etwas aufgenommen, das als DAT bezeichnet wird und wird dann von MAO zu DOPAC abgebaut. Oder es wird von dem präsynaptischen Vehikel wiederaufgenommen und recycelt. Kokain, Amphetamine und Methamphetamine hemmen die Aufnahme von Dopamin durch DAT. Dadurch kann Dopamin weiterhin die Rezeptoren stimulieren und Euphorie und Hyperaktivität hervorrufen.

Warum ist eine beeinträchtigte Funktion des Adrenalsystems so gefährlich?

Und was bedeutet all das für uns? Das Adrenalin-System mit all seinen Hormonen und Neurotransmittern ist ein sehr komplexes System, das die Fähigkeit besitzt, jedes andere System des Körpers stark zu beeinflussen. Aufgrund der massiven Veränderungen, die es in anderen Systemen hervorrufen kann, kann jedes größere Problem mit dem Adrenalin-System praktisch jede Funktion im Körper beeinträchtigen. Dies ist etwas, das über eine schlechte Trainingseinheit oder eine Verschlechterung der Körperkomposition hinausgeht. Wir sprechen hier von möglichen ernsthaften mentalen Erkrankungen oder lebensverändernden nueuromuskulären Erkrankungen. Behaltet dies immer im Hinterkopf. Das Streben nach einem Gleichgewicht und das Suchen von Wegen, unseren Körper zu nähren und Stress zu verhindern, sind der Schlüssel zu langfristiger Gesundheit und körperlichem und mentalem Wohlbefinden.

Referenzen:

1. The Institute of Functional Medicine, Textbook of Functional Medicine, (Gig Harbor, WA: 2010), 638-644.

2. Oliver von Bohlen und Halbach , and Rolf Dermietzel, Neurotransmitters and neuromodulators: handbook of receptors and biological effects, (Wiley-VCH, 2006)

Dopamine pathway graphic by NIDA [Public domain], via Wikimedia Commons.

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