Lou Ferrigno, eine lebende Bodybuilding Legende wuchs in Brooklyn, New York auf. In seiner Kindheit war er meist allein, da er aufgrund einer Mittelohrentzündung schwerhörig war. Aufgrund dieser Schwerhörigkeit wurde er häufig von anderen Kindern gehänselt, was auch dazu führte, das er im Alter von 12 Jahren seine erste Hantel anrührte. Natürlich war dies nicht der einzige Grund für den Beginn seiner Bodybuilding Karriere. Lou Ferrigno bewunderte in seiner Kindheit immer muskulöse Körper und wollte unbedingt auch so einen muskulösen Körper bekommen.
Nachdem er 1969 die High School beendete, fing er mit Wettkampfbodybuilding an und bestritt bereits 2 Jahre später (1971) seinen ersten Wettkampf. Später wechselte er zu den Profis wo er beim Mr. Olympia 1975 den dritten Platz hinter Arnold Schwarzenegger und Serge Nubret belegte. Der Mr. Olympia 1975 war ebenfalls Drehort für die Bodybuilding Dokumentation „Pumping Iron“. Diese Dokumentation „dokumentierte“ ebenfalls Lou Ferrignos Wettkampfvorbereitung, welche sehr intensiv war, da er unbedingt Arnold Schwarzenegger schlagen wollte.
Da er zu dieser Zeit der schwerste Bodybuilder aller Zeiten war (285 Pfund), bekam er nach dem Mr. Olympia 1975 das Angebot als Darsteller in der Fernsehserie „Der unglaubliche Hulk“ die Hauptrolle zu spielen. Davon hatte Lou Ferrigno natürlich immer in seiner Kindheit geträumt….
Zwar ist die ganz große Schauspielkarriere ausgeblieben, aber Lou Ferrigno gehört heute zu den angesehensten Persönlichkeiten im Bodybuilding. Er ist selbst heute noch aufgrund seiner 250 Pfund eine beeindruckende Erscheinung und wird wahrscheinlich Bodybuilding den Rest seines Lebens weiter betreiben. Er arbeitet unter anderem als Prominenten- Personal- Trainer, gestaltet Krafttrainingsgeräte und ist „Reserve Deputy Sheriff“ im Los Angeles Sheriffs Department“.
Lou Ferrigno im persönlichen Gespräch
Du hast als Jugendlicher mit dem Bodybuilding angefangen! Was war deine
Hauptmotivation?
Lou Ferrigno: Ich begann mit 12 Jahren mit dem Bodybuilding. Ich war aufgrund meiner Schwerhörigkeit sehr introvertiert und wollte dieses Problem lösen. Mich faszinierten schon immer muskulöse Körper wie die von Steve Reeves (Herkules Darsteller) und ich wollte auch so werden wie er. Also fing ich an zu trainieren.
Wen hast du neben Steve Reeves noch verehrt?
Lou Ferrigno: Nun zuerst war es Steve Reeves, später war es dann aber auch Arnold Schwarzenegger zu dem ich hochschaute. Beide Bodybuilder haben mein Leben beeinflusst.
Es war aufgrund deiner Größe (1,95m) sicherlich nicht einfach Muskelmasse aufzubauen.
Lou Ferrigno: Es hat sicherlich länger gedauert Muskelmasse aufzubauen, als bei kleineren Athleten, aber ich habe es geschafft. Es war für mich sowieso etwas schwerer, da ich mir keine Hanteln leisten konnte. Also musste ich eine Lösung für dieses Problem finden. Ich weiß nicht wie viele Klimmzüge ich gemacht habe, aber es waren eine Menge! Zudem habe ich immer Muskelmagazine gelesen, wo eine Menge Tipps zum Muskelaufbau standen. Ich liebte es zu trainieren und wollte unbedingt stärker – als die ebenfalls trainierenden – Nachbarskinder werden.
In welchem Alter hast du die meiste Muskelmasse aufgebaut?
Lou Ferrigno: Das war als ich 20 war! Ich wollte einfach wissen wie schwer ich werden konnte. Also aß ich 7 – 8 Mahlzeiten pro Tag bei einer Kalorienmenge von 10000 Kalorien pro Tag! Zu dieser hohen Kalorienzufuhr habe ich natürlich sehr schwere Gewichte bewegt was damit endete, dass ich fast 300 Pfund wog.
