Ein Interview mit Kai Greene

Ein Interview mit Kai Greene

Dieses Interview mit Kay Greene wurde im Jahr 2010 vor der Mr. Olympia Wahl geführt.

Gehen wir zu deinen ersten 2 Jahren als Profi zurück. Wie war dein Leben zu DIESEM Zeitpunkt und welche Priorität hatte Bodybuilding?

KAI GREENE: Bodybuilding stand ziemlich weit oben auf meiner Liste, aber es gab immer noch eine Menge, was ich lernen und womit ich klarkommen musste. Ich denke so richtig ging es mit dem Erfolg los, als ich anfing mir das ehrlich einzugestehen und mich hinter den Kulissen massiv zu engagieren, um das zu tun, was zu tun war.

In den ersten Jahren hast du mehrere Wettkämpfe absolviert und nie nennenswert abgeschnitten. Was hielt dich davon ab erfolgreich zu sein?

KAI GREENE: Oft reden die Leute über Dinge, die sie wollen und denken nur wenig darüber nach, ob sie das auch umsetzen können. Sie handeln so, wie Ihr momentaner mentaler Zustand ist, anstatt nachzudenken und die Dinge zu tun, die sie tun müssen, um das zu schaffen, was sie sich vorgenommen haben. Ich glaube mein momentaner Erfolg hat viel mitpersönlichem Wachstum zu tun…..Mit anderen Worten ausgedrückt: Ich war vorher nicht bereit. Ich denke Dinge passieren dann, wenn man bereit für sie ist. Ich musste sehr stark reifen, um hierher zu kommen.

Reifen? Inwiefern?

KAI GREENE: Wenn Du schlecht oder nicht zufriedenstellend abgeschnitten hast, fängst du an, dich psychologisch auf Enttäuschungen einzustellen. Etwas sehr wichtiges, das ich geändert habe, ist die Haltung „weniger zu erwarten“. Darin drückt sich ein geschädigtes Selbstbewusstsein aus.

Gab es einen Zeitpunkt, als du dachtest „Vielleicht bin ich für diese Sache nicht geschaffen?“

Wenn Ja, wie hast du dich vom Gegenteil überzeugt. KAI GREENE: Ich dachte mal so und mal so. Heute kann ich sagen, die Wende war ein Ergebnis davon, dass ich gelernt hatte, wieder an mich selbst zu glauben. Damit änderte sich natürlich die Art & Weise, wie ich Training, Ernährung, Regeneration, etc. anging. Aber die Neuinvestition in sich selbst bringt auch mehr Leidenschaft, und Dinge, die man vorher als Riesenrückschlag gesehen hat, sieht man jetzt nur noch als Stolperstein. Wenn du den Glauben an dich selbst verloren hast, ist es sehr wichtig jemanden zu haben, der an dich glaubt. In dieser Beziehung war Oskar Ardon (Trainer / Ernährungsberater) ein sehr wichtiger Einfluss für mich.

Dein erster Wettkampf Sieg bei der Colorado Pro 2007 fand kurz nach der New York Pro, wo du sechster wurdest, statt. Dieser Erfolg kam also sehr schnell. Was waren deine Gefühle? Schock? Erleichterung?

KAI GREENE: WOW!! Es gab Zeiten, als Leute Ratschläge oder Kritik für mich hatten und ich mich fühlte, als wäre ich ganz weit weg. Alles was sie sagten, kam mir rein rhetorisch vor und nicht für eine Blaupause für den Erfolg. Es war, als würde ich ein Rätsel lösen.

Von manchen wirst du mit Ronnie Coleman verglichen. Warum ist das deiner Meinung nach so?

KAI GREENE: Ich finde es fantastisch, aber ehrlich gesagt, manchmal meinen die Leute es gut, machen aber quasi indirekt der Person, mit der du verglichen wirst, ein Kompliment. Ronnie hat 8x den Mr. Olympia gewonnen. Man kann niemanden mit jemandem vergleichen, der nicht annähernd so lange auf der Bildfläche ist und nicht annähernd so viel „Lehrgeld“ (u.a. Verletzungen) gezahlt hat. Offengestanden werde ich Ronnie nie das Wasser reichen können. Ich werde nie seine Ära kopieren können, schon gar nicht wie er es geschafft hat – so sehr ich das auch möchte. Im Prinzip galt das, was Ronnie geschafft hat, lange Zeit für unerreichbar – bis er kam und es schaffte.

