Boldenon Undecylenat

 

Steckbrief:

• Chemischer Name: 1,4-androstadiene-3-one,17b-ol

• Summenformel Boldenon: C19 H26 O2

• Summenformel Undecylenat Ester: C11 H22 O2

• Molekulargewicht Boldenon: 286,4

• Molekulargewicht Boldenon Undecylenat: 452,6

• Verhältnis anaboler : androgener Wirkung: 100 : 50 (relativ zu Testosteron)

• Dosierungsbereich: 200 – 600 mg pro Woche

• Art der Zufuhr: Injektion

• Wirkungsdauer: 3 – 4 Wochen

• Nachweisbarkeit: 5 – 18 Monate

Geschichte und Allgemeines

Der Wirkstoff Boldenon wurde im Jahr 1949 vom Pharmahersteller Ciba entwickelt und patentiert. Mitte der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts brachte Ciba Boldenon in Form von Boldenon Undecylenat unter dem Markennamen Parenabol auf den Markt. Bereits während der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts verschwand Parenabol jedoch schon wieder vom Markt und seither gab es kein weiteres Boldenon Undecylenat Präparat mehr, das im Bereich der Humanmedizin zum Einsatz kam. Im Bereich der Tiermedizin kommt Boldenon Undecylenat bis heute zum Einsatz. Die bekanntesten Präparate aus diesem Bereich dürften Equipoise aus Amerika und Ganabol aus Kolumbien sein. Diese Produkte aus dem Bereich der Tiermedizin enthalten 25 bis 50 mg Boldenon Undecylenat pro Milliliter Injektionslösung, es sind jedoch auch einige deutlich höher dosierte Produkte von so genannten Underground Laboratorien erhältlich.

Medizinischer Einsatzbereich

Im Bereich der Humanmedizin kam Boldenon Undecylenat im Rahmen der Behandlung krankheitsbedingter kataboler Zustände und bei der Behandlung von Osteoporose zum Einsatz.

Struktur und spezielle Eigenschaften

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Aus struktureller Sicht unterscheidet sich Boldenon von Testosteron durch eine zusätzliche Doppelbindung zwischen erstem und zweitem Kohlenstoffatom. Von Dianabol (Methandrostenolon) unterscheidet sich Boldenon nur durch die fehlende Methylgruppe an Position 17 (alpha-17-Alkylierung). Bei Boldenon Undecylenat handelt es sich um ein Boldenon Molekül, an dessen beta-Hydroxyl-Gruppe an Position 17 ein Undecylenat Ester angehängt wurde. Dieser Ester verleiht dem Wirkstoff im Vergleich zu unverestertem Boldenon, welches im Körper innerhalb kurzer Zeit vollständig verstoffwechselt wird, eine Depotwirkung, die darauf beruht, dass verestertes Boldenon im Körper bis zur enzymatischen Abspaltung des Esters biologisch inaktiv und gegenüber einem Abbau resistent ist. Da es dem Körper mit zunehmendem Estergewicht immer schwerer fällt, diesen Ester vom eigentlichen Steroidmolekül abzuspalten, steigt die Halbwertszeit des Boldenon Esters mit dem Gewicht des angehängten Esters.

Beim Undecylenat Ester handelt es sich um einen vergleichsweise schweren Ester, dessen Gewicht noch über dem Gewicht des Decanoat Esters liegt. Hieraus resultiert eine Gesamtwirkzeit von 3 bis 4 Wochen, wobei die Wirkstoffspiegel im Blut innerhalb weniger Tage nach der Injektion ihren höchsten Stand erreichen und hiernach in Form einer Halbwertszeitkurve abfallen, bis gegen Ende der Wirkzeit nur noch geringe Wirkstoffspiegel im Blut vorliegen.

Der lange Ester macht Boldenon Undecylenat sehr gut fettlöslich, was zur Folge hat, dass ein Teil des injizierten Boldenon Undecylenats im Fettgewebe des Körpers eingelagert werden kann. Da die Freisetzung von unverestertem Boldenon aus dem Fettgewebe im Gegensatz zur Freisetzung aus dem Muskelgewebe recht unberechenbar ist, kann es vorkommen, dass noch mehrere Monate nach der letzten Boldenon Undecylenat Injektion Stoffwechselprodukte von Boldenon im Urin nachgewiesen werden können. Aus diesem Grund kann in der Praxis beobachtet werden, dass Sportler, die sich Dopingtests unterziehen müsse, in der Regel auf die Anwendung von Boldenon Undecylenat verzichten.

