Wie „natural“ ist „Natural Bodybuilding“ wirklich?

Heutzutage bedeutet „Natural Bodybuilding“ einfach nur, dass man im Augenblick keine Steroide oder andere leistungssteigernde Wirkstoffe verwendet… zumindest keine, die leicht nachgewiesen werden können. Es gibt viele Möglichkeiten Dopingtests auszutricksen. Diese reichen von intelligent getimten Anwendungszyklen bis hin zur guten alten Bestechung.

Heute haben „steroidfreie“ Sportler und Bodybuilder eine Vielzahl von Lieblingsmedikamenten, darunter zum Beispiel Wachstumshormone und Schilddrüsenhormone.

Anmerkung: Ein IFBB Profibodybuilder kam auf T-Nation zu, um sich ein paar Dinge von der Seele reden zu können. Er wollte für das englischsprachige Internetportal anonyme Artikel schreiben und dabei Fragen im Steroidforum ehrlich beantworten. Nachdem seine Identität überprüft wurde, bekam er seine eigene Plattform „Shadow Pro“. Daraus haben wir für euch einen wahren Bericht.

Die wahre Geschichte

Sind wir realistisch: Natural Bodybuilding ist nicht völlig natürlich. Verdammt, was bedeutet „natural“ überhaupt? Die Definition eines natural/steroidfreien Sportlers ist sehr vage. Einige gehen so weit zu sagen, dass jemand, der Kreatin verwendet, nicht natural ist. Einige Bodybuilding Organisationen wiederum, lassen die Verwendung von natürlichen Supplements und Prohormonen zu, obwohl sie so genannte illegale Substanzen enthalten.

Abgesehen davon, ist hier die wahre Geschichte. Männer und Frauen können, nachdem sie einige Monate zuvor einen harten Anwendungszyklus mit anabolen Steroiden und anderen verbotenen leistungssteigernden Wirkstoffen beendet haben, an „natural“ Wettkämpfen teilnehmen und bei Dopingtests negativ getestet werden. „Natural“ bedeutet in diesem Fall ganz einfach, dass sie in diesem Augenblick keine Steroide oder andere Medikamente verwenden. Besser gesagt, konsumieren sie zumindest nicht die Substanzen, die bei einem lahmen Dopingtest bei einem Bodybuilding Wettkampf nachgewiesen werden können.

Die Tatsache dabei ist nämlich, dass ein Sportler, der über Jahre Anabolika und andere leistungssteigernde Medikamente verwendet hat, nicht all seine Zuwächse verlieren wird, wenn er diese Substanzen für drei oder vier Monate absetzt. Diejenigen, die behaupten, sie seien „natural“ sind daher manchmal wirklich lachhaft. Ihren Natural Status nehmen mittlerweile nur noch wenige ernst.  Allein die Tatsache, dass man bei vielen Teilnehmern, selbst bei „Natural Wettkämpfen“ Anzeichen einer Gynäkomastie entdeckt, sagt so Einiges.

Die Tatsachen

Olympische Sportler verwenden leistungssteigernde Substanzen und bestehen Dopingtests ohne Probleme. Lance Armstrong, der am häufigsten auf Doping getestete Sportler der Geschichte, hatte nie einen positiven Dopingtest. Jetzt gibt er aber zu, verbotene leistungssteigernde Substanzen verwendet zu haben. Diese Jungs und Mädels konkurrieren bei Sportarten, bei denen es um viel Geld und Ruhm geht und sie besiegen den „Goldstandard“ der Dopingtestprozeduren. Vergleichen Sie dies mit dem so genannten „Natural Bodybuilding“, bei dem praktisch kein Geld zu holen ist (zumindest nicht für die Athleten). Dopingtests sind sehr teuer und irgendjemand muss für sie zahlen. In diesem Fall muss entweder die Sportorganisation oder der Veranstalter des Wettkampfs für diese Tests zahlen. Es ist zweifelhaft, ob gründliche Tests durchgeführt werden oder überhaupt ernst genommen werden.

Die Beispiele

Wir wollen euch eine Idee davon geben, wie lächerlich Bodybuilding mit Dopingtests ist. Dennis Wolf gewann seine Pro Card bei den 2005 IFBB World Championships. Ein paar Monate später belegte er dann den vierten Platz bei seinem ersten Mr. Olympia Wettkampf. Die World Championships waren dabei ein Wettkampf mit Dopingtests. Glaubt irgendjemand, dass Dennis Wolf  hier clean war?

Dennis Wolf

Sami al Haddad gewann die World Amateur Championships dreimal, bevor er ins Profilager wechselte.

Sami al Haddad

Und „Big Ramy“ gewann bei der ersten Amateur Olympia. Und ratet mal – das war ein Wettkampf mit Dopingtests!

Big Ramy

Wie kann das funktionieren?

Dopingtests sind eine einfache Analyse des Urins, natürlich die billigste. Es gibt viele Substanze, die durch einem solchen Test nicht nachgewiesen werden können. Wachstumshormone sind  hier ein gutes Beispiel. Derartige Dopingtest können mit Hilfe einiger kleiner Tricks überlistet werden.

Man könnte beispielweise ein Kondom, das mit sauberem Urin gefüllt ist, unter den Hoden tragen. Mit Bitte um mehr Privatsphäre könnten Profis dann diesen Urin ins Glas schütten. Genauso transportieren einige Frauen den Urin im Polster unter ihrer Trainingsjacke.