Sprechen wir über den diesjährigen Mr. Olympia. Jay Cutler hat sich in den letzten Jahren als beinahe unschlagbar (wenn er in Form war) gezeigt. Wie zuversichtlich bist du, dass du Jay schlagen kannst?

KAI GREENE: Um ehrlich zu sein, kann ich es mir nicht leisten irgendjemanden für unschlagbar zu halten. Würde ich das machen, wäre das eine Sabotage meiner besten Bemühungen, bevor ich auch nur einen Versuch starte. Ich respektiere Jay Cutlers Leistung. Ich respektiere alles, was er erreicht hat. Ich saß im Publikum, als Jay Cutler damals Schwergewichtssieger bei der Teen National (ein Amateur Wettkampf) wurde. Seitdem habe ich Jays Karriere im Auge behalten. Es gab eine Zeit, während der ich sehnsüchtig seine Karriere verfolge. Aber seitdem ist viel passiert. Ich sehe die Dinge inzwischen anders. Ich weiß wie ich das erreichen kann, was ich erreichen will. Ich weiß was wir (Oscar Ardon & Kai) es auf die Olympia Bühne bringen werden, nämlich absolute Bestform.

Du bist also zuversichtlich, Jay Cutler schlagen zu können, selbst wenn er in Bestform ist?

KAI GREENE: Absolut

Bist du der Topanwärter auf den Olympia Thron?

KAI GREENE: Es ist kein Geheimnis, dass der amtierende Champion der Arnold Classic in der Vergangenheit als Topanwärter eingeschätzt wurde. Aber gleichzeitig  muss man daran glauben, dass jeder Wettkämpfer, der nach dem Titel strebt, eine objektive Chance hat, sein Ziel zu erreichen.

Bei der Arnold Classic war es sehr eng zwischen dir und Phil Heath. Aber jetzt hast du Phil zweimal hintereinander geschlagen. Heißt das, du machst dir um Ihn weniger Sorgen, was den Mr Olympia betrifft.

KAI GREENE: Es ist nie eine gute Idee, jemanden abzuschreiben. Leute sagen „du hast Phil Heath geschlagen“, aber die Tatsache ist, dass ich von viel weiter hinten als Phil gekommen bin. Ich schätze, was er repräsentiert; ich respektiere, was er tut und ich habe ihm dies auch schon persönlich gesagt. Phil Heath führt viele an der Nase herum. So selbstverständlich wie alles bei ihm wirkt, denken die Leute, sie könnten dasselbe machen wie er – ihren Aufstieg meisterhaft planen und mit dem Stil und dem jugendlichem Appeal bewerkstelligen. Ich applaudiere ihm dafür. Ich weiß, dass es nicht einfach ist und dass Phil niemand ist, den man nicht ernst nehmen sollte.

Was war die bisher beste Version von Kai Greene? Die auf der Arnold Classic 2009 oder die von 2010?

KAI GREENE: Wisst ihr was? Die beste Version von Kai Greene hat bisher noch nie auf einer Bühne gestanden. Ich habe unterschiedliche Versionen von mir gesehen – mehr als der Rest der Welt gesehen hat. Dazwischen gibt es viele Grauzonen, die noch nie jemand gesehen hat. Mein Job ist es, dazu in Lage zu sein, das Richtige zu tun, um am Olympia Tag mein bestes Paket auf die Bühne zu bringen. Mir persönlich gefiel die Form, die ich bei dem Australien Grand Prix 2010 hatte besser, als die 2009-er Arnold Classic Form. Ich war härter. An meinem Körper gab es ein paar Dinge, die ich noch nie so lebendig gesehen habe, wie dort. Aber ich würde keine von beiden als Optimum bezeichnen, weil ich bei anderem Körpergewicht andere Versionen von Härte an den Tag gelegt habe, die mich sehr beeindruckten. Und ich rechne damit, beim Mr. Olympia etwas davon auf die Bühne zu bringen.

*Anmerkung: Trotz sehr guter Vorbereitung hatte Kai Greene beim Mr. Olympia 2010 keine optimale Form und kam deshalb nicht ins Finale.

 

 

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