Einfach nur übertrieben – brauchst Du wirklich GEWICHTHEBERSCHUHE?




Wie der Name „Gewichtheberschuhe“ bereits sagt, wurden die Schuhe ursprünglich für das olympische Gewichtheben entwickelt. Der wohl größte Vorteil von Gewichtheberschuhen besteht in dem erhöhten Absatz. Durch diesen wird eine andere Gewichtsverlagerung erreicht, dessen Folge eine künstlich verbesserte Mobilität im Sprunggelenk ist, sodass der Athlet in der Lage ist, seine Knie weiter nach vorne schieben zu können und die Hüfte senkrecht nach unten bewegt werden kann. Dabei wird ein aufrechter Rücken beibehalten und es entsteht keine Einrundung, welche Ursache für viele Verletzungen, wie z.B. der klassische Bandscheibenvorfall ist.Zusätzlich sorgt eine harte Gummisohle für eine hervorragende Kraftübertragung vom Fuß direkt in den Boden. Im Sinne des Actio-Reactio-Gesetzes wird die Aktion, den Fuß in den Boden zu drücken, mit einer Reaktion belohnt, nämlich die Bewegung nach oben und die anschließende Beschleunigung des Gewichts.

Allerdings benutzen mittlerweile auch viele Trainierende im Fitnessstudio Gewichtheberschuhen, obwohl sie überhaupt nicht olympisches Gewichtheben machen. In diesem Artikel möchten wir klären, wer sie benutzen sollte und wer es lieber sein lassen sollte.

Wann sollten Gewichtheberschuhe zum Einsatz kommen?

Grundsätzlich sollten Gewichtheberschuhe nur beim olympischen Gewichtheben zum Einsatz kommen. Natürlich bringen die speziellen Schuhe sportspezifische Vorteile mit sich. Allerdings wäre es äußerst kurzsichtig zu denken, dass eine verbesserte Performance beim Gewichtheben in direkter Verbindung mit einer langfristig orthopädischen Gesundheit und Funktion des menschlichen Körpers stehen würde.

Im Leistungssport gibt es immer gewisse Kompromisse für jede Trainings-Variable, welche im Programm und im Wettkampf implementiert werden. Und wenn Dein Ziel darin besteht, beim Gewichtheben das Maximum an Gewicht vom Boden in die Überkopf-Position zu „befördern“, dann werden Dir eine verbesserte Plantarflexion und Knieflexion, sowie ein besserer Winkel des Oberkörpers bei der Erreichung Deines Ziels helfen – somit ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis gerechtfertigt.

Allerdings gibt es auch anatomische „Ausreißer“, die Einschränkungen in der Beweglichkeit diverser Gelenke und Arthrokinematik vorweisen. Dadurch ist eine Bewegung in den Gelenken um einiges komplizierter wie z.B. bei der Dorsiflexion.

Wir haben alle schon mal den Satz „Knochen auf Knochen“ gehört. Und obwohl diese Aussage im ersten Moment eher wie eine Ausrede klingen mag, nicht tiefe oder schwere Kniebeugen machen zu können, gibt es in der Tat gewisse orthopädische Gegebenheiten, bei denen die Gelenkstruktur gewisse Bewegung einfach nicht ermöglicht. Dabei gibt es Probleme, die selbst mit Dehnen und Foam Rolling (Massagen) nicht beseitigt werden können. In manchen Fällen kann es sogar kontraproduktiv sein. Die wahren Probleme werden also nicht erkannt: die Gelenke selbst.

Viele Betroffenen schießen sich dabei selbst ins Knie (manchmal sogar wortwörtlich), wenn sie es mit Dehnen, Massagen oder aktiver Gelenks-Mobilisierung in den Hüften oder Sprunggelenken versuchen. Wenn dann aber nach ein paar „Selbstversuchen“ der vermeintlich „richtigen“ Ansätze zur Behebung der Probleme fehlschlagen und die Situation womöglich noch verschlimmern, sollte als nächstes ein Besuch beim Orthopäden auf Deiner To-Do-Liste stehen.

Eine Knochenblockade von Muskelverspannungen (oder dergleichen) unterscheiden zu können, wird Dir einiges an Zeit und Frustration sparen. Sollten dann Blockaden in den Hüften, Sprunggelenken oder anderen Gelenken diagnostiziert werden, können adaptive „Werkzeuge“ wie Gewichtheberschuhe Dir dabei helfen weiter zu trainieren, während sie gleichzeitig die Schmerzen und Komplikationen gewisser Bewegung minimieren.

Der Schlüssel, um mit Trainingshilfen wirklich Erfolg zu haben, besteht darin, zuerst den funktionellen „Stolperfallen“ auf den Grund zu gehen, diese dann so gut wie möglich in den Griff zu bekommen und DANN erst die Hilfen zur Verbesserung des Trainings zum Einsatz zu bringen. Um die Vorteile aller „Tools“ perfekt für Dich nutzen zu können, ist eine gewisse Strategie absolute Grundvoraussetzung.

O Lift

Wann sollten sie NICHT benutzt werden?

(Viel zu) oft „diagnostizieren“ sich Trainierende selbst und stellen dabei mechanische Bewegungsprobleme fest. In Wahrheit haben sie jedoch Probleme mit der neuronalen Strukturierung, welche ihre Koordination und Fähigkeit „behindern“, sich schmerzfrei bewegen zu können. Also legen sie sich Gewichtheberschuhe zu. Allerdings beheben sie damit nicht ihr eigentliches Problem – die Kontrolle ihrer Motorik. Oft werden die Schmerzen sogar noch schlimmer.

Wenn Du nicht unbedingt vorhast, bei einem Gewichtheber-Wettkampf mitzumachen, dann lass die Finger (bzw. Füsse) von Gewichtheberschuhen und benutze Schuhe, mit denen Du Dich so natürlich wie möglich bewegen kannst.

 

Selbst wenn Du ein olympischer Gewichtheber, Powerlifter oder CrossFitter bist, solltest Du Zehenschuhe (oder was für „Minimalisten“-Schuhe auch immer) bei allen Langhantelübungen verwenden, bei denen keine Explosivkraft oder sportspezifischen Bewegungen abverlangt werden. Dadurch machst Du Dir die Vorteile des Bodenkontakts und des Sprung- und Fußkomplexes zu nutzen.

Als Faustformel gilt, Gewichtheberschuhe nur minimal effektiv einzusetzen, um den größten Nutzen daraus ziehen zu können und gleichzeitig dem Körper zu erlauben, sich so natürlich wie möglich zu bewegen.



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