Alle Informationen zu Tamoxifen

Steckbrief

Chemischer Name: (Z)-2-[4-(1,2-diphenylbut-1-enyl)phenoxy]-N,N-dimethyl-ethanamine
Summenformel: C26 H29 NO
Molekulargewicht: 371,5
Dosierungsbereich: 20 bis 40 mg pro Tag
Art der Zufuhr: oral
Halbwertszeit: 5 bis 7 Tage

Geschichte und Allgemeines

Der Wirkstoff Tamoxifen wurde Anfang der sechziger Jahre vom Pharmahersteller ICI Pharmaceuticals entwickelt und unter dem Markennamen Tamoxifen auf den Markt gebracht. Im Bereich des Bodybuildings kommt Tamoxifen immer häufiger zum Einsatz. Dies geschieht meist zur Behandlung einer durch aromatisierende Steroide hervorgerufenen Gynäkomastie. Auch wenn Nolvadex das wahrscheinlich bekannteste Tamoxifen Präparat darstellt, gibt es zahlreiche Präperate, die diesen Wirkstoff enthalten. Die Dosierungen pro Tablette reichen von 10 mg über 20 mg bis hin zu 40 mg.

Medizinischer Einsatzbereich

Im medizinischen Bereich wird Tamoxifen primär zur Behandlung von östrogenbedingtem Brustkrebs bei Frauen eingesetzt. Tamoxifen kommt jedoch auch bei Männern zum Einsatz, bei denen sich im Rahmen einer Prostatakrebsbehandlung mit Antiandrogenen eine Gynäkomastie entwickelt hat (1).

Allgemeine Eigenschaften von Östrogenrezeptorblockern

Bei Östrogenrezeptorblockern handelt es sich um Wirkstoffe, die eine hohe Affinität für den Östrogenrezeptor aufweisen. Allerdings rufen sie an diesem Rezeptor nur eine schwache oder überhaupt keine Östrogenwirkung hervor. Durch ein Andocken von Östrogenrezeptorblockern an die Östrogenrezeptoren werden diese Rezeptoren für das im Körper zirkulierende Östrogen blockiert. Auf diese Weise kann an den besetzten Rezeptoren dann keine Östrogenwirkung mehr hervorgerufen werden.

Östrogenrezeptorblocker reduzieren anders als Aromatasehemmer nicht die im Körper zirkulierende Östrogenmenge. Sie blockieren statt dessen nur die Wirkung von Östrogen. Deshalb kann die Anwendung von Östrogenrezeptorblockern die im Körper zirkuliere Östrogenmenge sogar leicht erhöhen. Grund dafür sind körpereigene Rückkopplungsmechanismen. Folglich kann es bei einem abrupten Absetzen dieser Wirkstoffe auch zu einem Östrogen Rebound Effekt kommen.

Tamoxifen und Steroide

Östrogenrezeptorblocker können bei einer unterdrückten körpereigenen Testosteronproduktion helfen, die natürliche Testosteronproduktion schneller wieder in Gang zu bringen. Das kann beispielsweise nach einer längeren Anwendung anaboler Steroide der Fall sein. Der Körper schüttet nämlich bei niedrigen Spiegeln androgyner Wirkstoffe wie Testosteron, höhere Mengen des Luteinising Hormons aus. Dieses Hormon regt die Hoden dazu an, Testosteron zu produzieren. Allerdings besitzt nicht nur Testosteron, sondern auch Östrogen einen Einfluss auf diesen Rückkopplungsmechanismus. Dementsprechend kann eine Blockierung der Östrogenwirkung bewirken, dass größere Mengen des LH Hormons ausgeschüttet werden. In diesem Fall ist die Testosteronproduktion somit stärker angeregt.

Spezielle Eigenschaften Tamoxifen

Tamoxifen ist ein so genannter selektiver Östrogenrezeptor Modulator (SERM). Das bedeutet, der Wirkstoff blockiert die Östrogenwirkung nur in bestimmten Gewebetypen (3). In anderen Gewebetypen blockiert er die Östrogenwirkung dagegen nur minimal oder ruft sogar selbst eine deutliche Östrogenwirkung hervor. Dieses Phänomen hängt primär damit zusammen, weil der Östrogenrezeptor zwei Aktivatorfunktionen besitzt. Sie werden als AF-1 und AF-2 bezeichnet. Tamoxifen blockiert dabei nur die Aktivatorfunktion AF-2.  Somit kann Tamoxifen Östrogenrezeptoren, die primär durch die Aktivatorfunktion AF-1 aktiviert werden, nur in geringem Umfang blockieren.

