Chemischer Name: 2α,17α-Dimethyl-17β-hydroxy-5α-androstan-3-one
Summenformel: C21 H34 O
Molekulargewicht: 318
Verhältnis anaboler : androgener Wirkung: 400 : 20 (relativ zu Methyltestosteron)
Art der Zufuhr: oral
Wirkungsdauer: > 12 Stunden
Die Geschichte von Superdrol
Der Wirkstoff Methyldrostanolon, der vielen Lesern besser unter der Bezeichnung Superdrol bekannt sein dürfte, wurde Ende der fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts vom Pharmakonzern Synthex entwickelt und 1959 erstmals ausführlich wissenschaftlich beschrieben (1). Trotz seinem aus medizinischer Sicht sehr positiven Verhältnis von anaboler zu androgener Wirkung kam Methyldrostanolon nie im medizinischen Bereich zum Einsatz und geriet schon bald wieder in Vergessenheit. Im Jahr 2005 erschien Methyldrostanolon in Form des Sportsupplements Superdrol der Firma Designer Supplements wieder auf der Bildfläche. Dieses Produkt bewegte sich in einer rechtlichen Grauzone, da der Wirkstoff zwar einerseits auf keiner offiziellen Liste verbotener Wirkstoffe auftauchte, aber andererseits ein rein synthetisches Steroid darstellt, das nicht natürlich vorkommt. Trotz einer Aufforderung der amerikanischen Gesundheitsbehörde an die entsprechenden Supplementhersteller, ihre Superdrol Präparate freiwillig vom Markt zu nehmen, gibt es bis heute zahlreiche Sportsupplements, die Methyldrostanolon als Wirkstoff enthalten.
Struktur und Eigenschaften
Methyldrostanolon ist strukturell gesehen ein Dihydrotestosteron Derivat, das sich durch je eine zusätzliche Methylgruppe an Position 2 uns 17 von Dihydrotestosteron unterscheidet. Von Masteron (Drostanolon) unterscheidet sich Methyldrostanolon lediglich durch die zusätzliche Methylgruppe an Position 17. Die Methylgruppe an Position 17, welche auch als alpha-17-Alkylierung bezeichnet wird, ist notwendig, um den Wirkstoff bei oraler Zufuhr vor einem Abbau beim „First Pass“ durch die Leber zu schützen, da sowohl Dihydrotestosteron als auch Masteron bei oraler Gabe beim First Pass durch die Leber nahezu vollständig verstoffwechselt werden. Durch die Methylgruppe an Position 2 steigt die anabole Wirkung von Methyldrostanolon im Vergleich zu Dihydrotestosteron, da das Molekül aufgrund dieser Modifikation im Gegensatz zu Dihydrotestosteron im Muskelgewebe nicht durch das 3-Hydroxysteroid-Dehydrogenase Enzym deaktiviert wird, bevor es an den Androgenrezeptoren der Muskeln eine Wirkung entfalten kann.
Mit Ratten durchgeführte Untersuchungen attestieren Methyldrostanolon die vierfache anabole und nur ein Fünftel der androgenen Wirkung von Methyltestosteron, was einem Verhältnis von anaboler zu androgener Wirkung von 20:1 entspricht (2). Auch wenn diese Werte nicht direkt auf den Menschen übertragbar sind, zeigen sie doch ziemlich deutlich, dass es sich bei Methyldrostanolon um einen Wirkstoff mit sehr stark ausgeprägter anaboler Wirkung und minimaler Androgenwirkung handelt. Da Methyldrostanolon als Derivat von Dihydrotestosteron in 5-alpha reduzierter Form vorliegt, kann der Wirkstoff im Körper nicht durch das Aromataseenzym in Östrogen umgewandelt werden.
Mehr Kraft und ein härterer Look
Berichten von Anwendern zufolge spiegelt sich die stark ausgeprägte anabole Wirkung von Methyldrostanolon in akzeptablen Zuwächsen an fettfreier Muskelmasse ohne begleitende Wassereinlagerungen wider. Hierbei scheinen die Zuwächse Beobachtungen aus der Praxis zufolge am größten auszufallen, wenn die tägliche Proteinzufuhr bei mindestens 3 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht liegt, ausreichende Mengen an hochwertigen Kohlenhydraten verzehrt werden und ein Kalorienüberschuss besteht. Die erhöhte Zufuhr komplexer Kohlenhydrate wirkt sich deshalb so positiv aus, weil Methyldrostanolon die Glykogeneinlagerung in die Muskulatur deutlich zu steigern scheint. Neben den Massezuwächsen berichten Anwender in der Regel von sofort einsetzenden, starken Kraftzuwächsen und einem härteren und dichteren Erscheinungsbild der Muskulatur, wobei letzteres unter andrem auf einer entwässernden Wirkung von Methyldrostanolon beruhen dürfte. Weiterhin scheint Methyldrostanolon eine positive Auswirkung auf die Kraftausdauer zu besitzen, was sich in der Fähigkeit mehr Wiederholungen und mehr Trainingssätze ausführen zu können widerspiegelt.
