Frage: Glauben Sie immer noch an das ketogene Verhältnis, um den Zustand der Ketose zu erreichen? Ich habe Probleme damit, einen Zustand zu erreichen, in dem ich Ketone nachweisen kann. Haben Sie irgendwelche Tipps? Entschuldigen Sie, dass ich Sie nochmals belästige, aber kann der Konsum von 6 Litern Wasser pro Tag den Urin so stark verdünnen, dass Teststreifen keine Ketone mehr anzeigen?
Antwort: Lassen Sie mich diese Fragen eine nach der anderen beantworten.
In meinem ersten Buch, The Ketogenic Diet, habe ich über etwas gesprochen, das als das ketogene Verhältnis (KR) bezeichnet wird und eine Gleichung/ein Konzept darstellt, das bei der Planung einer ketogenen Ernährung für Epilepsie Patienten verwendet wird. Die Gleichung liefert Ihnen im Grunde genommen das potentielle Ketone produzierende Potential einer gegebenen Mahlzeit abhängig von der relativen ketogenen oder anti-ketogenen Wirkung der unterschiedlichen Makronährstoffe.
Eine Formel für das ketogene Verhältnis
Das ketogene Verhältnis einer gegebenen Kombination von Nährstoffen kann mit der folgenden Gleichung bestimmt werden:
Ketogen (0,9 * Fett) + (0,46 * Protein)
——————— = ————————————————————————-
Anti-ketogen (1 * Kohlenhydrate) + (0,1 * Fett) + (0,58 * Protein)
Protein stellt sich als teilweise ketogen (46%) und teilweise anti-ketogen (58%) heraus, was die Tatsache widerspiegelt, dass einige Aminosäuren in Ketone umgewandelt werden können, während andere in Glukose umgewandelt werden können. Kohlenhydrate sind zu 100% anti-ketogen und Fett ist primär ketogen (90%) (die 10% anti-ketogene Wirkung basiert auf der Tatsache, dass der Glyzerin Anteil der Triglyzeride, wie im Artikel A Primer on Dietary Fats erklärt wurde, in der Leber in Glukose umgewandelt werden kann).
Hier ist ein Zitat aus meinem Buch The Ketogenic Diet:
Diese Gleichung repräsentiert die relative Tendenz für einen gegebenen Makronährstoff einen ketogenen Zustand entweder zu fördern oder zu verhindern. Wie Sie sich wahrscheinlich noch aus dem letzten Kapitel erinnern werden, sind Insulin und Glukagon die ultimativen bestimmenden Faktoren für eine Verschiebung in Richtung eines ketogenen Zustands. Die Gleichung repräsentiert im Grunde genommen die Tendenz für einen gegebenen Makronährstoff, die Insulinspiegel (anti-ketogen) oder die Glukagonspiegel (ketogen) zu erhöhen.
Für die Behandlung einer Epilepsie muss das Verhältnis einer Mahlzeit von ketogener zu anti-ketogener Wirkung bei mindestens 1,5 liegen, um als ketogen angesehen zu werden. Typischerweise resultiert dies in einer Ernährung, die 4 Gramm Fett für jedes Gramm Protein und Kohlenhydrate enthält, und auch als 4:1 Ernährung bezeichnet wird. Mehr Details zur Entwicklung ketogener Diäten zur Behandlung von Epilepsie können in den Referenzen gefunden werden, da dies über den Fokus dieses Buches hinaus geht.
Wenn Menschen jedoch versuchen, das ketogene Verhältnis auf kohlenhydratarme Fettabbau Diäten anzuwenden, geschieht ausnahmslos eines von zwei Dingen. Wenn die Person die Kalorienzufuhr richtig festsetzt und das ketogene Verhältnis verwendet, dann wird die Proteinzufuhr viel zu niedrig ausfallen (da die Fettzufuhr so verdammt hoch sein muss). Wenn hingegen versucht wird, die Proteinmenge angemessen festzulegen und das Nahrungsfett im richtigen Verhältnis hinzuzufügen, dann wird die Kalorienzufuhr zu hoch ausfallen.
Die erste Variante ist aus Sicht der proteinsparenden Wirkung eine schlechte Wahl, während die zweite den Fettabbau limitiert oder völlig eliminiert.
Deshalb verwende ich das ketogene Verhältnis nicht. Wie oben erwähnt wurde, ist es für die Entwicklung von Ernährungsformen zur Behandlung von Epilepsie von entscheidender Bedeutung (jeder, der mehr Informationen zu diesem Thema sucht, sollte sich das exzellente Buch „The Ketogenic Diet: A Treatment for Epilepsy“ von Freeman, Freeman und Kelly kaufen.)
Doch für Diätende und Menschen, die nach einer Körperrekompositionierung streben, macht das ketogene Verhältnis die Zusammenstellung einer geeigneten Diät unmöglich.
Zusätzlich hierzu gibt es meiner Meinung nach keine überzeugenden Beweise dafür, dass die Ketose für die Vorzüge der Diät von entscheidender Bedeutung ist. Ja, Ketone sind proteinsparend, doch nur dann, wenn die Proteinzufuhr von vorne herein adäquat ausfällt. Wenn die Proteinzufuhr angemessen ist (z.B. 1 bis 1,5 Gramm pro Pfund Körpergewicht, bzw. 2,2 bis 3,3 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht, wie dies im Buch The Protein Book näher beschrieben wird), ist die Entwicklung einer Ketose für eine proteinsparende Wirkung nicht so entscheidend. Einfach gesagt ist Protein der Nährstoff mit der stärksten proteinsparenden Wirkung und andere Dinge (wie Ketone oder Kohlenhydrate) spielen nur dann eine Rolle, wenn die Proteinzufuhr von vorne herein inadäquat ist.
