Wachstumshormone oder HGH – Du hast wahrscheinlich schon etwas darüber gehört, wenn Du im Fitnessbereich aktiv bist. Vielleicht hast Du einige Artikel darüber gelesen, wie Du Deine natürliche körpereigene Wachstumshormonproduktion maximieren kannst, um Deine Muskelhypertrophie zu verbessern und Dein Körperfett zu reduzieren. Vielleicht hast Du auch schon von Leuten gehört, die Wachstumshormone injizieren oder die Wachstumshormonproduktion steigernde Supplements einnehmen, um Körperkomposition und Leistungen zu verbessern oder den Alterungsprozess zu verlangsamen. Aber weißt Du wirklich, was Wachstumshormone im menschlichen Körper bewirken oder wann, warum und wie sie produziert werden? Und wusstest Du, dass die Produktion sich zwischen den Geschlechtern unterscheidet – und wahrscheinlich nicht auf die Art und Weise, die Du erwarten würdest.
Die Wachstumshormonproduktion
Betrachten wir zuerst kurz die Grundlagen der Wachstumshormonausschüttung. Wachstumshormone werden von Zellen, die sich in der vorderen Hypophyse befinden, produziert und ausgeschüttet. Sie werden hierbei pulsartig ausgeschüttet. Diese Pulse kontrolliert der Hypothalamus. Er sendet Signale, einen Wachstumshormonpuls entweder zu beenden oder eine pulsartige Freisetzung von Wachstumshormonen in den Blutkreislauf zu initiieren. Im Grunde genommen ist der Hypothalamus also der Boss der vorderen Hypophyse.
Wenn genügend Wachstumshormone und/oder Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1) im Körper zirkulieren, sendet der Hypothalamus einen Botenstoff namens Somatostatin. Auf diese Weise signalisiert er der vorderen Hypophyse, dass sie die Freisetzung von Wachstumshormonen beendet ist. Wenn sich nicht genügend Wachstumshormone im Blutkreislauf befinden, dann sendet der Hypothalamus einen anderen Botenstoff, der als Growth Hormone Releasing Factor (GHRF) bekannt ist. So bekommt die vordere Hypophyse die Nachricht, dass sie etwas von dem guten Zeugs freisetzen soll. Macht das Sinn?
Der Zweck von Wachstumshormonen
Was bewirken Wachstumshormone? Nun, kurz zusammengefasst lassen Wachstumshormone Dinge wachsen – daher auch der Name. Das geschieht über unterschiedliche Mechanismen, zu denen auch die Folgenden gehören:
- Gesteigerte Proteinsynthese
- vermehrte Lipolyse (reduziert Fett)
- zunehmendes sarcomeres Wachstum
- reduzierte Aufnahme von Glukose durch die Leber und gesteigerte Bildung neuer Glukose (Glukoneogenese)
- Unterstützung der Bauchspeicheldrüse und ihrer Produktion unterschiedlicher Hormone wie Insulin, Glukagon, Ghrelin, usw.
Mit anderen Worten ausgedrückt unterstützen und initiieren Wachstumshormone das Wachstum von Gewebe im menschlichen Körper auf vielen Wegen. Gleichzeitig können sie das Fettgewebe reduzieren. Optimale Spiegel werden im Allgemeinen als nützlich für Sportler und so ziemlich jeden angesehen, der sich eine vorteilhafte Körperkomposition, eine gute Knochengesundheit und ein gutes allgemeines körperliches Wohlbefinden wünscht.
Was beeinflusst unsere Wachstumshormone?
Viele unterschiedliche Dinge! Tiefer und adäquater Schlaf, intensives Training, fasten, niedrige Blutzuckerspiegel, das Hormon Ghrelin, die Aminosäure Arginin und einige B Vitamine wie Niacin gehören zu diesen Dingen. Auch natürliches Testosteron und Östrogen erhöhen die Wachstumshormonspiegel.
