Hat Nike Doping-Ermittlungen gegen Weltklasseläufer absichtlich behindert?

Nike-Gründer Phil Knight unterstützt seit mehreren Jahren das Nike Oregon Projekt, das sich auf dem Gelände des Konzerns in Beaverton befindet. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Gruppe von Weltklasseathleten wie den Olympiasiegern Matthew Centrowitz und Mo Farah, sowie dem Marathon-Olympiadritten Galen Rupp. Ziel des Oregon Projekts ist es, einen amerikanischen Olympiasieger im Marathon „heranzuzüchten“. Die amerikanische Anti-Doping-Agentur Usada erhebt nun schwere Manipulationsvorwürfe gegen Langstreckenläufer des Projekts vor. Gehackte Dokumente sollen beweisen, dass „die Läufer höchstwahrscheinlich gegen Anti-Doping-Bestimmungen verstoßen haben.“ Im Fokus steht vor allem der Trainer und Nike. Der Konzern soll über die Praktiken informiert gewesen sein und die Ermittlungen sogar behindert haben.

Ein Kellerraum voller „Nahrungsergänzungsmittel“

Zuletzt hatte die russische Hacker-Organisation Fancy Bears verschiedenen Medien, darunter dem SPIEGEL, einen USADA-Untersuchungsbericht über das Nike Oregon Projekt zugespielt. Betreut und gecoacht wird das Projekt vom Kumpel des Nike-Gründers, Alberto Salazar. Aus dem knapp 270 Seiten „Zwischenreport“ der Hackergruppe geht hervor, dass Salazar seine Topathleten nicht nur auf der Tartanbahn an und über die Leistungsgrenzen bringe. Dem Bericht zufolge führe der Coach im Keller seines Privatanwesens eine private Apotheke. Ein ehemaliges Mitglied des Projekts erzählte den Fahndern von „einem Kellerraum voller Nahrungsergänzungsmittel.“ Der Trainer deponiere dort seinen Vorrat an Aminosäuren, Testosteronboostern und Mittel zu Gewichtsreduktion, die er großzügig an sein Team verteilt haben soll. Salazar sei ein Grenzgänger in der Pharmazie. Er sei Trainer, Arzt und Apotheker in Einem. Offenbar entscheidet somit er, wann und welchen Dosen die Athleten Präparate nehmen sollen. Der Trainer und seine Athleten bestreiten allerdings jegliches Doping.

Obersten Nikechefs wussten Bescheid

Besonders brisant ist, dass Nike die als „Zwischenbericht“ deklarierten Ermittlungen bewusst behindert haben und von Praktiken Salazars gewusst haben soll. Das geht aus Mails hervor, in den oberste Nikechefs in „cc“ gesetzt wurden. Dokumente, wie der SPIEGEL berichtete, zeigen, dass der Konzern Nike den Ermittlern das Leben so schwer wie möglich gemacht habe. As Salazar gebeten wurde, Ermittlern alle Aufzeichnungen zukommen zu lassen, in denen die Wörter „Testosteron“ vorkamen, verwies dessen Anwalt darauf, dass die Dokumente im Besitz von Nike seien. Als sich die Fahnder an Nike wandten, begann ein Streit zwischen den Anwälten beider Parteien. Am Ende versuchte der Konzern offenbar nicht nur, die Ermittlungen zu behindern, sondern auch die Hoheit über das Verfahren zu gewinnen. Nike wies die Vorwürfe lautstark zurück. Die Ermittler teilten jedoch mit, dass die von Nike überlieferten Dokumente lückenhaft seien.

Nachtests angefordert

Ob es unter diesen „verhärteten Fronten“ zu einem Abschlussbericht kommen wird, bleibt zunächst offen. Die USADA fühlt sich allerdings in ihrer Arbeit vom Sportartikelkonzern behindert. Deren Anwälte, so heißt es in der E-Mail eines Mitarbeiters der Agentur, hätten „unverschämte Ansprüche“. Und somit wolle die Firma sauberen Sport wohl nicht unterstützen. Nach den Streitereien hat die USADA allerdings Dopingproben einiger Langläufer angefordert. Nach Informationen einer englischen Tageszeitung sollen diese Proben auf verbotene Substanzen nachgetestet werden.

Quelle: www.spiegel.de

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