Diejenigen unter euch, die schon etwas länger im Bodybuilding-„Game“ sind, werden sich noch lebhaft daran erinnern. Aber auch all diejenigen, die noch nicht so lange „dabei“ sind, werden die Bilder des schrecklichen Kniebeugen-Unfalls bestimmt schon Mal gesehen haben. Die Rede ist von DEM Unfall, der die Bodybuilding-Karriere von Jean-Pierre Fux ein für allemal beenden sollte. 15 Jahre später spricht der ehemalige Schweizer IFBB-Pro nun zum ersten Mal über die wahre Geschichte dieser Tragödie.
FLEX veröffentlichte Bilder des Unfalls
Als die Leser des FLEX Magazin im Jahre 2002 die neueste „FLEX“ aufschlugen, waren viele schockiert. Normalerweise waren in dem Magazin die „Stars und Sternchen“ der Bodybuildingszene in Bestform beim Posen oder Heben schwerer Gewichte zu bestaunen. In besagter Ausgabe jedoch waren schockierende Bilder eines Unfalls zu sehen, die sich auch Jahre später noch in den Köpfen vieler einbrannten. Auf den Bildern ist der damals äußerst populäre Bodybuilder Jean-Pierre Fux zu sehen, wie er im Rahmen eines Fotoshootings bei den Kniebeugen zusammenbricht und sich dabei komplett den Quadrizeps und beide Knie zerstört. Trotz sofortiger Operation und diverser Rehabilitationsmaßnahmen schafft es der Athlet nie wieder zurück auf die Profibühne.
Fotograf kein Freund von „Fake Weights“
Die wahren Hintergründe hinter diesem Vorfall blieben bis dato ungeklärt, da sich der ehemalige Bodybuilding-Profi nie wirklich dazu geäußert hatte. In einem vor kurzen stattgefundenen Interview mit Dave Palumbo von RX Muscle „brach“ Jean-Pierre nun sein Schweigen. So hätten laut dem Schweizer zu dem damaligen Zeitpunkt mehrere Faktoren zu dem Unfall beitragen können. Zum einen wäre die damalige Arbeitsbelastung durch seinen Vollzeit-Job als Trainer extrem hoch gewesen wäre. Im Vergleich zu vielen anderen Profi-Bodybuilder arbeitete Fux neben seiner Bodybuildingkarriere bis zu 12 Stunden pro Tag als Personal Trainer. Allein diese Tatsache könnte dazu geführt haben, dass der Bodybuilder am Tag des Shooting aufgrund mentaler und physischer Ermüdung nicht zu 100% bei der Sache war. Auch der Fakt, dass bei dem Shooting auf Verlangen des renommierten Bodybuilding-Fotografen, Chris Lund, keine „Fake Weights“, sondern echte Gewichtsscheiben zum Einsatz kamen, hätte alles andere als förderlich sein können. Allerdings hätten alle diese Punkte nur bedingt zu dem Unfall beigetragen, erklärt Fux.
310kg Kniebeugen ohne Aufwärmen
Der wahre Grund war jedoch ein anderer. Eigentlich hatten Jean-Pierre Fux und Chris Lund das Shooting bereits erfolgreich beendet. Auch die Last von knapp 310kg, die später zu dem Unfall führen sollte, beugte der Bodybuilder dabei erfolgreich und war bereits „im Kasten“. Und eigentlich sei er bereits auf dem Weg nach Hause gewesen, so der Schweizer, wenn der Fotograf nicht entschieden hätte, die letzte Szene mit dem Maximalgewicht in einem anderen Licht zu wiederholen. So überredete Chris Lund den Bodybuilder nochmals ein bis zwei Wiederholungen Kniebeugen mit 310kg zu machen.
Knie sah aus wie nach einer Bombenexplosion
Anstatt sich aufzuwärmen entschied Jean-Pierre gleich mit dem „Arbeitsgewicht“ loszulegen. Normalerweise stellte dieses Gewicht, welches er regelmäßig im Training beugte, kein Problem für den Bodybuilder dar. Als das Gewicht jedoch auf seinen Schultern lag, fühlte es sich so schwer an wie noch nie. „Wie wenn der Teufel auf meinen Schultern sitzen würde“, bringt es Fux auf den Punkt. Auf dem Weg nach „unten“ merkte der Schweizer dann sofort, wie sein linker Quadrizeps in „Slow Motion“ in zwei Teile riss. Um die fehlende „Standhaftigkeit“ auszugleichen, verlagerte er das Gewicht komplett auf das rechte Bein, welches sich unter der Last komplett verdrehte. Hätte er damals nicht auf die „Safety Racks“ verzichtet, wäre es eventuell „nur“ bei dem Quadrizepsriss geblieben, bedauert der Bodybuilder im Nachhinein. Stattdessen riss auch auf der rechten Seite die Patellasehne komplett ab. Der den Schweizer damals behandelnde Arzt mit mehr als 20-jähriger Berufserfahrung berichtete ihm später, dass er nach Öffnen des Knies etwas derartiges zuvor noch nie gesehen hätte und jenes wie nach einer Bombenexplosion ausgesehen hätte.
Nach diesem Unfall sollte Jean-Pierre Fux nie wieder richtig Fuß (im wahrsten Sinne des Wortes) im Profi-Bodybuilding fassen können. Während viele andere Profi-Bodybuilder an diesem Punkt wahrscheinlich depressiv und am Boden zerstört gewesen wären, sollte sich der Unfall für den Schweizer als einer der befreiendsten Momente seines Lebens darstellen. Was der ehemalige IFBB-Pro heutzutage macht und warum Tiere mittlerweile seine größte Passion sind, erfahrt ihr im angehängten Video.