Ja, Alex Rodriguez – vielleicht einer der besten Baseballspieler aller Zeiten – schlug seinen 600. Homerun im August 2010 ohne viel Trara. Es war einmal so, dass das Durchbrechen der 600-er Marke eine große Sache im Baseball war, doch das ist schon lange nicht mehr so. In der so genannten „Steroid“-Ära des Baseballs fallen die Rekorde schneller als die Höschen auf einer Studentenparty. Was früher einmal etwas Außergewöhnliches war, ist jetzt wie Spazierengehen. Die Verwendung anaboler Steroide kann einen Sportler mit Sicherheit massiger und kraftvoller machen, das steht außer Frage. Doch das bedeutet nicht, dass man über die Ganzkörperkoordination verfügen wird, um einen Baseball mit 160 km/h nach vorne zu schlagen. Und das ist das, was bei der ganzen Steroid Debatte irgendwie verloren geht.
Steroide nicht das Maß aller Dinge
Zu guter Letzt muss man immer noch wie ein Verrückter trainieren und mit einer guten Genetik gesegnet sein (d.h. man sollte sich die richtigen Eltern aussuchen), um auf höchster Ebene an Wettkämpfen teilnehmen zu können. Wenn Floyd Landis den siebenfachen Toursieger Lance Armstrong beschuldigt, Steroide zu verwenden, wird klar, dass Sportler so ziemlich alles tun werden, um einen Leistungsvorsprung gegenüber ihren Konkurrenten zu erreichen. Diejenigen, die Floyd Landis beschuldigen, falschen Alarm zu schlagen, können mit Sicherheit aus den Lektionen von Jose Canseco lernen. Canesco tat das, was kein Sportler tun sollte – seine Mitspieler zu verpfeifen. Doch selbst danach glaubten die Leute Jose nicht. Natürlich wissen sie jetzt, dass er die Wahrheit gesagt hat. Gilt dasselbe auch für Landis? Und interessiert das die amerikanische Öffentlichkeit überhaupt?
Es scheint so, dass zeitweise die einzige Gruppe, die sich für die Verwendung von Steroiden im Bereich des Sports interessiert, die Sportjournalisten sind. Um ein weltklasse Sportler – oder ein weltklasse Irgendwas – zu werden, bedarf es einer Hingabe, zu der die meisten Menschen nicht fähig sind – und das gilt unabhängig von Steroiden. Bevor man also vor dem Fernseher mit der Fernbedienung in der einen Hand und einem Bud Light in der anderen kichert, wenn wieder einmal von einem anderen Sportler berichtet wird, der leistungssteigernde Medikamente verwendet, dann sollte man noch einmal nachdenken. Man sollte seinen Hintern nach oben bewegen und sehen, ob der eigene Körper auf einer Ebene Leistungen erbringen kann, die nur halb so gut wie die Leistungen dieser Sportler sind. Dann wird man zu schätzen lernen, was diese Sportler tun.
Was die Steroid Debatte noch faszinierender machen wird, ist die Ankunft steroidaler Analoga, die eine überlegene orale Bioverfügbarkeit aufweisen und darüber hinaus nur geringe oder überhaupt keine schädlichen Nebenwirkungen besitzen. Vor kurzem wurden nichtsteroidale Alternativen zu anabolen androgenen Steroiden entwickelt, die selektiv nur die Androgenrezeptoren im Muskelgewebe oder in den Knochen aktivieren. Diese selektiven Androgenrezeptor Modulatoren (SARMs) durchlaufen im Augenblick die letzten klinischen Tests (IIb). Genau genommen sind SARMs im strukturellen Sinn nur entfernt mit Steroiden verwandt, doch sie besitzen das, was Chemiker als „funktionelle Gruppen“ bezeichnen, die eine gewebespezifische Aktivierung oder Hemmung von Androgenrezeptoren und somit die Anregung des Muskelwachstums ohne das Risiko von ernsthaften unerwünschten Nebenwirkungen erlauben, die man häufig im Rahmen einer Steroid Ersatztherapie beobachtet (1).