Mit diesen 300 Pfund bist du dann auf die Bühne gegangen. Was war dein erster Wettkampf und wie war deine Platzierung?
Lou Ferrigno: Mein erster Wettkampf war der Mr. New Jersey, wo ich den 22. Platz belegte
Das lag sicherlich daran, das du nur Masse zu bieten hattest, aber nicht die Definition….
Lou Ferrigno: Ja, aber ich liebte es trotzdem auf der Bühne zu stehen und zu posieren. Ab dem Moment wo ich das erste mal auf der Bühne stand, war klar das ich diesen Sport auf jeden Fall weiter machen will.
Bevor du bei der IFBB gestartet bist, warst du ein WBBG- Athlet. Wann bist du zur IFBB gewechselt?
Lou Ferrigno: Ich bin mit 21 zur IFBB gegangen. Zu meinen ersten Wettkämpfen dort gehörte unter anderem der Mr. America und der Mr. Universum. Ich gewann beide Wettkämpfe!
Wann bist du das erste mal Joe Weider (Bodybuilder Promoter u.A. Begründer der FLEX und Muscle & Fitness) begegnet? Und was hat er zu dir gemeint?
Lou Ferrigno: Das erste mal als ich Joe begegnete war mit 20 Jahren. Ich schaute mir den Mr. Olympia an und dort traf ich dann auf ihn. Er meinte dann zu mir, dass ich der neue Bodybuilding Superstar werden könnte. Zu dieser Zeit gab es 3 Bodybuilding Superstars- Arnold Schwarzenegger, Franco Columbu und Frank Zane. Er sagte mir, das ich der vierte Superstar werden könnte, da ich eine Menge Persönlichkeit und die dazu nötige Statur besaß.
Und was hast du zu seiner Meinung gemeint?
Lou Ferrigno: Ich war sehr aufgeregt! Schließlich war er Joe Weider, der Herausgeber diverser Muskelmagazine. Ich habe die Chance genutzt und bin zur IFBB gewechselt!
Wie haben die anderen Athleten auf dich reagiert als du das erste Mal bei der IFBB gestartet bist? Waren sie von deiner Masse beeindruckt oder eher eingeschüchtert?
Lou Ferrigno: Sie haben mich willkommen geheißen und gemeint das in mir großes Potential steckt. Ich kannte viele Athleten aus den Magazinen die ich las, von daher war deren Aussage für mich eine große Ehre. Mein erster IFBB Wettkampf war übrigens der „Mr. Eastern America“, den ich übrigens auch gewonnen habe.
Welcher IFBB- Athlet hat dich bei deinen IFBB- Anfängen am meisten beeindruckt?
Lou Ferrigno: Auf jeden Fall Dave Drapper, Arnold und Frank Zane, da diese Athleten viel in Muskel- Magazinen zu sehen waren. Versteht mich nicht falsch- es gab damals natürlich eine Menge großartiger Bodybuilder- aber diese Bodybuilder haben mich immer am meisten beeindruckt!
Was war dein schönster Moment, als du bei der IFBB gestartet bist?
Lou Ferrigno: Es war insgesamt gesehen eine sehr schöne Zeit! Ich wollte einfach der Beste werden- und mit 21 bin ich bei der IFBB Mr. Universum geworden. Der größte Titel war und ist aber der Mr. Olympia. Mein Traum war es immer gewesen beim Mr. Olympia anzutreten- und einmal neben Arnold zu stehen. Also war es insgesamt gesehen eine sehr schöne Zeit!
Das war also deine schönste Erinnerung?
Lou Ferrigno: Ja! Die IFBB ist der größte Bodybuilding Verband der Welt und genießt größten Respekt. Dort wollte ich immer stehen- das war der Weg den ich gehen wollte!
Dein Battle gegen Arnold beim Mr. Olympia 1975 ist heute noch in vielen Mündern. Wie war es für dich gegen Arnold anzutreten?
Lou Ferrigno: Ich war nicht in Bestform, aber es war eine Ehre mit ihm (=Arnold) auf einer Bühne zu stehen. Nur wenige Leute hatten die Chance einmal neben Arnold auf der Bühne zu stehen. Ich war in diesem Moment auf derselben Bühne und spielte in derselben Liga wie er. Das war natürlich immer mein Traum gewesen- also war ich sehr aufgeregt!