Allgemeine Eigenschaften Boldenon

Bei Boldenon handelt es sich um einen Wirkstoff mit starker anaboler und nur moderat ausgeprägter androgener Wirkung, der im Vergleich zu Testosteron in etwa dieselbe anabole und nur die Hälfte der androgenen Wirkung aufweist. Anders als bei Testosteron, das seine Androgenwirkung primär indirekt über eine Umwandlung in Dihydrotestosteron (DHT) durch das 5-alpah-Reduktase Enzym entfaltet, geht die Androgenwirkung von Boldenon direkt vom Boldenon Molekül aus. Die Umwandlungsrate von Boldenon in Dihydroboldenon, welches die achtfache Androgenwirkung von Testosteron besitzt (5), liegt im Körper lediglich im Bereich von 0,1 % (6) und kann somit getrost vernachlässigt werden.

Die starke anabole Wirkung von Boldenon beim Menschen wurde im Rahmen zahlreicher Studien unter Verwendung der mit einem Cyclopentenyl-Ether versehenen und als Quinbolon bekannten Variante von Boldenon ausgiebig untersucht und bestätigt (7, 8, 9). Diese anabole Wirkung beruht primär auf einer gesteigerten Proteinsynthese (10), welche sowohl durch eine direkte Interaktion von Boldenon mit den Androgenrezeptoren der Muskulatur, als auch durch eine Anregung der IGF-1 und Wachstumshormonausschüttung durch Boldenon hervorgerufen wird. Zusätzlich zu seiner anabolen Wirkung besitzt Boldenon auch eine antikatabole Wirkung, die unter anderem auf einer anatgonistischen Aktion von Boldenon an den Glukokortikoidrezeptoren beruht. Diese Wirkung ist jedoch deutlich schwächer als bei Testosteron ausgeprägt und ist für sich alleine Berichten von Anwendern zufolge nicht ausreichend, um während einer stark kalorienreduzierten Diät für einen zufriedenstellenden Muskelschutz zu sorgen.

Trotz der starken anabolen Wirkung resultiert die Anwendung von Boldenon Beobachtungen aus der Praxis zufolge nicht in einer rapiden Gewichtszunahme, sondern vielmehr in langsamen aber kontinuierlichen Zuwächsen an Muskelmasse, die nicht durch starke Wassereinlagerungen oder übermäßigen Fettaufbau begleitet werden. Diese Zuwächse sind Berichten von Anwendern zufolge nach dem Absetzen relativ gut aufrechterhaltbar.

Boldenon besitzt aufgrund seiner Struktur eine im Vergleich zu Testosteron schwächer ausgeprägte Affinität für das Aromataseenzym, was zur Folge hat, dass die Konvertierungsrate in Östrogen bei Boldenon nur etwa halb so hoch wie bei Testosteron ist. Hierdurch sinkt die Gefahr für das auftreten östrogenbedingter Nebenwirkungen, während der Anwender trotzdem von den anabolen und das Muskelwachstum fördernden Eigenschaften von Östrogen profitieren kann. Zu diesen wünschenswerten Eigenschften gehören unter anderem eine Anregung der Wachstumshormonausschüttung (1), eine Erhöhung der Anzahl der Androgenrezeptoren (2) und eine bessere Glukoseverwendung  (3, 4).

Ähnlich wie Testosteron und eine Vielzahl anderer Steroide regt Boldenon die Produktion roter Blutkörperchen an, wobei diese Wirkung Studien zufolge stärker als bei den meisten anderen Steroiden ausfällt (11). Eine Erhöhung der Anzahl roter Blutkörperchen resultiert in einer Steigerung des Blutvolumens und einer verbesserten Ausdauerkapazität der Muskulatur. Ein höheres Blutvolumen verbessert außerdem die Vaskularität, was für Bodybuilder besonders während der Wettkampfvorbereitung von Vorteil sein kann.

Viele Anwender berichten, dass Boldenon den Appetit deutlich steigern kann, was sich während der Massephase als Segen, während der Diät und Wettkampfvorbereitung jedoch als Fluch erweisen kann. Einige Anwender verzichten Beobachtungen aus der Praxis zufolge auf den Einsatz von Boldenon im Rahmen der Wettkampfvorbereitung, da ihnen diese Appetitsteigerung eine Kalorienreduktion praktisch unmöglich macht. Andererseits gibt es auch Studien die zeigen, dass Boldenon den Fettabbau fördern kann (7, 8), was im Rahmen der Diät und Wettkampfvorbereitung natürlich von Vorteil ist.

