Testosteron & Androgenrezeptoren: SO hilft L-Carnitin beim Muskelaufbau!

Das Supplement L-Carnitin kennen viele Sportler hauptsächlich in Verbindung mit Fettabbau. Tatsächlich ist die Wirkung diesbezüglich allerdings nicht so ausschlaggebend, wie sich manch einer das vorstellt. Trotzdem hat L-Carnitin in Sachen Körperkomposition seine Daseinsberechtigung. Wenn es um das Thema Muskelaufbau geht, kann L-Carnitin nämlich enorm sinnvoll sein. Im Folgenden erklären wir euch, weshalb das so ist!

Die Bedeutung des Androgenrezeptors für den Muskelaufbau

Der Einfluss von Testosteron auf die Proteinsynthese der Skelettmuskulatur wird im Körper durch den Androgenrezeptor vermittelt. Testosteron dockt an den Androgenrezeptor an und wandelt diesen in einen Transkriptionsfaktor um. Anschließend wandert der Komplex aus Testosteron und Androgenrezeptor zum Zellkern und verbindet sich mit der DNA, um die androgenspezifische Genexpression zu regulieren.

Klinische Studien weisen darauf hin, dass der Androgenrezeptor Signalpfadweg für eine angemessene Entwicklung der Skelettmuskulatur notwendig ist. Immerhin reguliert er eine Zunahme an fettfreier Muskelmasse und Muskelkraft sowie die Muskelproteinsynthese. Die physiologische Bedeutung des Androgenrezeptors für den Proteinaufbau konnte man dadurch demonstrieren, dass die Muskelhypertrophie durch eine Blockade des Androgenrezeptors verringert werden konnte.

Die Auswirkungen von Widerstandstraining auf den Androgenrezeptor

Die physiologisch Bedeutung des Androgenrezeptors bei der trainingsinduzierten Muskelhypertrophie hat man im Rahmen zahlreicher Humanstudien untersucht. Diese Studien betonen die wichtige Bedeutung des Trainings für eine faserspezifische Erhöhung der Menge an Androgenrezeptoren.

Krafttraining bewirkt eine signifikante Reduzierung der Menge von Androgenrezeptoren in den langsam kontrahierenden oxidativen Muskelfasern vom Typ-I. Gleichzeitig erhöht sich die Androgenrezeptordichte in den schnell kontrahierenden glykolytischen Muskelfasern vom Typ-IIb.

Die Fasern vom Typ-IIb benötigt man bei Aktivitäten wie Sprints oder auch beim Krafttraining. Diese Fasern weisen einen niedrigen Myoglobin Gehalt, nur wenige Mitochondrien, und nur wenige Blutgefäße auf. Dabei enthalten sie eine große Menge an Glykogen – die primäre Quelle für Muskelenergie während kurzer intensiver Aktivitäten. Darüber hinaus sind dies die Muskelfasern, die am stärksten zu einem Muskelwachstum beitragen.

Wissenschaftliche Untersuchungen konnten zeigen, dass eine einzige Trainingseinheit  bei untrainierten Männern die Androgenrezeptor mRNA 48 Stunden nach dem Krafttraining heraufregulieren kann. Von wiederholten Einheiten (im Abstand von 48 Stunden) hat man sogar herausgefunden, dass sie die Androgenrezeptor mRNA und die Proteinexpression erhöhen. Diese Steigerung korrelierte mit erhöhten Serum Testosteronspiegeln und ging mit einer signifikanten Zunahme an myofibrillarem Protein einher. Testosteron ist das primäre Hormon, das mit dem Gewebe der Skelettmuskulatur interagiert und erhöhte Testosteronspiegel führen zu einem gesteigerten Muskelwachstum.

Bei untrainierten Personen scheint ein hochvolumiges, hochintensives Widerstandstraining eine signifikante Reduzierung des Proteingehalts im Androgenrezeptor um 46% eine Stunde nach dem Training zu verursachen. Das liegt höchst wahrscheinlich am Trainingsstress induzierten Proteinkatabolismus. Eine solche negative Auswirkung kann man jedoch in gewissem Umfang durch eine Nahrungszufuhr nach dem Widerstandstraining abmildern. Derart kann man auch die Androgenrezeptordichte erhöhen. So erhöht sich auch die Testosteronaufnahme im Gewebe und die Ausschüttung des Luteinizing Hormons (LH) – ein Hormon, das die Testosteronspiegel erhöht.

Welche Wirkung hat in diesem Zusammenhang L-Carnitin?

Die Auswirkungen einer L-Carnitin L-Tatrat Supplementation auf die Hormonreaktion beim Krafttraining und der Regeneration hat man im Rahmen wissenschaftlicher Studien untersucht. Hierbei hat man herausgefunden, dass L-Carnitin bei 2 Gramm pro Tag die durch ein hochintensives Widerstandstraining produzierten Muskelbeschädigungen reduziert.

Laut den Autoren der Studie könnten weniger Muskelbeschädigungen dazu führen, dass die Interaktion mit anabolen Hormonen verfügbaren Androgenrezeptoren besser ist. Dadurch sollten die Muskelbeschädigungen während der Regenerationstage nach dem Widerstandstraining deutlich geringer ausfallen. Mit mehr für eine Interaktion mit anabolen Hormonen verfügbaren Androgenrezeptoren steigt auch das Potential für ein Muskelwachstum.

Eine Studie konnte zeigen, dass eine L-Carnitin L-Tatrat Supplementation über einen Zeitraum von 21 Tagen, die einer Dosis von 2 Gramm L-Carnitin pro Tag entsprach, bei Freizeitkraftsportlern im Vergleich zu einem Placebo eine signifikante Heraufregulierung des Androgenrezeptorproteingehalts der Skelettmuskulatur um durchschnittlich 15% induzierte.

L-Carnitin L-Tatrat könnte über eine Reduzierung der Muskelbeschädigungen, die mit dem Widerstandstraining in Verbindung stehen, wirken und hierdurch den Katabolismus muskelspezifischer Proteine – inklusive der Androgenrezeptoren – abmildern.

Als Folge hiervon könnte L-Carnitin-L-Tatrat die Testosteronaufnahme über eine geringere Beschädigung des Muskelgewebes und eine gesteigerte Verfügbarkeit von Androgenrezeptoren erhöhen – und nicht über eine direkte Anregung der Testosteronausschüttung. Mit anderen Worten ausgedrückt ist L-Carnitin-L-Tatrat also kein die Testosteronausschüttung steigerndes Supplement.

Basierend auf diesen Erkenntnissen und der Tatsache, das eine Nahrungszufuhr nach dem Training eine erhöhte Androgenrezeptordichte anregt, ist es möglich, dass eine Kombination aus L-Carnitin-L-Tatrat und einer Nahrungszufuhr nach dem Training das hormonelle Umfeld nach einem Widerstandstraining unabhängig voneinander und synergistisch verbessern und den Anabolismus fördern kann.