Markus Rühl: „Ich habe die Psycho-„Scheiße“ am Schluss gehasst und konnte nicht mehr“

Während die weltbesten Bodybuilder sich gerade in den letzten Zügen ihrer monatelangen Vorbereitung für den Mr. Olympia befinden und mit gemischten Gefühlen dem Tag des Finales entgegenfiebern, kann der ehemalige beste deutsche Bodybuilding-Profi, Markus Rühl, das ganze „Prozedere“ mittlerweile als Außenstehender relativ nüchtern betrachten. Bis 2009 war der Darmstädter zuletzt auf den Bodybuilding-Bühnen dieser Welt gestanden und kann somit genau nachvollziehen was derzeit „in“ den Athleten vor sich geht. Im Zuge seiner alljährlich stattfindenden Mr. Olympia-Berichterstattung „Vegasreport“ für Team Andro und seinen Sponsor, All Stars, spricht Markus nun erstmals „privat“ was er in seiner Karriere heute anders machen würde und vor welchen Schwierigkeiten Athleten kurz vor einem Wettkampf stehen.

„Ich hab am Schluss die Psycho-„Scheiße“ gehasst“

Bei einem nächtlichen Snack bestehend aus Protein-Kelloggs, Rosinen und einem Scoop seines Lieblingsproteinpulvers fängt Markus Rühl an über seine Vergangenheit als Bodybuilding-Profi zu erzählen. Auf die Frage, ob mit welchen Gefühlen er stets zu Wettkämpfen gefahren sei, meint Markus, dass er sich damals selbst viel zu sehr unter Druck gesetzt hätte. Außerdem sei er niemals mit sich selbst zufrieden gewesen und stets sehr viel von sich erwartet. So konnte er teilweise die Nacht vor den Wettkämpfen gar nicht schlafen und hätte stattdessen ständig nur in den Spiegel gestarrt aus Angst um einen Verlust seiner Form, erzählt der Darmstädter. Rückblickend sei er zu der damaligen Zeit alles andere als mental stark gewesen und hätte sein Selbstwertgefühl und seine Selbstsicherheit oft von den Meinungen anderer Menschen abhängig gemacht. Vor allem mit voranschreitendem Alter sei diese Psycho-„Scheiße“ bei ihm immer schlimmer geworden, da er als Champion stets das Gefühl hatte etwas zu verlieren und Wettkämpfe machen zu müssen, so Rühl weiter.

Krämpfe und Panikattacken waren das Schlimmste

Allerdings stand der Mr. Olympia eigentlich nie im Fokus seiner Karriere, da er in Vegas nicht wirklich beliebt bei den Kampfrichtern gewesen sei. Stattdessen habe er sich lieber auf die Arnold Classics und den NY Pro konzentriert, erklärt Markus Rühl. Laut dem ehemaligen Profi seien jedoch das Schlimmste bei den Wettkämpfen die Krämpfe, welche die Zuschauer nicht wirklich mitbekommen würde. So hätte er stets  in den vier Tagen vor dem Wettkampf im Zuge des Kohlenhydrat-„Ladens“ zum Teil so heftig Schmerzen gehabt, dass er nachts nicht schlafen konnte und in der Früh die Einfahrt hoch- und runterlaufen musste, um die Krämpfe „lösen“ zu können. Diese müssen zum Teil so schlimm gewesen sein, dass Markus eigenen Aussagen zufolge Panikattacken bekommen habe. Irgendwann ging Rühl das Ganze so an die Substanz, dass er seine Karriere beenden „musste“.

Zuviel des Guten zu seinen Bestzeiten

Auf die Frage, ob er jetzt im Nachhinein nochmals alles genauso machen würde wie früher, erzählt Markus, dass er sich im Laufe seiner Karriere als Profi-Bodybuilder mehr Auszeit hätte gönnen sollen. So hätte er 14 Jahre lang am Stück jedes Jahr zwei Wettkämpfe gemacht, was besonders in den späten Jahren dazu geführt habe, dass sein Körper irgendwann ausgebrannt und ausgelaugt war, so Rühl weiter. Dies sei auch der Grund dafür warum in den Augen des Darmstädter der amtierende Mr. Olympia, Phil Heath, nur einen Wettkampf pro Jahr bestreiten würde, um sich genügend Zeit für die körperliche und mentale Erholung gönnen zu können. Aus diesem Grund zolle er vor allem seinem Landsmann, Ronny Rockel, größten Respekt, da dieser seine komplette Karriere durch manchmal an bis zu fünf Wettkämpfe pro Jahr teilnimmt.

Mentaler Druck mindestens genauso schlimm

Neben den körperlichen Anstrengungen seien es aber vor allem die mentalen Herausforderungen und die damit verbundenen Erwartungen an einen selbst, sowie des Sponsors, die laut Markus an die Substanz gehen würden. Somit sei es nicht unüblich im Laufe seiner Karriere auch viel mit Mentaltrainieren zu arbeiten, um stets positiv bleiben zu können, so Rühl. An dieser Stelle möchten wir euch allerdings nicht zu viel vorwegnehmen und stattdessen auf das komplette Interview (siehe Video unten) verweisen, in welchem der ehemalige Profi auch noch auf die Vor- und Nachteile des Sponsorings im Bodybuilding spricht.

Zum ersten Mal spricht Markus Rühl über die zum Teil „dunklen“ Seiten aus seiner Zeit als aktiver Wettkampfbodybuilder. Insgesamt bekommt man in dem Video einen ziemlich nachdenklichen und der eigenen aktiven Wettkampfzeit eher kritisch gegenüberstehenden Markus Rühl zu Gesicht.

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