Zudem können die Teilnehmer durch die Einnahme von Diuretika alles andere im Urin maskieren. Schließlich sind diese Tests, wie bereits erwähnt, sehr einfach.

Bestechung

Ein paar extra Scheine, um die Tester loszuwerden, können Wunder bewirken.

Es gibt Experten da draußen, die herausgefunden haben, wann genau sie jede Substanz absetzen müssen, so dass diese nicht entdeckt wird. Dabei können diese Substanzen aber dennoch lange genug im Körper aktiv bleiben, um die Zuwächse zu halten.

Mittlerweile gibt es Untersuchungen, die beeisen, dass die Verbesserungen, die während Anwendungszyklen verbotener leistungssteigernder Substanzen erreicht werden, nicht einfach wieder verschwinden, wenn man clean wird. Viele dieser Zuwächse bleiben aufrechterhalten, wenn entsprechend Ernährung und Training stimmen. Dementsprechend gibt es viele Bodybuilder, auch in Europa, die über 6 Monate des Jahres verrückte Anwendungszyklen fahren und dann vor einem Wettkampf alles absetzen. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich nichts Nachweisbares mehr in ihrem Blut oder ihrem Urin.

Zudem gibt es Storys darüber, wie ein Organisator eines Wettkampfes bestimmte Bodybuilder einlädt, um an seinem Wettkampf teilzunehmen. Wenn ein Bodybuilder sagt „Hmm, das ist doch ein Wettkampf mit Dopingtest“, wird der Organisator ihn mit einem Augenzwinkern dazu ermutigen, trotzdem teilzunehmen. Mit anderen Worten ausgedrückt bedeutet das, „Macht euch keine Sorgen.“ Genauso gibt es Geschichten von Organisatoren von Wettkämpfen, die ganz einfach die Urinproben ihrer Freunde aussortiert haben.

Ergänzend sei außerdem noch erwähnt, dass Bodybuilder sich auch Synthol oder andere nicht pharmazeutische Substanzen spritzen können, um ihr Aussehen zu verbessern. Wenn sie es geschickt anstellen, wir dies niemand bemerken und es kann ihnen zusätzliche Masse in Bereichen geben, die in ihrer Entwicklung zurückhängen. Diese Substanzen werden bei einem Dopingtest nicht auffallen, da sie eben nicht pharmazeutisch sind.

Lieblingswirkstoffe von “natural” Bodybuildern

Hier sind einige “Inhaltsstoffe”, die Bodybuilder häufig bis kurz vor einem Wettkampf verwenden. Allesamt werden bei den meisten Tests nicht nachgewiesen.

Insulin:

Das Hormon kann während der gesamten Off-Season verwendet werden, um Muskeln aufzubauen. Es besitzt nur eine sehr kurze Halbwertszeit. Dementsprechend wird es im Körper innerhalb von 4 bis 6 Stunden vollständig abgebaut.

Wachstumshormone:

Nur sehr teuere Bluttests können diese Wirkstoffe nachweisen. Bei Bodybuilding Wettkämpfen kommen solche Tests aus Kostengründen nicht zum Einsatz.

IGF-1 und MGF-1:

Diese Wirkstoffe können permanente Zuwächse an Muskelmasse und eine Verbesserung des Gesamterscheinungsbildes der Körpers und der Muskelfülle bewirken. Auch sie sind durch die typischen Dopingtests nicht nachweisbar.

Ephedrin, T3 und Clenbuterol:

Die meisten „natural“ Athleten werden Ephedrin, T3 und Clenbuterol verwenden, um Fett zu verlieren. Um einer Entdeckung vorzubeugen, setzen sie diese Substanzen ein paar Wochen vor dem Wettkampf ab.

Myostatin Hemmer:

Nützlich und nicht nachweisbar.

Verschreibungspflichtige Medikamente:

Einige Sportler besitzen legale Rezepte für Medikamente, die sie verwenden dürfen, da sie unter einer entsprechenden Krankheit leiden. Damit ergibt sich ein kleines Schlupfloch für Antiöstrogene oder TRT. Einige Organisationen werden dies nicht erlauben, aber andere werden darüber hinwegsehen.

Keine Märchen

Mit diesen Tatsachen wird die Märchenwelt um das „Natural Bodybuilding“ wahrscheinlich ein wenig verdorben. Dennoch sollte abschließend erwähnt sein, dass auf Amateurebene einige sehr gute natural Athleten vorhanden sind. Doch wenn es um die höchste Stufe der Welt geht, dann wird man mit höchster Wahrscheinlichkeit niemanden finden, der clean ist – auch nicht bei den Wettkämpfen mit Dopingtests. Das ist die Wahrheit.

Im Bereich des Profisports tut man das, was man tun muss, um der Beste zu sein. Jeder Athlet braucht einen Wettkampfvorsprung und sie alle besitzen nur ein limitiertes natürliches Potential. Sportler auf hohem Niveau werden irgendwann einen Punkt erreichen, an dem sie einen Schritt weiter gehen müssen, wenn sie auf dem gleichen Spielfeld wie die großen Jungs spielen möchten.

Quelle:
https://www.t-nation.com/training/how-natural-is-natural-bodybuilding

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