Selbst die den Hunger unterdrückende Wirkung von Ketonen ist umstritten und viel der aktuellen Literatur zu diesem Thema legt nahe, dass es in Wirklichkeit die erhöhte Zufuhr an Nahrungsprotein (und nicht die Präsenz von Ketonen per se) ist, die für den reduzierten Hunger verantwortlich ist,
Dies war ein langer Weg um zu sagen, dass ich nicht denke, dass das ketogene Verhältnis oder die Entwicklung einer Ketose für den Gesamterfolg (oder das Scheitern) von kohlenhydratarmen Diäten wichtig ist. In meinem Buch Ultimate Diet 2.0 habe ich dieses Thema im Kapitel “What About Ketosis?“ recht explizit adressiert.
Im Grunde genommen sehe ich die Ketose mehr als eine „Nebenwirkung“ des Fettabbaus an (oder der Fettverbrennung, um akkurater zu sein) und nicht als etwas, nachdem man explizit streben sollte. Wenn Sie die Fettoxidation mit den oben beschriebenen Methoden beschleunigen, dann werden Sie dazu neigen, in einen Zustand der Ketose zu gelangen. Die Ketose an sich ist keine große Sache. Aus diesem Grund werde ich nicht darüber sprechen, die Spiegel der Ketone mit Ketostix oder irgendetwas in dieser Art zu kontrollieren. Offen gesagt hat die Verwendung einer kohlenhydratarmen/ketogenen Diät bei der Fettabbauphase der UD2 (Ultimate Diet 2) mehr mit einer Senkung der Insulinspiegel, einer Erhöhung der Katecholamine und einer Steigerung der Fettoxidation zu tun. Die Ketose ist ganz einfach eine begleitende Wirkung.
Dies bringt mich zum zweiten Teil Ihrer Frage. Als Hintergrundinformation möchte ich erwähnen, dass kohlenhydratarm Diätende häufig ein Produkt namens Ketostix verwenden, welches die Farbe verändert, um die Konzentration der Ketone im Urin anzuzeigen. Ja, man pinkelt auf diese Streifen und sie verändern die Farbe, um die Gegenwart oder Abwesenheit von Ketonen im Urin anzuzeigen.
Es gibt bei Ketostix eine Reihe von Problemen, zu denen unter anderem gehört, dass die Konzentration von Ketonen im Urin im besten Fall ein sehr indirekter Indikator für das ist, was im Körper vor sich geht. Eine echte Ketose wird über die Konzentration von Ketonen im Blut (Ketonemia) und nicht die Konzentration im Urin (Ketonuria) definiert. Doch da man die Konzentration von Ketonen im Blut nicht so leicht messen kann (nein, Sie können nicht einfach Blut auf die Ketostix tropfen lassen, ich habe dies vor Jahren ausprobiert und es funktioniert nicht), ist die nächstbeste Möglichkeit eine Messung der Konzentration von Ketonen im Urin.
Wenn Sie Ketone im Urin haben, dann haben Sie mit Sicherheit auch Ketone im Blutkreislauf. Eine Abwesenheit von Ketonen im Urin bedeutet jedoch nicht, dass Sie sich nicht noch immer in einem Zustand der Ketose befinden (der über die Konzentration von Ketonen im Blut definiert wird). Sie könnten sich in einem Zustand der Ketose befinden, wie eine Messung der Blutspiegel zeigen könnte, aber ganz einfach keine Ketone über den Urin ausscheiden. Oder nicht genug Ketone ausscheiden, um die Farbe der Ketostix zu verändern.
Im Grunde genommen gibt es eine Reihe von Dingen, die beeinflussen, ob genügend Ketone vorhanden sind, um in ausreichenden Mengen ausgeschieden zu werden, um die Farbe von Ketostix zu verändern. Ihr Körper könnte z.B. Ketone nicht in ausreichenden Menge herstellen (dies geschieht bei schlanken Menschen, insbesondere wenn diese sehr aktiv sind), viel Wasser könnte Ihren Urin verdünnen und die Konzentration von Ketonen reduziert und noch einige andere Variablen könnten einen Einfluss darauf haben, ob Ketone durch die Ketostix angezeigt werden, oder nicht.
Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, denke ich nicht, dass es am Ende des Tages sehr nützlich ist, sich auf Ketone (oder deren Abwesenheit) auf den Ketostix zu konzentrieren. Sie können einen tiefen Zustand der Ketose erreichen, indem Sie viel Fett essen (insbesondere mittelkettige Triglyzeride (MCTs)), aber Ihre Kalorienzufuhr wird dann so hoch sein, dass Sie nicht mehr viel Fett (oder überhaupt kein Fett) verlieren. Und Sie können Fett verliere, ohne dass jemals Ketone im Urin gemessen werden können. Im Grunde genommen gibt es keine echte Korrelation zwischen Ketose, was die Ketostix anzeigen und einem Fettabbau.
Ich habe zu viele Diätende gesehen, die sich auf die Ketostix konzentriert haben, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was wichtig ist: relative Mengen an Fett und verlorene fettfreie Körpermasse. Konzentrieren Sie sich auf Letzteres, wenn Sie Fett verlieren und Ihre fettfreie Körpermasse aufrecht erhalten wollen. Dann funktioniert Ihre Diät (kohlenhydratarm oder was auch immer) unabhängig davon, ob Sie sich in einem Zustand der Ketose befinden oder nicht.
Erfahren Sie mehr über die ketogene Diät
Ein Artikel von Lyle McDonald. Den englischen Originaltext finden Sie hier. Weitere interessante Artikel und Informationen finden Sie auf seiner Internetsite.