Ein Interview mit Kevin Levrone

Interview mit Kevin Levrone

Schließen Sie die Augen und stellen sich einen Bodybuilder vor. Was fällt Ihnen dazu ein? Sehen Sie einen dicken Bizeps, oder massiven Quadrizeps oder Schultern wie Kanonenkugeln? Vielleicht sehen Sie auch die vaskuläre Härte oder die eindrucksvolle Muskelmasse! Aber ist das wirklich ein Bodybuilder? Jetzt stellen Sie sich Kevin Levrone vor. Was sehen Sie nun? Vielleicht einen der besten Bodybuilder der je gelebt habt? Einen Bodybuilder der über großartige Symmetrie, Vaskuläre Härte und Muskelmasse verfügte? Es fällt schwierig ihn zu beschreiben, da Kevin Levrone über einen ganz außergewöhnlichen Körper, gepaart mit großer Persönlichkeit besaß und besitzt.

 

Das Interview mit Kevin Levrone

Die Bodybuilding- Szene hat eine lange Zeit nichts von dir gehört? Was hast du die letzte Zeit gemacht?

Kevin Levrone: Ich studiere und fange mit der Schauspielerei an. Ich arbeite mit Milton Katselas und Alen Williams zusammen. Letzterer hat schon mit Jim Carrey zusammengearbeitet. Milton Katselas arbeitete unter anderem mit George Clooney zusammen- und ist mein Schauspiellehrer!

Wow, das ist unglaublich. Und wie lange arbeitet Ihr schon zusammen?

Kevin Levrone: Ich bin umgezogen um mit diesen Kerlen zu arbeiten. Wir arbeiten seit 1,5 Monaten zusammen. Ich liebe meinen neuen Job und denke auch, dass diese Zusammenarbeit mich wirklich weiterbringt.

Macht es einen großen Unterschied Bodybuilding und jetzt die Schauspielerei zu betreiben? Ist es schwierig, sich dieser neuen Herausforderung zu stellen?

Kevin Levrone: Nein, da ich es gewohnt bin auf der Bühne zu stehen und für die Leute eine tolleShow abzuliefern. Der große Unterschied besteht darin, dass ich der Schauspielerei das ganze Jahr nachgehe. Als ich Profi Bodybuilder war, habe ich nicht das ganze Jahr trainiert. Der Schauspielunterricht ist viel anspruchsvoller und setzt große Sachkenntnisse voraus. Es dauert viel länger, als die paar Minuten die ich früher auf der Bodybuilding Bühne verbrachte. Es ist für mich sehr befriedigend, das Schauspielerei auch Kunst ist. Denn Bodybuilding ist schließlich die Kunst, den Körper so zu verändern, wie man es mag! Man erfährt eine Menge über sich selbst und über andere Leute. Deshalb genieße ich die momentane Situation.

Du hast 1991 mit Bodybuilding- Wettkämpfen angefangen. An wie vielen Wettkämpfen hast du teilgenommen, und wie oft hast du gewonnen?

Kevin Levrone: Ich habe 22 Wettkämpfe gewonnen und 17x den zweiten Platz gemacht. Insgesamt würde ich sagen, das ich an 46 Bodybuilding- Wettkämpfe teilgenommen habe.

Seit 2003 bist du nicht mehr am Mr. Olympia (angesehenster Bodybuilding- Wettkampf) angetreten. Warum bist du später nicht noch einmal angetreten?

Kevin Levrone: Weil ich eine Knieoperation hatte. Außerdem hat sich viel geändert. Ich bin nach Kalifornien gezogen, und konzentriere mich mehr darauf, was ich nach einer erfolgreichen Bodybuilding Karriere machen kann.

Wie sieht es denn mit dem Knie aus?

Kevin Levrone: Es sieht sehr gut aus. Alles wieder in Ordnung.

Wirst du noch einmal irgendwann an Bodybuilding Wettkämpfen antreten?

Kevin Levrone: Hmm, das weiß ich noch nicht. Wenn ich jetzt was sagen würde, dann wären morgen alle Internetforen voll mit Gerüchten über meine Person.

Das mag wohl so sein. Hattest du denn schon einmal diese schlechte Erfahrung machen müssen?