Nebenwirkungen

Aufgrund der Tatsache, dass die Umwandlungsrate von Boldenon in Östrogen um etwa 50 % geringer als bei Testosteron ausfällt, besitzt Boldenon im Vergleich zu Testosteron ein deutlich niedrigeres Potential für östrogenbedingte Nebenwirkungen wie Wassereinlagerungen, verstärkten Fettaufbau, Erhöhung des Blutdrucks und Entwicklung einer Gynäkomastie, wobei solche Nebenwirkungen insbesondere bei höheren Dosierungen nicht ausgeschlossen werden können. Trotz der im Vergleich zu anderen aromatisierenden Steroiden geringer ausfallenden östrogenbedingten Wassereinlagerungen kann Boldenon den Blutdruck bei entsprechend vorbelasteten Personen durch eine deutliche Erhöhung des Blutvolumens zum steigen bringen.

Da Boldenon nur etwa die Hälfte der Androgenwirkung von Testosteron aufweist, besitzt es im Vergleich zu Testosteron ein deutlich niedrigeres Potential für androgenbedingte Nebenwirkungen wie Akne, fettige Haut, gesteigerte Aggression, Prostatavergrößerung, Verschlimmerung eines bereits vorhandenen androgenbedingten Haarausfalls und Vermännlichungserscheinungen bei Frauen. Solche Nebenwirkungen können jedoch insbesondere bei der Verwendung höherer Dosierungen nicht ausgeschlossen werden, wobei durch Boldenon hervorgerufenen androgenbedingten Nebenwirkungen nicht mit Hilfe eines 5-alpha Reduktase Hemmers wie Finasterid entgegen gewirkt werden kann, da Boldenon praktisch nicht durch das 5-alpha Reduktase Enzym verstoffwechselt wird.

Boldenon belastet die Leber nur geringfügig, besitzt jedoch einen ausgeprägten negativen Einfluss auf die Blutfettwerte, da es den Spiegel des „schlechten“ LDL Cholesterins anhebt und den Spiegel des „guten“ HDL Cholesterins senkt. Eine solche Veränderung der Blutfettwerte erhöht langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf Erkrankungen, Herzinfarkt und Schlaganfall.

Alles in Allem kann man mit gutem Gewissen sagen, dass die spürbaren Nebenwirkungen von Boldenon Beobachtungen aus der Praxis zufolge im Vergleich zu anderen Steroiden recht mild ausfallen.

Anwendungsbereiche

Im Bereich des Bodybuildings kommt Boldenon Undecylenat Beobachtungen aus der Praxis zufolge sowohl während des Masseaufbaus als auch während der Diät und Wettkampfvorbereitung zum Einsatz. Da Nandrolon und Boldenon ähnliche anabole und androgene Eigenschaften besitzen, kann beobachtet werden, dass Boldenon Undecylenat teilweise auch als Ersatz für Deca Durabolin (Nandrolon Decanoat) eingesetzt wird.

Aufgrund der durch Boldenon Undecylenat bewirkten Anregung der Produktion roter Blutkörperchen und der hiermit in Verbindung stehenden verbesserten Ausdauerkapazität kann beobachtet werden, dass Boldenon Undecylenat auch im Bereich des Ausdauersports zum Einsatz kommt.

Bei Frauen ist Boldenon Undecylenat Beobachtungen aus der Praxis zufolge recht beliebt, da die Gefahr für das Auftreten androgenbedingter Nebenwirkungen bei moderater Dosierung relativ gering ist.

Beobachtete Dosierungen und Kombinationen

Die im Bereich des Bodybuildings in der Praxis beobachteten Dosierungen liegen bei Männern meist zwischen 200 und 600 mg Boldenon Undecylenat über einen Zeitraum von mindestens 10 Wochen oder auch deutlich länger. Bei Frauen können Dosierungen zwischen 50 und 150 mg Boldenon Undecylenat pro Woche beobachtet werden. Trotz der sehr langen Wirkzeit von Boldenon Undecylenat kann häufig beobachtet werden, dass der Wirkstoff jeden zweiten Tag injiziert wird, was jedoch primär mit der niedrigen Dosierung veterinärmedizinischer Boldenon Undecylenat Präparate und dem hiermit in Verbindung stehenden hohen wöchentlichen Injektionsvolumen zusammen hängen dürfte.