Von seiner Struktur her gehört Tamoxifen zur Klasse der Triphenylethylene. Auch Clomifen und Toremifen gehören hierzu.  Bei Triphenylethylenen handelt es sich um Östrogene, die eine hohe Affinität für den Östrogenrezeptor besitzen, jedoch an vielen Östrogenrezeptoren des Körpers nur eine minimale oder überhaupt keine Östrogenwirkung hervorrufen.

Damit ist Tamoxifen streng genommen nur eine Art Prohormon, das selbst  nur eine geringe Bindungsaffinität für den Östrogenrezeptor aufweist. Erst durch das Enzym Cytochrom P450-CYP2D wird es in seine aktiven Stoffwechselprodukte 4-Hydroxytamoxifen und des-N-methyl-4-Hydroxytamoxifen umgewandelt (4). Obwohl sowohl Tamoxifen als auch Clomifen zur Klasse der Triphenylethylene gehören, fällt die östrogenhemmende Wirkung von Tamoxifen deutlich stärker als bei Clomifen aus (2). Die Wirkung von 20 bis 40 mg Tamoxifen entspricht in etwa der Wirkung von 100 bis 150 mg Clomifen.

Die Testosteronproduktion

Auch wenn es um die Anregung der Testosteronproduktion geht, könnte Tamoxifen effektiver sein, als Clomifen. Schließlich erhöht Tamoxifen die Empfindlichkeit der Hoden gegenüber LH (Luteinising Hormon) und GnRH (Gonadtropin Releasing Hormone) im Lauf der Anwendung. Clomifen hingegen senkt die Empfindlichkeit der Hoden gegenüber diesen Hormonen mit der Zeit (2).

Von Tamoxifen konnte gezeigt werden, dass es bei gesunden Männern mit intakter Testosteronproduktion die LH und FSH Spiegel sowie den Testosteronspiegel erhöhen kann. Dabei reichen bereits 20 mg pro Tag aus, um den Testosteronspiegel um 150% zu erhöhen (2, 7, 8)

Im Gegensatz zum Brustgewebe besitz Tamoxifen in der Leber eine starke Östrogenwirkung. Diese Eigenschaft wirkt sich positiv auf das Verhältnis von gutem HDL Cholesterin zu schlechtem LDL Cholesterin aus (5). Genauer gesagt kann Tamoxifen die Spiegel des guten HDL Cholesterins um etwa ein Viertel erhöhen. Gleichzeitig senkt es dabei die Spiegel des schlechten LDL Cholesterins und den Gesamtöstrogenspiegel (6). Ob diese Wirkung jedoch stark genug ist, um den durch orale Steroide wie Winstrol dramatisch verschlechterten Cholesterinwerten entgegenzuwirken, ist nicht bekannt und mehr als fraglich.

Nebenwirkungen

Neben Übelkeit und Kopfschmerzen kann Tamoxifen eine Linsentrübung der Augen hervorrufen. Diese ist selbst nach dem Absetzen nur teilweise reversibel. Zusätzlich hierzu scheint Tamoxifen die Leber in deutlichem Umfang zu belasten und kann sogar zur Entwicklung einer Fettleber führen (9).

Bei Frauen kann die Anwendung von Östrogenrezeptorblockern Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, einen unregelmäßigen Menstruationszyklus und diverse Probleme des reproduktiven Systems zur Folge haben.

Anwendungsbereiche

Tamoxifen wird am häufigsten zur Bekämpfung östrogenbedingter Nebenwirkungen aromatisierender Steroide eingesetzt.  Hierbei ist insbesondere die Entwicklung einer Gynäkomastie zu nennen. Falls bereits erste Anzeichen einer Gynäkomastie vorhanden sind, können Östrogenrezeptorblocker schneller als Aromatasehemmer eine Wirkung zeigen. Das hängt mit  der Tatsache zusammen, dass Östrogenrezeptorblocker die Östrogenrezeptoren im Brustgewebe recht schnell blockieren. Aromatasehemmer dagegen reduzieren die Östrogenbildung erst im Laufe der Zeit.