Hast du für den Mr. Olympia 1975 härter oder anders trainiert als für deine anderen
Wettkämpfe?
Lou Ferrigno: Nun, ich hatte nur 2 Monate Zeit um für den Mr. Olympia 1975 zu trainieren, da ich eigentlich für einen anderen Wettkampf trainierte. Da ich aber erst zu spät realisierte das ich nicht beide Wettkämpfe machen kann, hatte ich am Ende nur noch 8 Wochen Zeit! Ich entschloss mich dann den Mr. Olympia mitzumachen, da zu dieser Zeit ja auch der Film Pumping Iron gedreht wurde. Zudem hatte ich keine Möglichkeit in Kalifornien zu trainieren- also Tat ich das Beste was ich tun konnte um beim Mr. Olympia bestmöglich auszusehen!
(Anmerkung: In Kalifornien war das erste legendäre Gold´s Gym in dem Arnold und seine Kumpanen trainierten! Lou trainierte damals in New York!)
Nachdem Pumping Iron veröffentlicht wurde- hat dir das die Möglichkeit gegeben ins
Filmgeschäft einzusteigen…
Lou Ferrigno: Ja richtig, das hat mir die Tür geöffnet. Arnold und ich waren schließlich die bekanntesten Persönlichkeiten im Bezug auf Bodybuilding bzw. Fitness. Heutzutage sind wir ebenfalls noch sehr in der Fitnessbranche bekannt. Die Produzenten von „Der unglaubliche Hulk“ wollten damals einen großen muskulösen Mann haben und als sie dann Pumping Iron gesehen hatten- hatte ich die Möglichkeit „Hulk“ zu spielen.
Denkst du, du hättest Arnold schlagen können, wenn du weiterhin Wettkämpfe bestritten hättest?
Lou Ferrigno: Da Arnold ja 5 Jahre älter als ich ist, hätte ich damals mehr Zeit gebraucht. Ich denke wenn ich diese gehabt hätte, hätte ich ihn schlagen können. Arnold sagte mir einmal, dass wenn er mein Potential gehabt hätte, ihn niemand hätte schlagen können. Er trainierte ja in Kalifornien- und ich trainierte in New York. In Kalifornien war das Bodybuilding- Wissen (Training & Ernährung) auf einem ganz anderen Stand wie in New York. Ich denke wenn ich dort ein paar Jahre trainiert hätte, hätte ich mein Potential voll ausschöpfen können.
Als du und Arnold zusammen auf der Bühne standet, wart ich euch von der Statur her sehr ähnlich- Arnold´s Muskulatur war nur Reifer gewesen, und deswegen sah er insgesamt gesehen muskulöser aus. Liege ich da richtig?
Lou Ferrigno: Absolut richtig. Ich war ein ungeschliffener Diamant. Arnold war der fein geschliffene Diamant.
Was denkst du, wie weit hättest du kommen können, wenn du weiterhin
Wettkampfbodybuilding betrieben hättest, statt ins Filmgeschäft zu wechseln?
Lou Ferrigno: Wenn ich nicht ins Filmgeschäft eingestiegen wäre, denke ich das ich den Mr. Olympia 6 – 7x hätte gewinnen können. Ich war extrem hungrig auf den Sieg gewesen- und ich wusste, dass um zu gewinnen, mir nur die nötige Zeit gegeben werden musste….
Denkst du, das du irgendwann nochmal Bodybuilding- Wettkämpfe bestreiten wirst?
Lou Ferrigno: Ich bin ja 17 Jahre nach dem Mr. Olympia 1975 nochmals beim Mr. Olympia angetreten. Zu dieser Zeit wollte ich unbedingt noch einmal einen Bodybuilding Wettkampf mitmachen- da ich das Gefühl hatte etwas „noch nicht erledigt zu haben“- also habe ich mich damals dazu entschlossen noch einmal mitzumachen. Natürlich war diese Wettkampfvorbereitung sehr viel schwerer als die früheren, da ich ja schon 40 Jahre alt war.
Hast du in der Zeit, als du als Schauspieler gearbeitet hast auch noch so ernsthaft trainiert wie in deiner aktiven Wettkampfzeit?