Kevin Levrone: Es ist verrückt. Diese Kerle wissen meist nichts mit sich selbst anzufangen und schreiben dann in diversen Bodybuilding Foren ihre Meinung zu Wettkämpfen. Ich meine, diese Leute kommen nicht zu den Meisterschaften und stehen auch nicht auf der Bühne; schreiben aber eine Menge Unsinn in diverse Foren. Ich hoffe das lesen ein paar Leute (lacht).

Ja?

Kevin Levrone: Ich sorge mich nicht wirklich darum, was andere Leute über mich schreiben, denn sie stecken nicht in meiner Haut. Sie stehen nicht auf der Bühne. Aber es ist wie es ist. Es ist mir aber auch nicht so wichtig, was andere Leute über mich denken oder schreiben. Ich mache mein Ding, und solange ich damit glücklich bin was ich tue, stehe ich dazu. Das macht für mich einen Mann aus.

Anderes Thema. Wie beurteilst du den Mr. Olympia 2000, als du zweiter hinter Ronnie Coleman wurdest. Warum denkst du, wurdest du zweiter?

Kevin Levrone: Ich denke, ich wurde zweiter, weil ich nicht dazu bestimmt war zu gewinnen. Manche Dinge sollen einfach nicht passieren. Egal wie hart ich trainiere, egal wie hart ich diäte. Wie auch immer das Ergebnis ausfällt, ich habe es nicht unter Kontrolle. Spirituell glaube ich, dass nichts irrtümlich geschieht. Was geschieht, ist dazu prädestiniert zu geschehen. Ich habe für so viele Shows trainiert um zu gewinnen, und bin trotzdem häufig nur zweiter geworden. Für mich ist das Buch bereits geschrieben. Gott ist der Anfang und das Ende. Er weiß alles was in deinem Leben geschehen wird. Egal wie hart du an etwas arbeitest, wie hart du etwas studierst oder wie perfekt du dich vorbereitest. Es wird nie genau so eintreten wie du es dir vorgestellt hast. Für die meisten Dinge muss man sich nicht so intensiv vorbereiten wie man denkt. Wenn man sich zu sehr mit einer Sache beschäftigt und sich reinhängt, desto ernüchternder ist das Ergebnis, wenn etwas nicht so klappt wie man es sich vorgestellt hat. Wenn man wüsste, dass man alles in der Welt haben kann, würde man es dann tun? Natürlich! Aber wie wird es werden?- das ist dann die zweite Frage, die man sich stellt. Talent schafft seine eigene Gelegenheit, und es spricht für sich selbst!

Wann und warum hast du mit Bodybuilding angefangen. Was war deine Motivation?

Kevin Levrone: Ich hatte einen Verwandten. Er war damals bei der Armee und sehr muskulös. Ich war damals ein kleiner Junge und es hat mich sehr beeindruckt. So was hatte ich noch nie gesehen, er sah aus wie der „unglaubliche Hulk“. Seit diesem Tag wollte ich so werden wie er.

Dann fand ich heraus, dass mein Vater an Krebs gestorben war. Als später auch noch meine Mutter starb, hatte das einen großen Einfluss auf mich. Das brachte mich dazu, gesund zu essen und mich im Sportstudio fit zu halten.
Fingst du mit dem Bodybuilding auf der Highschool an?

Kevin Levrone: Ja, ich habe immer schon hart gearbeitet. Als ich auf der Highschool war habe ich dort in den Hantelräumen trainiert. Und als ich nach Hause kam ging es zuhause weiter. So hat das ganze angefangen.

Was hast du in der Offseason für Training absolviert?

Kevin Levrone: Ich war in der Offseason leichter als auf der Bühne. Auf der Bühne habe ich 112 Kilo gewogen, und Offseason um die 90 Kilo. Ich bin sehr viel gelaufen, ich wollte eine Meile unter 6 Minuten laufen. Um dies zu tun, muss ich 90 Kilo wiegen, bei ungefähr 4% Körperfett. Ich mache Offseason größtenteils Cardiotraining und arbeite beim Krafttraining mit hoher Wiederholungszahl. Außerdem esse ich immer sauber.

Und was isst du heute?

Kevin Levrone: Huhn, Gemüse, Salat, Thunfisch, viel Wasser und Supplemente. Und einmal pro Woche esse ich einen Tag lang was ich will.

Und welche Supplements benutzt du momentan?

Kevin Levrone: Vitaminpräparate

Wie sieht denn die Form momentan aus?