Die Schattenseiten von Superdrol
Da Methyldrostanolon im Körper nicht in Östrogen umgewandelt werden kann, muss nicht mit östrogenbedingten Nebenwirkungen wie Wassereinlagerungen, verstärktem Fettaufbau, erhöhtem Blutdruck oder Entwicklung einer Gynäkomastie gerechnet werden. Aufgrund seiner nur schwach ausgeprägten Androgenwirkung besitzt Methyldrostanolon nur ein geringes Potential für androgenbedingte Nebenwirkungen wie gesteigerte Aggression, Akne, fettige Haut, Prostatavergrößerung, Verschlimmerung eines bereits vorhandenen androgenbedingten Haarausfalls und Vermännlichungserscheinungen bei Frauen. Solche Nebenwirkungen können jedoch insbesondere bei der Verwendung höherer Dosierungen nicht vollständig ausgeschlossen werden. Falls androgenbedingte Nebenwirkungen auftreten, kann diesen nicht mit Hilfe eines 5-alpha Reduktase Hemmers wie Proscar entgegen gewirkt werden, da Methyldrostanolon bereits 5-alpha reduziert ist.
Die alpha-17-Alkylierung von Methyldrostanolon resultiert in einer deutlichen Leberbelastung. In der medizinischen Fachliteratur gibt es mehrere dokumentierte Fälle von Leberschädigungen wie Gelbsucht und intrahepatischer Cholestase, die bereits bei Dosierungen, die im Bereich der Empfehlungen der Supplementhersteller lagen, auftraten (3 – 5). Diese Leberschäden scheinen jedoch bei rechtzeitiger medizinischer Behandlung in der Regel vollständig reversibel zu sein. Neben der Leber scheint Methyldrostanolon auch die Nieren deutlich zu belasten, was unter anderem auf der diuretischen Wirkung des Wirkstoffes beruhen dürfte. In der medizinischen Fachliteratur finden sich mehrere dokumentierte Fälle von Nierenschäden, die bis hin zu einem Nierenversagen reichen (4, 6). In der Praxis kann aus diesem Grund häufig beobachtet werden, dass Anwender von Methyldrostanolon ihre Flüssigkeitszufuhr stark erhöhen, um die Nieren zu entlasten.
Da Methyldrostanolon sehr resistent gegenüber einem Abbau durch die Leber ist und nicht aromatisiert, dürfte dieser Wirkstoff mit großer Wahrscheinlichkeit einen negativen Einfluss auf das Verhältnis von gutem HDL Cholesterin zu schlechtem LDL Cholesterin besitzen. Diese Verschlechterung der Blutfettwerte wird durch anekdotenhafte Berichte von Anwendern bestätigt. Weitere in der Praxis beobachtete Nebenwirkungen umfassen unter anderem einen starken, teilweise schmerzhaften Pump, der im Bereich des unteren Rückens besonders stark ausgeprägt zu sein scheint, sowie Muskelkrämpfe. Falls solche Krämpfe auftreten sollten, kann diesen in vielen Fällen durch die Einnahme von Taurin und eine Erhöhung der Kaliumzufuhr entgegen gewirkt werde. Einige Anwender berichten außerdem von einem Gefühl der Lethargie, einer Erhöhung des Blutdrucks und einer Abnahme der Libido mit fortschreitender Einnahmezeit. Wichtiger Hinweis Alle Informationen zu verschreibungspflichtigen Medikamenten oder anderen leistungssteigernden Substanzen dienen rein zu Informationszwecken und sind in kleinster Weise als Anleitung für eine Verwendung dieser Substanzen gedacht. Wir distanzieren uns von jeglicher Verwendung verbotener leistungssteigernder Substanzen und raten dringend von deren Verwendung ab. Die Verwendung dieser Substanzen kann auch bei kurzzeitiger Anwendung zu ernsten Gesundheitsschäden führen und einige Substanzen wie Insulin oder DNP können bereits bei einmaliger falscher Anwendung tödlich wirken. Des Weiteren möchten wir darauf hinweisen, dass bereits der Besitz relativ geringer Mengen dieser Substanzen in Deutschland strafbar ist und mit Geldstrafen oder Gefängnisstrafen geahndet werden kann. Für Sportler, die an Wettkämpfen teilnehmen, stellt bereits die Verwendung dieser Substanzen eine Straftat dar.
Zitierte Quellen H. J. Ringold, E. Batres, O. Halpern, E. Necoechea, “Steroids. CV. 2-Methyl and 2-Hydroxymethylene-androstane Derivatives.”, Journal of the American Chemical Society, 1959, Ausgabe 81, Nummer 2, Seite 427–32 Julius A. Vida; Androgens and Anabolic Agents; Academic Press, 1969 “Severe Hepatotoxicity Caused by a Methasteron-containing, Performance-enhancing Supplement.”, Journal of Clinical Gastroenterology, 22. September 2008, vorab im Internet veröffentlicht Nadir, “Cholestatic jaundice and IgA nephropathy induced by OTC muscle building agent superdrol.”, The American journal of gastroenterology, November 2006, Ausgabe 101, Nummer 11, Seite 2659-62 Gordon, “Methasteron-associated cholestatic liver injury: clinicopathologic findings in 5 cases.”, Clinical gastroenterology and hepatology, Februar 2008, Ausgabe 6, Nummer 2, Seite 255-8 John Nasr, Jawad Ahmad, “Severe Cholestasis and Renal Failure Associated with the Use of the Designer Steroid Superdrol™ (Methasteron™): A Case Report and Literature Review.”, „http://www.springerlink.com/content/101150/“ Digestive Diseases and Sciences, Mai 2009, Ausgabe 54, Nummer 5, Seite 1144-46