„Stellen Sie keine Frage und trainieren Sie einfach nach dem Trainingsprogramm!“

Trainingsplan

Märchenstunde: Eine Rückkehr nach Salt Lake City

Als Einführung für das, worüber ich heute sprechen werde, möchte ich Ihnen eine kurze Geschichte erzählen. Im Jahr 2005 bin ich nach Salt Lake City gezogen, um meinen lang gehegten Traum zu verwirklichen, mit dem Eisschnelllaufen zu beginnen (ein Traum, der sich bereits im College entwickelt hatte, als ich Inline Skating als Sport betrieb). Nachdem ich eine sehr schlechte Erfahrung mit den Club Trainern gemacht hatte, beschloss ich zunächst, das Ganze alleine zu versuchen. Nachdem ich etwa einen Monat in Utah war, traf ich jedoch einen Mann, der mein Trainer und mein Mentor bei diesem Sport wurde.

Das erste was ich tat, nachdem ich ihn getroffen hatte, bestand darin, ihn ausgiebig zu befragen. Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, habe ich basierend auf meinen eigenen zwei Jahrzehnten Erfahrung als Trainer einige feste Vorstellungen bezüglich des Training und der Tätigkeiten eines Trainers. Kurz zusammengefasst hatte er fast drei Jahrzehnte damit verbracht, Eisschnelllauf auf die Art und Weise zu analysieren, auf die ich alles andere in Bezug auf Training, Ernährung usw. zu analysieren neige. Nach zwei Stunden Befragung oder so hatte ich ihn als Trainer engagiert.

Aufgrund derselben nahezu zwei Jahrzehnten an Erfahrung und nachdem ich mit Sportlern, die von Powerliftern und Bodybuildern bis hinzu Ausdauersportlern reichten, gearbeitet hatte, denke ich, dass ich weiß, wovon ich rede. Und als mein Trainer mir sein grundlegendes Trainingsprogramm vorstellte, gab es Stellen, an denen ich nicht notwendigerweise zu 100% mit ihm übereinstimmte. Dies galt insbesondere für das Training im Kraftraum, doch es gab auch andere geringfügige Meinungsverschiedenheiten bezüglich Konditionierung und Ähnlichem.

Trotzdem tat ich während des ersten Trainingsjahres mit ihm alles, was er sagte – exakt so, wie er es mir sagte. Er war der Experte und unabhängig davon, was ich dachte zu wissen, hatte ich ihn aus einem guten Grund engagiert. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht einmal genug über Eisschnelllauf, um überhaupt eine Meinung zu haben. Ich war einfach ruhig und tat was er sagte.

Denn unabhängig davon, was ich im Allgemeinen oder Eislaufen im Speziellen zu wissen oder nicht zu wissen, war er der Experte und es wäre unglaublich arrogant von mir gewesen, seine 30 Jahre an Erfahrung mit meinen Jahren an nicht eislaufspezifischen Erfahrungen in Frage zu stellen.

Sicherlich veränderte sich dies im Lauf der Jahre. Er respektierte mein Wissen und wir arbeiteten als ein Team. Ich lernte die Nuancen des Sports von ihm und wir modifizierten mein allgemeines Training. Doch das kam später und erst nachdem ich mich intensiv mit den Besonderheiten dieses besonders seltsamen Sports beschäftigt hatte. Anfänglich führte ich ganz einfach sein Trainingsprogramm genauso durch, wie er es aufgestellt hatte – alles andere wäre absurd gewesen.

Sie werden sich jetzt wahrscheinlich fragen, worauf ich zum Teufel hinaus will. Und der Punkt, auf den ich hinaus will, ist Folgender: während der Anfangsphase wusste ich unabhängig von meiner voreingenommenen Meinung nicht, was ich nicht wusste. Dies bedeutet, dass ich nicht einmal genug Grundwissen bezüglich dieses spezifischen Sports besaß, um zu wissen, was richtig war und was nicht. Er war der Experte. Ich hatte ihn engagiert und dies bedeutete, dass ich sein Trainingsprogramm genauso ausführte, wie er es geplant hatte.

Was für eine lange Einführung für das war, worum es im heutigen Artikel geht.

Machen Sie das, was auf dem Plan steht

Ich glaube Sie wissen, worauf ich hinaus will. Und ausnahmslos kommen Fragen von Leuten, die Kommentare wie „Ich habe eine Reihe anderer Trainingsprogramme ausgeführt und nie Resultate erzielt. Und ich möchte [fügen Sie hier ein bewährtes Trainingsprogramm ein] ausprobieren, aber folgende [fügen Sie hier eine Zahl zwischen 1 und 6 ein] Dinge verändern“ geschrieben haben. Diese Leute scheinen niemals das eigentliche Problem zu sehen, welches sie selbst sind – sie sind das Problem.

Und das ist für gewöhnlich der Zeitpunkt, an dem ich etwas genervt werde und diesen Leuten sage, dass sie einfach das ausführen müssen, was im Programm steht. Denn wenn die Leute damit beginnen Programme zu verändern – insbesondere wenn es sich um Trainingsprogramme handelt, die aus einem spezifischen Grund eine bestimmte Struktur besitzen -, dann enden sie ausnahmslos damit, mehr Schaden anzurichten, als Gutes zu tun. Und ohne Ausnahme sind die Ideen, die diese Leute bezüglich der Modifikationen haben, die sie durchführen möchten, die Schlechtesten.

Im Grunde genommen sehe ich das Ganze folgendermaßen: wenn die Leute, die meine Bücher kaufen oder sich ein anderes vorgefertigtes (und bewährtes) Programm aus dem Internet ziehen, wüssten was sie tun, dann würden sie mein Buch nicht brauchen. Stattdessen sollten sie lieber ihr eigenes Buch schreiben. Von der Annahme ausgehend, dass sie nicht wissen, was sie tun und nicht die Resultate erzielt haben, die sie gerne hätten, wäre es wahrscheinlich eher in ihrem Interesse, ganz einfach das Programm auszuführen.

Wenn sonst nichts, benötigen Sie zumindest etwas Erfahrung mit dem Programm, wie es ursprünglich aufgestellt wurde, bevor Sie damit beginnen können, es zu verändern. Führen Sie das Programm eine Zeit lang genauso aus, wie es aufgestellt wurde und beginnen Sie erst dann damit, daran herumzubasteln. Denn wenn Sie nicht wissen, was das Programm, so wie es aufgestellt wurde, bewirken soll, können Sie niemals wissen, was Ihre Veränderungen bewirken (Gutes oder Schlechtes).

Das ist das, was ich getan habe, als ich meinen Trainer engagiert hatte. Ich habe einfach sein Trainingsprogramm ausgeführt. Auch wenn ich nicht mit ihm übereingestimmt habe, dann habe ich den Mund gehalten und es ausgeführt. Die Leute würden sich viel mehr Gutes tun, wenn sie ein bewährtes Programm auswählen (egal ob es sich um eines meiner Programme oder um ein anderes handelt), anstatt zu denken, dass sie es besser wissen. Führen Sie einfach das Programm aus – das ist mein Ratschlag.

Ein Artikel von Lyle McDonald. Den englischen Originaltext finden Sie hier.