Die logische Frage ist folgende: wenn SARMs die Leistungen ohne schädliche Nebenwirkungen verbessern können, worin liegt dann der Schaden, wenn man sie verwendet? Besteht das Ziel nicht darin, den bestmöglichen Sportler hervorzubringen? Wir erlauben Technologien wie besseres Training, Wissenschaft, besseres Equipment (wie viel kostet z.B. das verdammte Fahrrad von Lance Armstrong?), Laser Augenoperationen (ja, eine bessere Sehfähigkeit ist im Bereich des Sports wichtig) und sogar Sporternährungswissenschaft (z.B. Kreatin) als Teil der „leistungssteigernden“ Plattform. Wären SARMs nicht eine gute Sache? Man sollte sich das einmal vorstellen – keine Nebenwirkungen. Natürlich wird es diejenigen geben die nach der „Reinheit des Sports“ rufen. Was zum Teufel bedeutet das überhaupt?
Testosteron und das Herz
Einige Ärzte sagen, dass Androgene schlecht für einen sind. Man wird durch sie aggressiv und bekommt einen Herzinfarkt. Nun, was wäre, wenn wir orales Testosteron Undecanoat für einen Zeitraum von drei Monaten verabreicht hätten und die Auswirkungen auf die Serum Lipidspiegel und das Auftreten von anginalen Infarkten, sowie ischämischen Episoden bei Patienten mit Erkrankungen der Koronararterien untersucht hätten? Finden wir es heraus.
87 diabetische männliche Probanden (74 Jahre alt) mit nachgewiesener Erkrankung der Koronararterien wurden im Rahmen einer Doppelblindstudie zufallsbedingt in zwei Gruppen eingeteilt, die für eine Dauer von 12 Wochen entweder Testosteron Undecanoat (40 mg dreimal täglich) oder ein Placebo verabreicht bekamen. Was geschah? Fielen diese Leute nach einem Herzinfarkt tot um? Bekamen sie einen „Roid Rage“ und gingen sie mit einer AK-47 in einer Hand und einer Flasche Tequila in der anderen Hand, sowie einer wirklich miesen Einstellung in die örtliche Postfiliale? Nun, nicht wirklich.
Im Vergleich zum Placebo reduzierte Testosteron Undecanoat die Anzahl der Anginalanfälle in 12 Wochen signifikant um 34 Prozent, die stillen ischämischen Episoden um 26 Prozent und die gesamte ischämische Last um 21 Prozent, während die Patienten ambulant mit einem ECG überwacht wurden. Nach 12 Wochen waren die Gesamtcholesterinspiegel, die Plasma Triglyzeride und der HOMA Index im Vergleich zur Placebo Gruppe signifikant reduziert. Die Autoren der Studie kamen zu der Schlussfolgerung, dass drei Monate der Verabreichung von Testosteron Undecanoat bei Patienten mit Erkrankungen der Koronararterien positive Auswirkungen auf die Serum Cholesterinspiegel und die Triglyzeridwerte besitzt und darüber hinaus die Anzahl der Anginalattacken und ischämischen Episoden reduziert. Diese Wirkungen könnten mit den stoffwechseltechnischen und vasoaktiven Eigenschaften des Hormons in Verbindung stehen (2). Warum schafft es diese Studie nicht in die Mainstream Presse? „Sie meinen, dass die Verabreichung von Testosteron tatsächlich gut für Sie sein kann? – Eierköpfe.“
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Testosteron und elektrische Stimulation
Wenn Nerven verletzt werden, gibt es für Ärzte und Therapeuten mehrere Wege, um die Heilung zu beschleunigen. Unter Verwendung eines Rattenmodells mit einer Beschädigung der Gesichtsnerven untersuchte eine Gruppe von Wissenschaftlern die Wirkung einer Kombinationsbehandlung, die aus einer elektrischen Stimulation des proximalen Nervenstumpfes und der Verabreichung von Testosteron Propionat bestand. Die Resultate deuteten darauf hin, dass die zwei Behandlungsmethoden die regenerativen Eigenschaften des Gesichtsnervs auf unterschiedliche Art und Weise verbesserten, wobei die elektrische Stimulation die Verzögerung vor der Bildung eines neuen Nervensprosses reduzierte, die Testosteron Therapie die allgemeine Regenerationsrate beschleunigte und die Kombination beider Behandlungsmethoden additive Wirkungen besaß. Zusammengefasst kann man sagen, dass die elektrische Stimulation in Kombination mit einer Verabreichung von Testosteron Propionat in der Tat ein guter Weg sein könnte, um die Regeneration und die Erholung der Nerven zu beschleunigen (3).