Lou Ferrigno: Ich habe weiterhin wie ein Bodybuilder trainiert, habe aber z.B. das Beintraining nicht so ernst genommen, wie zu meiner aktiven Wettkampfzeit. Natürlich bin ich immer in guter Form geblieben- aber die Trainingsintensität war nicht dieselbe wie zu Wettkampfzeiten. Wettkampfbodybuilding benötigt sehr, sehr viel Intensität und Leidenschaft….
Bei deinem Mr. Olympia Comeback 1992 bist du gegen eine neue Generation von
Bodybuildern angetreten! Hast du dein Training für diesen Wettkampf anders gestaltet als 1975?
Lou Ferrigno: Ich habe auf dieselbe Art und Weise trainiert. Das was ich geändert habe, war die Ernährung. Zu Pumping Iron Zeiten habe ich eine kalorienarme und kohlenhydratreiche Diät verfolgt. 1992 habe ich entsprechend die Kohlenhydrate reduziert und mich so auf diesen Wettkampf vorbereitet. Trainingstechnisch habe vielleicht etwas klüger trainiert als zu früheren Zeiten- sonst war aber alles genau so wie in der Pumping Iron Zeit…
1992 gab es ja schon wesentlich bessere Supplemente als zu der Pumping Iron Zeit. Hast du davon auch Gebrauch gemacht?
Lou Ferrigno: Meine Supplements waren dieselben wie zu Pumping Iron Zeiten. Ich habe nur sehr viel über Ernährung gelernt. Ich habe z.B. gelernt, dass es besser ist 5 – 6 kleinere Mahlzeiten am Tag zu sich zu nehmen, als 3 große. Ich lernte zu dieser Zeit sehr viel über die Ernährung und wie der menschliche Stoffwechsel funktioniert!
Also hattest du 1975 nur 3x am Tag gegessen?
Lou Ferrigno: Ganz genau
Du warst ja beim Mr. Olympia 1992 nicht in absoluter Bestform. Du hättest wesentlich härter und voluminöser antreten können. Was war der Grund dafür, dass du nicht in Bestform warst?
Lou Ferrigno: Es waren 2 grundlegende Fehler: Zuerst einmal war ich total übertrainiert, da ich ZU viel und ZU oft trainierte. Zudem war ich einen Monat vor dem Mr. Olympia in Topform. Außerdem habe ich zu wenig an mein Posing gefeilt. Der Bodybuilding Sport hatte sich von 1975 auf 1992 sehr geändert. Also bin ich im folgenden Jahr besser vorbereitet angetreten. Außerdem habe ich 1993 sehr stark an meinem Posing gearbeitet.
Denkst du, dass du beim Mr. Olympia 1992 fair bewertet wurdest?
Lou Ferrigno: Ich denke die Kampfrichter haben das gewertet, was sie von mir gesehen haben. Ich war zu leicht und zu ausgezehrt wegen meinem Übertraining. Ich denke, das wenn ich die Topform gebracht hätte- die ich einen Monat vor dem Mr. Olympia hatte- ich definitiv die Top 5 „geknackt“ hätte.
Wie sahst du denn einen Monat vor dem Mr. Olympia aus?
Lou Ferrigno: Hart und voll. Obwohl ich beim Wettkampf selbst wohl einer der härtesten Athleten des gesamten Feldes war. Aber ich war eben zu flach.
Angenommen du würdest noch einmal auf die Bühne gehen; Was würdest du anders machen?
Lou Ferrigno: Ich würde auf jeden Fall mehr Posing üben
Wie hat die „neue Garde“ von Bodybuildern reagiert, als du auf einmal beim Mr. Olympia 1992 antratest?
Lou Ferrigno: Die neue Garde waren Freunde, Fans und Kollegen,- wollten mich aber gleichzeitig auf der Bühne schlagen. Aber sie waren alle sehr, sehr nett zu mir und wir hatten eine schöne Zeit zusammen. Vor allem Dorian Yates und Vince Taylor hatten eine Menge Respekt vor mir und begrüßten mein Comeback. Das war eine sehr schöne Erfahrung für mich.
Sehr schön! Was würdest du sagen- war der größte Unterschied zwischen den Bodybuildern gegen die du 1975 angetreten bist- zu 1992?