Dinge, die die Wachstumshormonspiegel reduzieren, umfassen chronischen Stress, schlechter Schlaf und inadäquate Mengen an Schlaf, hohe Blutzuckerspiegel, Glukokortikoide und eine Form von Testosteron, die als DHT bekannt ist. Behalte im Hinterkopf, dass auch wenn Fasten und intensives Training die Wachstumshormonspiegel erhöhen können, dies nur bis zu einem bestimmten Punkt der Fall ist. Sobald diese milden Stressoren chronisch und zu viel für den Körper werden, fährt er jeden anabolen Mechanismus herunter. Schließlich versucht der Körper seinen Arsch vor Stress zu schützen oder Hunger zu verhindern.
Männer vs. Frauen
Und hier ist etwas Interessantes: Frauen produzieren mehr Wachstumshormone als Männer. Seltsam, oder? Es scheint der Intuition zu widersprechen. Sind Männer nicht das größere, stärkere Geschlecht? Nun, das ist wahrscheinlich eine kontroverse Frage, aber in den meisten Fällen sind Männer körperlich stärker und haben höhere Testosteronspiegel. Würde man deshalb nicht denken, dass Männer auch mehr Wachstumshormone produzieren? Zahlreiche Studien haben jedoch herausgefunden, dass die durchschnittlichen Wachstumshormonkonzentrationen bei prämenopausalen Frauen um den Faktor 6 bis 120 höher als bei Männern ausfallen.
Warum ist das so?
Nun, Studien deuten darauf hin, dass Östrogen der Hauptgrund dafür ist, dass Frauen im Allgemeinen mehr Wachstumshormone als Männer produzieren. Studien haben die Wachstumshormonspiegel bei prämenopausalen Frauen mit den Wachstumshormonspiegeln bei Männern im selben Alter verglichen und herausgefunden, dass Frauen höhere Wachstumshormonspiegel und höhere Amplituden der Wachstumshormonausschüttung aufwiesen. Einige Studien verabreichten sogar Östrogen an Männer und konnten zeigen, dass ihre Wachstumshormonspiegel mit dem zusätzlichen Östrogen in der Tat stiegen. Zusätzlich hierzu steigen die durchschnittlichen Wachstumshormonspiegel bei Frauen noch stärker, wenn sie sich in Phasen des Menstrualzyklus befinden, während denen die Östrogenspiegel am höchsten ausfallen oder wenn sie Antibabypillen einnehmen, die Östrogen enthalten.
Auswirkungen auf das Training
Auch das Schema der Wachstumshormonproduktion unterscheidet sich zwischen Männern und Frauen. Männer haben große nächtliche Pulse der Wachstumshormonausschüttung und neigen nicht dazu, genauso viel während des Tages auszuschütten. Frauen verbringen dagegen während des Tages doppelt so viel Zeit damit, aktiv Wachstumshormone auszuschütten. Es konnte außerdem gezeigt werden, dass Frauen eine stärkere Wachstumshormonreaktion auf Training bei allen Intensitäten zeigen und früher während des Trainings maximale Wachstumshormonkonzentrationen erreichen.
Quelle:
https://breakingmuscle.com/learn/growth-hormone-how-does-it-work-and-why-do-women-have-more
Referenzen:
1. Vab den Berg, G., Veldhuis, J., Frloch, M., and Roelfsema, F. “An amplitude-specific divergence in the pulsatile mode of growth hormone (GH) secretion underlies the gender difference in mean GH concentrations in men and premenopausal women.” Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 7 (1996): 2460-7. Accessed October 1, 2013.
2. Veldhuis, J. “New modalities for understanding dynamic regulation of the somatotropic (GH) axis: explication of gender differences in GH neuroregulation in the human.” Journal of Pediatric Endocrinology and Metabolism Jun;9 Suppl 3:237-53. Accessed October 1, 2013.
3. Veldhuis, J, Patrie,, W., Patterson, M., Weltman, J., and Weltman, A. “Contrasting negative-feedback control of endogenously driven and exercise-stimulated pulsatile growth hormone secretion in women and men.” Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 2004 Feb;89(2):840-6. Accessed October 1, 2013.
4. Veldhuis, J. “Neuroendocrine control of pulsatile growth hormone release in the human: relationship with gender.” Growth Hormone and IGF Research 1998 Apr;8 Suppl B:49-59. Accessed October 1, 2013.