Kevin Levrone: Ungefähr 90 Kilo bei 4 % Körperfett. Ich bereite mich momentan darauf vor eine Meile unter 6 Minuten zu laufen. Und weißt du was? Die Magazine sagen immer das ich 1,75m groß wäre;- aber das stimmt nicht bin größer als 1,75m. Ich weiß nicht woher sie das wissen wollen, da ich nie auf einer Meisterschaft vermessen wurde. In Hollywood bin ich jedenfalls 1,80m (lacht)!

Anderes Thema: Wie steht es eigentlich um deine Band FulBlown?

Kevin Levrone: FulBlown ist mein Hobby, weil ich es liebe Musik zu machen. Ich habe diese Band selber gegründet- wollte aber nie groß damit rauskommen- es war und ist ein Hobby. Ich wollte für mich persönlich einfach Musik produzieren. Ich mag es Texte zu schreiben und dann diese Texte in meiner Musik wiederzugeben. Ich wollte mit diesem Hobby nie berühmt werden, weil ich dem Bodybuilding die erste Priorität zuordne.

Hat dir die Musik geholfen dich besser auf der Bühne zu verkaufen- egal ob Bodybuilding oder Schauspielerei?

Kevin Levrone: Ja, definitiv. Jedes mal wenn ich auf die Bühne gehe, hilft mir die Musik. Ich werde weiterhin mein Bestes tun um mein Handwerk zu verfeinern;- sei es Bodybuilding, Schauspielkarriere oder als Musiker. Für mich kommt alles von innen. Entweder hast du das Talent zu singen, oder nicht; und manche Dinge kann man einfach nicht lernen. Wenn du ein Talent für eine bestimmte Sache hast, solltest du es nutzen. Ich persönlich würde z.B. nie versuchen wollen, ein Basketballspieler zu sein, weil es nicht das Talent ist, was Gott mir gegeben hat. Aber Bodybuilding und die Musik sind Dinge, für die ich Talent besitze, also nutze ich es.

In jedem Beruf oder jeder Branche sind die Ideen das, was die Menschen suchen. Nur eine gute Idee kann einen Mann zu dem machen, der er sein will. Davon hängt alles ab. Bei mir war es mein Verwandter und der Film Pumping Iron (Bodybuilding Dokumentation von Arnold Schwarzenegger) die mich zum Bodybuilding gebracht haben. Ich habe gedacht, „Hey, das kann ich auch“- und es hat super funktioniert. Bill Gates hatte auch eine Idee, und heute gehört er zu den reichsten Männern der Welt.

Was haben die Tätowierungen auf deinem Unterarm zu heißen?

Kevin Levrone: Das eine steht für Christus, meinen Herrn und Heiland; das andere für meine Mutter, die 1990 verstorben ist. Es sind also 2 wichtige Themen in meinem Leben.

Welchen Rat würdest du jemanden geben, der vorhat Bodybuilder, egal ob Amateur oder Profi zu werden?

Kevin Levrone: Die ganze Sache hängt von deiner Einstellung ab. Bodybuilding fängt im Kopf an! Wenn du denkst, du könntest verlieren, verlierst du. Wenn du denkst, du bist deklassiert, dann bist du es. Erfolg beginnt in deinem Kopf. Wenn du mit dir selbst im reinen bist, kannst du (fast) alles erreichen. Die andere Sache, die die Menschen leider immer wieder vergessen ist: Allen Herausforderungen denen wir uns stellen müssen, den Sieg bekommt nicht immer der, der am stärksten oder schnellsten ist. Am Ende gewinnt der, der am meisten an sich selbst glaubt. Der Rat an diese Person wäre, „Sei einfach DU selbst“.

Nur daran halten sich die wenigsten. Die meisten Menschen machen Dinge ohne zu realisieren, was sie überhaupt tun. Sich selbst zu realisieren, ist die größte Freiheit die man haben kann. Und so hat es für mich funktioniert. Ich war immer ein Kind, was allein sein wollte. Meine meisten Freunde waren Musiker. Für mich war es in Ordnung. Gott spricht zu uns, wenn wir allein sind. Ich gehe in einen Raum, der nur für mich ist, nicht um zu sprechen, sondern um zuzuhören. Kunst lebt da, wo absolute Freiheit herrscht!

Danke für die ehrlichen Worte!

 

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