Das Adrenalin-System besser verstehen lernen – Teil 1: Norephinephrin

In letzter Zeit wird viel über das Adrenalin-System im Allgemeinen und im Speziellen über dessen Erschöpfung geredet. Die meisten von uns werden im Wesentlichen wissen, um was es hierbei geht. Wenn Du Deinen Körper zu stark und zu lange Stress aussetzt, dann werden Deine Adrenalindrüsen (der Nebennieren) irgendwann einfach „aufgeben“. Die meisten von uns verstehen auch, dass darunter sowohl unsere Energiespiegel und Stimmungslage, als auch unsere mentalen und körperlichen Leistungen leiden werden. Aber wie viele von uns kennen sich wirklich mit den Chemikalien und Hormonen aus, die von unseren Adrenalindrüsen produziert werden? Wir werden diese Chemikalien einzeln betrachten, so dass wir die komplexen Funktionsmechanismen von Adrenalin besser verstehen lernen. Und wie wir eine gesunde Funktion des Adrenalin-Systems für eine Maximierung unserer sportlichen Leistungen aufrechterhalten oder wiedererlangen können. Die erste dieser Chemikalien ist Norephinephrin.

Was ist Norephinephrin?

Norepinephrin, das auch unter der Bezeichnung Noradrenalin bekannt ist, stellt zusammen mit Epinephrin das dar, was die meisten von uns als „Kampf oder Flucht“-Hormone kennen. Technisch gesehen ist Norepinephrin ein Katecholamin, aber es agiert als Hormon und Neurotransmitter.

Wo wird Norepinephrin produziert?

Es wird in der Nebenniere, postganglionären Neuronen des sympathischen Nervensystems und einem Teil des Gehirns, der als Locus caeruleus bekannt ist, produziert. Vom Locus caeruleus ausgehend gehen noradrenergene Neuronen aus, die ein System bilden, so dass Norepinephrin zu unterschiedlichen Teilen des Gehirns transportiert werden kann. Auf ähnliche Art und Weise ermöglichen postganglionären Neuronen, dass Norepinephrin direkt zu den Zielorganen und Zellen im Körper transportiert werden kann. Die Adrenaldrüsen pumpen Norepinephrin direkt ins Blut. Diese Mechanismen kommen für gewöhnlich ins Spiel, wenn wir unter Stress stehen.

Welche Wirkungen besitzt Norepinephrin?

Diese Ausschüttung von Norepinephrin (und Epinephrin) lässt unser Herz klopfen und das Blut schneller pumpen und ist für das Zittern verantwortlich, welches Du in einer stressigen Situation erlebst. Norepinephrin regt eine Freisetzung von Glukose im Blutkreislauf an und erhöht Blutdruck, Herzfrequenz, mentale Aufmerksamkeit und Atemfrequenz. Wenn es vom Lochs caeruleus ausgeschüttet wird, entfaltet es eine entzündungshemmende Wirkungen im Gehirn. Es transportiert außerdem Blut von der Haut weg und hin zum Herzen, zum Gehirn, zu den Muskeln und zu den Nieren. Bestimmt hast Du Dich schon einmal gefragt, warum Du immer direkt vor einer super brutalen Trainingseinheit urinieren musst oder? Mit anderen Worten ausgedrückt bereitet Dich Norepinephrin darauf vor, körperlich auf einen wahrgenommenen Stressfaktor zu reagieren. Es wird unter anderem auch als Medikament zur Aufrechterhaltung des Blutdrucks und zur Behandlung von Bradykardie (langsamer Herzschlag) verwendet.

Wie wird Norepinephrin produziert und wie wirkt es auf zellularer Ebene?

Norepinephrin wird aus der Aminosäure Tyrosin über eine Serie von Schritten im Nebennierenmark und einem Teil des sympathischen Nervensystems produziert. L-Tyrosin wird in L-DOPA umgewandelt. L-DOPA wird in Dopamin umgewandelt und Dopamin wird wiederum in Norepinephrin umgewandelt. Norepinephrin wird in den Synapsenbläschen gespeichert bis etwas dessen Ausschüttung anregt. Einmal freigesetzt kann Norepinephrin an adrenergene Rezeptoren anbinden, die es ihm ermöglichen seine Wirkungen (Erhöhung der Herzfrequenz, Erhöhung der Atemfrequenz, Freisetzung von Glukose, usw.) zu entfalten. Die Wirkungen von Norepinephrin werden entweder durch einen Abbau oder eine Wiederaufnahme beendet. Es gibt jedoch viele Substanzen, die entweder die Ausschüttung von Norepinephrin anregen oder eine Ausschüttung hemmen können. Es gibt außerdem Substanzen, die die Terminierung der Wirkungen von Norepinephrin an den Zellen beeinflussen.

Was kann Produktion und Wirkungen von Norepinephrin verändern?

Da wir wissen, dass Norepinephrin in den richtigen Mengen und zur richtigen Zeit für eine optimale mentale und körperliche Gesundheit essentiell ist, macht ein kurzer Überblick über einige der Wege, auf denen Produktion und Wirkungen von Noradrenalin verändert werden können, Sinn.