Testosteron und Depressionen
Die Häufigkeit von sowohl niedrigen Testosteronspiegeln als auch Depressionen nimmt mit steigendem Alter zu. Eine aktuelle Studie, die auf den Daten der Longitudal Aging Study Amsterdam (LASA) basierte, welche 608 Männer im Alter von 65 Jahren und darüber umfasste, fand heraus, dass Männer mit einem freien Testosteronspiegel unter dem Schwellenwert von 220 pmol/l ein erhöhtes Risiko für Depressionen aufweisen. Die Autoren der Studie kamen zu der Schlussfolgerung, dass freie Testosteronspiegel unterhalb eines Wertes von 170 pmol/l mit depressiven Symptomen in Verbindung stehen, während freie Testosteronspiegel unterhalb eines Wertes von 220 pmol/l (unteres Quantil unserer Bevölkerung) ein Vorzeichen für das Einsetzen depressiver Symptome sind (4). Wenn man sich etwas betrübt fühlt, sollte man also zu seinem Arzt gehen und untersuchen lassen, ob die Testosteronspiegel einer kleinen Anpassung bedürfen.
Testosteron und Muskeldichte
Diese Studie untersuchte die Auswirkung einer Testosteron Ersatztherapie auf die Architektur der Skelettmuskulatur bei gebrechlichen ältern Männern (Alter 65 bis 98 Jahre) mit niedrigen Testosteronspiegeln. Die Studienteilnehmer erhielten über einen Zeitraum von sechs Monaten täglich entweder transdermales Testosteron (50 mg) oder ein Placebo. Die Testosteronbehandlung resultierte in einer Aufrechterhaltung der Muskeldichte während dieser sechs Monate, während die Muskeldichte bei den Mitgliedern der Placebogruppe abnahm. Die Resultate legen nahe, dass Testosteron eine Sarkopenie (Verlust von Muskelmasse mit zunehmendem Alter) durch eine Verbesserung des Muskelgewebes lindert und bei alternden Männern einen Status der Normalität aufrechterhält (5). Und das ist das Schlüsselwort –„Normalität“. Die Testosteronspiegel wieder zurück in den normalen Bereich zu bringen, ist für die Aufrechterhaltung von Gesundheit und Fitness von entscheidender Bedeutung. (5)
Referenzen:
Thevis M, Schanzer W. Synthetic anabolic agents: steroids and nonsteroidal selective androgen receptor modulators. Handb Exp Pharmacol, (195): 99-126, 2010
Cornoldi A, Carniniti G, Marazzi G, Vitale C, Patrizi R, Volterrani M, Miceli M, Fini M, Spera G, Rosano G. Effects of chronic testosterone administration on myocardical ischemia, lipid metabolism and insulin resistance in elderly male diabetic patients with coronary artery disease. Int J Cardiol, 142(1): 50-5, 2010
Sharma N, Marzu SJ, Jones KJ, Foecking EM. Electrical stimulation and testosterone differentially enhance expression of regeneration-associated genes. Exp Neurol, 223(1): 183-91, 2010
Joshi D, van SchoorNM, de Ronde W, Schaap LA, Comijs HC, Beekman AT, Lips P. Low free testosterone levels are associated with prevalence and incidence of depressive symptoms in older men. Clin Endocrinol (Oxf), 72(2): 232-40. 2010
Atkinson RA, Srinivas-Shankar U, Roberts SA, Connolly MJ, Adams JE, Oldham JA, Wu FC, Seynnes OR, stewart CE, Maganaris CN, Narici MV. Effects of Testosterone on Skeletal Muscle Architecture in Intermediate Frail and Frail Elderly Men. J Gerontol A Biol Sci Med Sci, July 2, 2010