Lou Ferrigno: Sie hatten sehr viel mehr Muskelmasse. Mir persönlich waren sie vor allem in der Bein- und Rückenentwicklung überlegen.
Du bist ja ebenfalls beim Masters Olympia (ein Mr. Olympia für Profi Bodybuilder über 40 Jahre!) 1994 angetreten. Dort warst du wahrhaftig in der Form deines Lebens. Viele sahen dich als den wahren Gewinner dieses Wettkampfes. Doch am Ende bist du zweiter hinter Bodybuilding Legende Robby Robinson geworden. Denkst du, du hättest gewinnen müssen?
Lou Ferrigno: Ich habe gedacht, das ich gewonnen habe, aber die Wettkampffarbe war nicht optimal. Ich hatte aber auch von Anfang an das Gefühl, das die Kampfrichter nur Robby als Gewinner sehen wollten. Damals war es sehr schwer für mich dies zu akzeptieren- und ich denke so geht es jedem Bodybuilder der eine Wettkampfvorbereitung durchgezogen hat- und dann schlecht platziert wird, obwohl er einen besseren Platz verdient hätte. Allerdings war Robby in super Form und hatte noch mehr Muskelreife vorzuweisen als ich. Aber ich denke das das Publikum mich auf Platz 1 gesehen hat- und das ist viel wert!
Nach diesem zweiten Platz beim Masters Olympia 1994 hast du endgültig Wettkampfbodybuilding „an den Nagel gehangen“. Warum hast du dich dazu entschlossen?
Lou Ferrigno: Weil ich für diese Vorbereitung mehr als 100% gegeben habe. Ich habe damals für drei Jahre lang Wettkämpfe bestritten. Ich hab einfach gedacht, das ich genug bei Meisterschaften angetreten bin- und das ich mich wieder mit anderen Dingen beschäftigen will. Wettkampf Bodybuilding war meine Leidenschaft- aber ich hatte auch eine zweite Leidenschaft – und das war meine Schauspieler- Karriere.
Bist du heute noch gut in Form?
Lou Ferrigno: Ja natürlich. Ich trainiere ja immer noch genauso, wie damals auch. Dabei benutze ich moderate und schwerere Gewichte. Meine Trainingsleidenschaft ist nach 45 Jahren Training immer noch dieselbe wie am Anfang. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich mit fast 60 Jahren immer noch mein T- Shirt ausziehen- und Posieren kann. Das können wohl die wenigsten meiner Altersgenossen.
Welchem Trainingssplit gehst du heute nach
Lou Ferrigno:
- Tag 1: Brust und Rücken
- Tag 2: Beine
- Tag 3: Schultern
- Tag 4: Arme
- Tag 5: Pause- und danach fange ich wieder mit Tag 1 an!
Und wie ernährst du dich?
Lou Ferrigno: Fleisch, Eier, Fisch und viel Früchte & Gemüse! Insgesamt esse ich ungefähr 3500Kcal.
Viele Bodybuilder verletzen sich im Laufe ihrer Trainingsjahre! Wie geht es dir
gesundheitlich?
Lou Ferrigno: Oh, ich bin einwandfrei gesund! Ich habe zwar ab und zu meine „Wehwehchen“ aber sonst bin ich bei bester Gesundheit.
Welchen Rat würdest du angehenden Bodybuildern geben?
Lou Ferrigno: Seid geduldig! Seht nicht die anderen als Konkurrenz- sondern nur euch selbst.
Angenommen dein Sohn wollte ein Profi- Bodybuilder werden; Was würdest du ihm sagen?
Lou Ferrigno: Mache regelmäßig Fotos und beurteile danach dein Potential. Bring Leidenschaft für die Sache mit und überstürze nichts- Immer der Reihe nach!
Du würdest also keine Bedenken gegen den eventuellen Steroid Konsum deines Sohnes haben?
Lou Ferrigno: Nun, Steroide spielen wohl in jeder Sportart eine Rolle- aber ich würde nur zu ihm sagen, das er so hart trainieren soll wie er nur kann. Ich würde ihm klar machen, dass Steroide keinen Champion machen…
Nochmal zurück zu Pumping Iron. Dein Vater stellte ja in diesem Film deinen Trainer dar. War das wirklich so?