Des Weiteren wird Tamoxifen oftmals verwendet, um die körpereigene Testosteronproduktion nach dem Absetzen anaboler Steroide wiederherzustellen. Gelegentlich verwenden übrigens auch Frauen das Medikament. In diesem Fall kann Tamoxifen dabei helfen durch eine Blockierung der Wirkung ihres körpereigenen Östrogens, Fett im Bereich der weiblichen Problemzonen leichter abzubauen.

Wichtiger Hinweis

Alle Informationen zu verschreibungspflichtigen Medikamenten oder anderen leistungssteigernden Substanzen dienen rein zu Informationszwecken und sind in kleinster Weise als Anleitung für eine Verwendung dieser Substanzen gedacht.
Deshalb distanzieren wir uns von jeglicher Verwendung verbotener leistungssteigernder Substanzen und raten dringend von deren Verwendung ab. Die Verwendung dieser Substanzen kann auch bei kurzzeitiger Anwendung zu ernsten Gesundheitsschäden führen. Einige Substanzen wie Insulin oder DNP können bereits bei einmaliger falscher Anwendung tödlich wirken.
Außerdem möchten wir darauf hinweisen, dass bereits der Besitz relativ geringer Mengen dieser Substanzen in Deutschland strafbar ist und mit Geldstrafen oder Gefängnisstrafen geahndet werden kann. Für Sportler, die an Wettkämpfen teilnehmen, stellt bereits die Verwendung dieser Substanzen eine Straftat dar.

Quellen

  • F. Boccardo, A. Rubagotti, M. Battaglia, P. Di Tonno, F. P. Selvaggi, G. Conti, G. Comeri, A. Bertaccini, G. Martorana, P. Galassi, F. Zattoni, A. Macchiarella, A. Siragusa, G. Muscas, F. Durand, D. Potenzoni, A. Manganelli, V. Ferraris, F. Montefiore, Evaluation of tamoxifen and anastrozole in the prevention of gynecomastia and breast pain induced by bicalutamide monotherapy of prostate cancer. Journal Clinical Oncology, 2005, Ausgabe 23 Nummer 4, Seite 808–15.
  • A. Vermeulen, F. Comhaire, Hormonal effects of an antiestrogen, tamoxifen, in normal and oligospermic men. Fertility and Sterility, März 1978, Ausgabe 29, Nummer 3, Seite: 320-7.
  • Z. Desta, B. A. Ward, N. V. Soukhova, D. A. Flockhart, Comprehensive evaluation of tamoxifen sequential biotransformation by the human cytochrome P450 system in vitro: prominent roles for CYP3A and CYP2D6. Journal of Pharmacology And Experimental Therapeutics, 24. Mai 2004, Ausgabe 310, Nummer 3, Seite 1062-75.
  • P. F. Bruning, J. M. Bronfer, A. A. Hart, M. de Jong-Bakker, D. Linders, J. van Loon, W. J. Nooyen, Tamoxifen, serum lipoproteins and cardiovascular risk. British Journal of Cancer Oktober 1988, Ausgabe 58, Nummer 4, Seite 497-9
  • S. Banerjee, I. E. Smith, L. Folkerd, J. Iqbal, P. Barker, M. Dowsett, Comparative effects of anastrozole, tamoxifen alone and in combination on plasma lipids and bone-derived resorption during neoadjuvant therapy in the impact trial. Annals of Oncology, 19. Julki 2005, Ausgabe 16, Nummer 10, Seite 1632-38
  • W. Schopman, E. Slager, W. H. L. Hackeng, H. Mulder, Stimulation of calcitonin secretory capacity by increased serum levels of testosterone in men treated with tamoxifen. International Journal of Andrology, Dezember 1987, Ausgabe 10, Nummer 6, Seite 747-51.
  • R. Hampl, J. Heresova, M. Lachman, J. Sulcova, L. Starka, Hormonal changes in tamoxifen treated men with idiopathic oligozoospermia. Experimental and Clinical Endocrinology, Dezember 1988, Ausgabe 92, Nummer 2, Seite 211-6.
  • Khalid A. Osman INCLUDEPICTURE „http://www.informapharmascience.com/entityImage/?code=200B“ \* MERGEFORMATINET ‌, Meissa M. Osman, Mohamed H. Ahmed, Tamoxifen-induced non-alcoholic steatohepatitis: where are we now and where are we going? Expert opinion on drug safety, Januar 2007, Ausgabe 6, Nummer 1, Seite 1-4

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