Krankheiten

Wir werden nicht auf die Spezifika dieser Krankheiten oder deren Behandlung eingehen. Du solltest Dir nur bewusst sein, dass Depressionen, Angststörungen, Blutdruckprobleme, Probleme mit der Herzfrequenz und viele andere Krankheiten zumindest zu einem Teil auf eine Deregulierung der Produktion und Funktion von Norepinephrin im Körper zurückgeführt werden. Die die Spezifika dieser Krankheitsprozesse und deren Behandlung im Hinblick auf die Adrenalfunktion werden in einem zukünftigen Artikel behandelt. An dieser Stelle geht es nur darum, Dir ein grundlegendes Verständnis dafür zu vermitteln, wie Produktion und Funktion verändert werden könnten.

Ein Mangel an Tyrosin

Wir benötigen als erstes Tyrosin, um Dopamin und letztendlich Norepinephrin zu produzieren. Wenn wir nicht über ausreichende Mengen dieses Ausgangsstoffes verfügen, dann können wir das Hormon nicht herstellen. Tyrosin wird als bedingt essenzielle Aminosäure angesehen. In den meisten Fällen müssen wir nicht einmal Nahrungsmittel zu uns nehmen, die reich an Tyrosin sind. Der Körper kann die Aminosäure Phenylalanin verwenden, um Tyrosin selbst herzustellen. Wenn es der Ernährung jedoch an Phenylalanin mangelt, müssen wir entweder supplementieren oder mehr Nahrungsmittel zu uns nehmen, die Phenylalanin und Tyrosin enthalten. Nahrungsmittel, die reich an Phenylalanin sind, umfassen Fleisch, Fisch und einige Milchprodukte wie z.B. Hüttenkäse. Nahrungsmittel, die reich an Tyrosin sind, umfassen Fleisch und Milchprodukte, sowie Bananen und Seegras.

Körpereigene Verbindungen

Ich habe oben erwähnt, dass es Substanzen gibt, die die Freisetzung von Norepinephrin aus den Synapsenbläschen beeinflussen oder hemmen können. Diese werden als Freisetzungsmodulatoren bezeichnet und sie können in hemmende und stimulierende Modulatoren unterteilt werden. Substanzen wie Dopamin, Acetylcholin, Norepinephrin selbst, Epinephrin, 5-HT, Adenosin, Histamin, ATP und Enkaphalin bewirken eine Reduzierung der Freisetzung von Norepinephrin. Einfach gesagt wird der Körper, sobald ausreichende Mengen dieser Hormone zirkulieren, die Freisetzung von weiterem Norepinephrin herunterregulieren, um die Homöostase aufrecht zu erhalten oder wiederherzustellen. Epinephrin (das auf beiden Seiten spielt) und Angiotensin II erhöhen beide die Ausschüttung von Norepinephrin.

Medikamente und Drogen

Es gibt außerdem Substanzen, die die Art und Weise verändern, auf die die Wirkungen von Norepinephrin beendet werden, indem sie entweder die Bindung von Norepinephrin an den Rezeptor oder die Wiederaufnahme oder den Abbau dieses Hormons beeinflussen. Das Resultat kann entweder eine Steigerung oder eine Reduzierung der Wirkungen, eine reduzierte oder gesteigerte Menge an zirkulierendem Norepinephrin oder eine Verbesserung oder Reduzierung der Fähigkeit von Norepinephrin, an die Rezeptoren zu binden und seine Wirkung zu entfalten, sein. Medikamente und Drogen wie Kokain, Amphetamine und Antidepressiva verändern die Wiederaufnahme von Norepinephrin. Alpha und Beta-Blocker verändern die Art und Weise, auf die Norepinephrin an die Rezeptoren anbindet.
Es gibt also eine Menge an Dingen, die schief laufen können, wenn man sich all die Dinge ansieht, die eine korrekte Produktion und Funktion von Norepinephrin beeinträchtigen können. Wir wollen jedoch, dass unsere Norepinephrin-Produktion genau im richtigen Bereich liegt – nicht zu viel und nicht zu wenig. Ohne dieses Gleichgewicht entwickeln wir Probleme, die unsere Stimmungslage, unsere Energiespiegel (adrenale Erschöpfung), unseren Blutdruck und vieles mehr betreffen. All dies kann unsere Fitness, die Fähigkeit, unsere Ziele zu erreichen und die Fähigkeit, unsere Trainingseinheiten zu genießen, beeinträchtigen.
Im zweiten Teil dieser Artikelserie werden wir auf ein weiteres Teil des Adrenalpuzzels eingehen – Epinephrin.

2 Kommentare

  1. Grüße aus Berlin! Immer wenn ich mal Pause habe scrolle ich etwas in deinem Blog herum. Ich kann mich nur für die vielen Informationen bedanken, die Sie hier präsentieren und kann es kaum erwarten, einen Blick zu werfen, wenn ich nach Hause komme. Ich bin erstaunt, wie schnell dein Blog auf mein Handy geladen ist .. Ich bin nicht einmal mit WIFI, nur 3G .. Wie auch immer, Blog!

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