Lou Ferrigno: Mein Vater und ich hatten zueinander eine „Hassliebe Beziehung“. Er hatte zwar eine enorme Arbeitsmoral aber normalerweise haben wir nie zusammen trainiert. Nur für Pumping Iron trainierten wir zusammen.
Wie denkst du eigentlich über die heutigen Bodybuilder?
Lou Ferrigno: Sie sind unglaublich. Wenn ich mir Leute wie Ronnie Coleman oder Jay Cutler ansehe kann ich es fast nicht glauben wie man so aussehen kann. Ich denke wenn man beim heutigen Mr. Olympia gewinnt- oder in die Top Ten kommt- ist dies eine unglaubliche Leistung. Für mich sind alle diese Jungs Helden.
Natürlich besteht ein enormer Unterschied zwischen dem Bodybuilding Standard von damals zu heute. Offensichtlich sind heutzutage die Trainingssysteme, die Ernährungssysteme und natürlich auch die Medikamente wesentlich besser als damals. Denkst du es gibt heutzutage einen höheren Leistungsdruck und das die heutigen Bodybuilder mehr Risiken in Kauf nehmen als damals?
Lou Ferrigno: Das ist schwer zu sagen. Früher konnte man sich vielleicht eher einen kleinen Fehler erlauben, wie z.B. die falsche Farbauswahl. Du kannst dir heutzutage auf der Bodybuilding Bühne keinen einzigen Fehler mehr erlauben. Die Kampfrichter bemerken jeden Fehler sofort und du wirst dementsprechend schlechter bewertet.
Es ist nicht so wie früher, das der Kerl mit den dicksten Armen gleichzeitig der potentielle Gewinner der Show ist. Die Jungs da oben sind alle sehr ausbalanciert und haben meist keine großartigen Schwächen. Ich stelle mir das als Kampfrichter sehr schwer vor, heutzutage einen Bodybuilding Wettkampf zu bewerten. Von daher wird eben auf alles geschaut – und eventuelle Fehler werden dementsprechend „bewertet“.
Wie sieht es deiner Meinung nach mit der Kameradschaft untereinander aus, wenn du das heutige Bodybuilding mit damals vergleichst?
Lou Ferrigno: Damals hatten wir untereinander meist immer eine gute Kameradschaft. Heutzutage sieht die Sache ein wenig anders aus. Da es ja heute auch um Geld geht, ist die Kameradschaft nicht mehr unbedingt so, wie sie einmal war. Früher gab es keine Verträge. Wenn du damals den Mr. Olympia gewonnen hast, bekamst du 750 Dollar. Alle anderen Athleten bekamen lediglich einen Pokal. Schau dir einmal die Preisgelder von heute an. Heute „verdient“ ein Mr. Olympia mit dem Sieg rund 200.000 Dollar. Damit kann man seinen Lebensunterhalt ganz gut decken. Früher sind alle Profi Bodybuilder neben dem Training Vollzeit arbeiten gegangen.
Wenn ihr damals neben dem ganzen Training noch Vollzeit arbeiten gehen musstet, hattet ihr bestimmt so gut wie keine Freizeit. Was hat dir den Anreiz dazu gegeben, dich so für Bodybuilding „herzugeben“?
Lou Ferrigno: Ich habe als Kind den Mannschaftssport versucht- dort wurde ich aufgrund meiner Taubheit nicht voll akzeptiert. Ich wollte ein Held sein- und mit Bodybuilding habe ich dies (fast) verwirklicht….
Wettkampf Bodybuilder müssen in der Tat sehr viel Disziplin aufbringen um ihre Ziele zu erreichen. Hattest du diese Disziplin auch außerhalb des Sportstudios?
Lou Ferrigno: Ja, die Disziplin vom Bodybuilding hat mir in vielen anderen Dingen meines Lebens weiter geholfen. Vor allem als Schauspieler! Früher war ich durch meine Schwerhörigkeit sehr introvertiert. Bodybuilding hat mir geholfen extrovertiert zu werden.
Kommen wir zum Ende….Gibt es noch etwas, was du sagen möchtest?
Lou Ferrigno: Ich danke allen Fans da draußen. Und einen ganz besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle Joe Weider widmen. Joe war wie ein Vater zu mir- und ohne ihn wäre ich nicht da wo ich heute bin…