Beim Einsatz während der Aufbauphase wird Boldenon Undecylenat Beobachtungen aus der Praxis zufolge häufig mit Testosteron Enantat und anderen so genannten Massesteroiden wie Dianabol (Methandrostenolon), Anadrol (Oxymetholon) oder Trenbolon kombiniert

Während der Wettkampfvorbereitung kann häufig beobachtet werden, dass Boldenon Undecylenat mit Wirkstoffen wie Testosteron Propionat, Trenbolon, Winstrol (Stanozolol) und Halotestin (Fluoxymesteron) kombiniert wird.

Wichtiger Hinweis

Alle Informationen zu verschreibungspflichtigen Medikamenten oder anderen leistungssteigernden Substanzen dienen rein zu Informationszwecken und sind in kleinster Weise als Anleitung für eine Verwendung dieser Substanzen gedacht.
Wir distanzieren uns von jeglicher Verwendung verbotener leistungssteigernder Substanzen und raten dringend von deren Verwendung ab. Die Verwendung dieser Substanzen kann auch bei kurzzeitiger Anwendung zu ernsten Gesundheitsschäden führen und einige Substanzen wie Insulin oder DNP können bereits bei einmaliger falscher Anwendung tödlich wirken.
Des Weiteren möchten wir darauf hinweisen, dass bereits der Besitz relativ geringer Mengen dieser Substanzen in Deutschland strafbar ist und mit Geldstrafen oder Gefängnisstrafen geahndet werden kann. Für Sportler, die an Wettkämpfen teilnehmen, stellt bereits die Verwendung dieser Substanzen eine Straftat dar.

Den Text des Antidopinggesetztes im Wortlaut finden Sie hier
Die Grenzwerte für nicht geringe Mengen, bei deren Besitz von Handel ausgegangen wird, finden Sie hier.

Zitierte Quellen

1. Weisberger, Ho, “Activation of the Somatotropic axis by testosterone in adult males : evidence for the role of aromatization”, The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism, 1993, Ausgabe 76, Seite 1407-12

2. N. E. Rance, S. R. Max, “Modulation of the cytosolic androgen receptor in striated muscle by sex steroids.”, Endocrinology, 1984, Ausgabe 115, Seite 862-6

3. J.F. Knudsen, S.R. Max, “Aromatization of androgens to estrogens mediates increased activity of glucose-6-phosphate dehydrogenase in rat levator ani muscle.”, Endocrinol, 1980, Ausgabe 106, Nummer 2, Seite 440-43

4. R. Kenneth, Wagner, C. Frederick, C. Kauffmann, Stephen. R. Max, “The pentose phosphate pathway in regenerating skeletal muscle.”, Journal of

Biochemistry, 1978, Ausgabe 170, Seite 17-22

5. R. E. Counsel, P. D. Klimstra, F. B. Colton, “Anabolic Agents. Derivatives of

5alpha-Androst-1-ene.”, The Journal of Organic Chemistry, Juli 1962, Ausgabe 27, Nummer 1, Seite 248-252

6. W. Schänzer, M. Donike, “Metabolism of boldenone in man: gas chromatographic/mass spectrometric identification of urinary excreted metabolites and determination of excretion rates.”, Biological Mass Spectronomy, Januar 1992, Ausgabe 21, Nummer 1, Seite 3-16

7. F. Riscaldini, G. Bruni, F. Mariottini, E. Rezza E., “Controlled studies of the comparative effects of an anabolic steroid (quinbolone) and cobamamide on weight gain, skinfold thickness and secondary sex characters in a group of children of both sexes. Preliminary note.”, Minerva Pediatrica, 14. Juli 1972, Ausgabe 24, Nummer 25, Seite 1040-50

8. R. Mezzena, M. Foresti, M. Trisotto, G. Bruni, “Human pharmacological study of quinbolone. Clinical and laboratory investigations of the effects of anabolic treatment in aged women.”, Giornale di Gerontologica, April 1972, Ausgabe 20, Nummer 4, Seite 361-78

9. E. Novelli, U. Pinacci, “Clinical study of a new anabolic preparation:

Quinbolone.”, Gazetta Medica Italiana, Dezember 1965, Ausgabe 124, Nummer 12, Seite 360-6

10. R. Balestreri, R. Bonanni, G. E. Jacopino, “The action of quinbolone on nitrogen metabolism in humans.”, Gironale de clinica medica, Juni 1967, Ausgbabe 48, Nummer 6, Seite 632-44

11. Galetti, R. Gardi, “Erythropoietic action of an oral non-17-alkylated anabolic steroid.”, La Clinica terapeutica, 15. November 1979, Ausgabe 91, Nummer 3, Seite 267-78

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